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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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ordinäres, kleines Gedicht über Yeats und Maud Gönne, das damals von einer Studentengeneration an die nächste weitergegeben wurde. Wahrscheinlich hat mich die Erwähnung deines Priesterfreundes darauf gebracht. Willst du es hören?«
    Sie legte ohne Rücksicht los:
    »Yeats Willi wichst, Es ist wie verflixt, Maud bringt ihn um den Verstand. Im Geist ist sie sein, Doch sie lässt ihn nicht rein, So hilft er sich mit der Hand.«
    Es war ordinär. Jane wurde augenblicklich rot und bemerkte gleichzeitig einige missbilligende Mienen um sie herum. Dann brach sie in Lachen aus.

25
    A uf der Zugfahrt von Londons Heathrow Airport in die Stadt sah Dempsey mit Graffiti besprühte Wände und die Giebelseiten von Häusern vorbeihuschen. Gelegentlich tauchte ein X in den Sprüchen auf, und schließlich entdeckte er auf einer Strekke von rund einer Meile mehrere Male drei von ihnen zusammen in einem senkrechten Muster. Nach den ein und aussteigenden Fahrgästen zu urteilen, lebten offenbar viele Moslems in dieser Gegend. Waren die Graffiti Hinweise auf die Aktivitäten des Zehnten Kreuzzugs, oder sah er nur eine düstere Botschaft in zufälligen Schmierereien? Immerhin war an der letzten Haltestelle eine aufreizende Werbung für Damenunterwäsche rot übermalt gewesen, die Farbe strömte vom Schritt des Models und von den Brustwarzen unter dem BH. Aber das bedeutete nicht, dass ihr Mörder in der U-Bahn Amok lief. Und in einem Schriftstück, das ihm Lavelle vor ein paar Tagen gegeben hatte, warnte der Priester ebenfalls davor, einen überlegten Plan in Dingen zu sehen, die möglicherweise gar nicht zusammenhingen.
    Dennoch beunruhigte ihn die Zerstörung des Plakats aus mehreren Gründen. Ein neuer Hinweis auf… ja, auf was eigentlich? Er dachte an die Filmplakate, die in seiner Kindheit vor dem Kino in der Nachbarschaft hingen. Auf denen hatte der Besitzer manchmal das üppige Dekolleté des weiblichen Stars mit schwarzer Tinte übermalt. War das das andere Extrem? Es hatte auch einen Jungen gegeben, der gern eine Ausschnittslinie auf die Brüste der Mädchen in den Comics seiner Schwester zeichnete, um anzuzeigen, dass sie im Besitz dieser geheimnisvollen, faszinierenden Kurven waren. Heutzutage war von dem Geheimnis nicht mehr viel übrig, dachte er. War es das, was dieser Welt fehlte – das Geheimnisvolle?
    Und konnte Sarah Glennons Schicksal eine Reaktion auf die offene Darstellung weiblicher Sexualität in den Medien sein? Gerade fromme Moslems liebten es nicht gerade, wenn der weibliche Körper in der Öffentlichkeit gezeigt oder gar zur Schau gestellt wurde. Dempseys Gedanken drehten sich in einem frustrierenden Kreis, der zwei Stränge zu haben schien, die jeweils in eine andere Richtung gingen. Vielleicht lag es daran, dass Lavelle in seinem Bericht den Aspekt der weiblichen Sexualität ins Spiel gebracht hatte, während er die islamische oder pseudo-islamische Dimension gleichzeitig verwarf:
    Nach mehr als einer Woche des Nachdenkens über das Ritual enthält es für mich immer weniger ein islamisches Element, vorgetäuscht oder nicht. Hätte jemand gewollt, dass es wie ein muslimischer Ritus aussieht, dann hätte er das sehr viel offensichtlicher machen können.
    Oberflächlich betrachtet, mag es danach aussehen, aber ich bin überzeugt, dem Mord liegt ein komplexer und düsterer Gedankenprozess zugrunde, der Elemente von Reinigungsritualen vom Nahen Osten bis zum keltischen Irland enthält.
    Wenn wir wissen, was diese verschiedenen Elemente verbindet, werden wir klarer sehen, und es wird hoffentlich Ihre Chancen vergrößern, den oder die Verantwortlichen zu finden.
    Dann hatte Lavelle die Bedeutung der vierzig Tage unterstrichen, der keltischen Riten, die den Beginn des Februars umgaben, und der Bluttabus, die sich in der Bibel finden… und schließlich hatte er Dempsey im Schnelldurchgang durch die Religionsgeschichte geführt. Was würde Taaffe wohl davon halten?, dachte er und wandte sich vom Fenster ab.
    In diesem Moment fing Taaffe seinen Blick auf. »Wer kauft ihnen bloß diesen Schwachsinn ab?«
    Der Detective Sergeant saß ihm gegenüber und blätterte in Pamphleten des Zehnten Kreuzzugs und Flugblättern, die für öffentliche Auftritte James Turners in verschiedenen britischen Städten warben. Das Material hatte ihnen die britische Polizei geschickt, die außerdem Turners Aufenthaltsort für sie ermittelt hatte. Widerwillig hatte Turner einem Treffen mit den irischen Polizisten in seinem Hotel in

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