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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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New-Age-Leute glauben, als absolut suspekt – von Heiltherapien bis Tarotkarten. Wahrscheinlich brauchst du nur ein Horoskop am Morgen zu lesen, und schon bist du mit dem Teufel im Bunde. Und was –«
    »Pass auf, Jack«, unterbrach Dempsey. »Ich habe Lavelles Bericht dabei, damit du ihn dir mal ansehen kannst.«
    Er zog einen zusammengefalteten A4-Umschlag aus der Innentasche seines Mantels. »Sag erst was dazu, wenn du alles gelesen hast, okay?«
    Er gab Taaffe das Kuvert und schaute wieder aus dem Fenster. Horoskope. Heiltherapien. Das war seine zweite Zugfahrt innerhalb einer Woche, und die erste hatte ihn mit einer Welt in Berührung gebracht, in der sich James Turner und seine Glaubensgenossen ausgesprochen unwohl fühlen würden.

26
    D er Zug war vorbei an aufgeweichten Feldern und über angeschwollene Flüsse gebraust, und Dempsey hatte wenig Anzeichen für neues Wachstum in den Gestrüppen und Dickichten entlang der Bahnlinie bemerkt. Keine »Neubelebung der Natur«, wie es Lavelle in seinem Bericht genannt hatte, den er in dem leeren Abteil las. Aber als sich der Zug der Nordwestküste näherte, sah er, dass der Schlehdorn in den Hecken bereits Blüten trug, wie Sahnekleckse waren sie über die kahlen Zweige verteilt. Das musste die Wirkung des Golfstroms sein. Oder der globalen Erwärmung.
    Als der Zug in Sligo einfuhr, betrachtete Dempsey das noch weiße Plateau von Ben Bulben, das wie ein umgedrehter Schiffsrumpf drohend über der Stadt lag.
    Nach einem Treffen mit der örtlichen Polizei spazierte er an dem kühlen, aber klaren Nachmittag durch die Stadt, bis er zu einem Laden namens Earthwise kam, den ein gewisser Mr Greg Mathers als Nachsendeadresse für die Gewandnadeln benutzt hatte.
    Bislang hatte man Mathers noch nicht aufgespürt, aber der Polizei von Sligo zufolge war er dort gut bekannt wegen seiner Teilnahme an der Winter und Sommerakademie zu Yeats. Er war angeblich Amerikaner oder Amerikaner irischer Abstammung, Ende Dreißig und hatte einige Freunde in der Gegend gewonnen. Die meisten seiner Bekannten stammten allerdings nicht von dort. Sligo war ein Zufluchtsort für Künstler, Aussteiger und New-Age-Herumtreiber geworden, und unter diesen Leuten verkehrte Mathers bei seinen Besuchen. Bei der Kursanmeldung hatte er das Earthwise als Adresse angegeben.
    Dabei handelte es sich um einen Reformkostladen mit einem kleinen Essbereich im hinteren Teil, wo man aus einer Vitrine mit Salaten, Bohnen und vegetarischen Quiches wählen konnte. Moira Maxwell, die Besitzerin, war in den Fünfzigern, mit Haar wie Stahlwolle, das sie mit Kämmen aus dem Gesicht hielt. Dempsey hatte sich telefonisch mit ihr verabredet, und sie saßen zusammen im Essbereich, in dem außer ihnen niemand war.
    Da die Polizei sie bereits mehrmals vernommen hatte, antwortete sie ihm mechanisch und mit einer gewissen Gereiztheit. Jawohl, Mr Mathers sei gelegentlich zu Besuch in der Stadt, und der Nachsendedienst, den Earthwise anbot, könne gegen eine geringe Gebühr von jedermann genutzt werden. Sie unterhielten Kontakte mit den Vertreibern verschiedenster alternativer Produkte, und so habe sich ihre Funktion als Sammel und Nachsendestelle entwickelt. Sie habe nicht besonders auf Mr Mathers geachtet. Eine Beschreibung? Groß und bärtig. Dunkel. Ob sie das nicht bereits wüssten. Nein, es sei ihr nicht bekannt gewesen, dass er den Laden bei der Anmeldung für die Yeats-Akademie als Adresse angegeben hatte. Dann stellte Dempsey eine Frage, von der er wusste, dass sie neu für die Frau war. Sie dachte gründlich darüber nach.
    »Veilchenöl? Davon habe ich noch nie gehört, jedenfalls nicht im Zusammenhang mit Aromatherapie. Aber wir bekommen manchmal Anfragen von Therapeuten und anderen Kunden nach ausgefallenen Ölen. Um diese Dinge kümmert sich Gaye bei uns.«
    Sie nickte in Richtung ihrer Verkäuferin, die vorn im Laden gerade eine Kundin bediente. Dempsey hatte die Frau zuvor beobachtet und war zu dem Schluss gekommen, dass sie mit halbem Ohr ihrer Unterhaltung folgte. Er wusste, er würde aus Moira Maxwell nicht mehr viel herausbekommen, deshalb dankte er ihr, und als sie eine Freundin begrüßen ging, die soeben zur Tür hereinkam, spazierte er im Laden umher und wartete darauf, ein paar Worte mit Gaye wechseln zu können.
    Er vertrieb sich die Zeit, indem er Anzeigen für Kurse und Dienstleistungen las, darunter holotropes Atmen, eine Tätigkeit, die offenbar mit schamanischem Trommeln zu tun hatte. Es gab Reiki,

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