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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Swiss Cottage zugestimmt. Es war sein letzter Tag in London, und er beendete diesen Teil seiner Tournee mit der Rede auf einer Evangelistenkundgebung am Abend.
    »Das ist nicht nur religiöse Bigotterie, es ist außerdem rassistisch«, sagte Taaffe. »Propaganda von der Überlegenheit der Weißen.«
    »Ich habe von Bonner in Mountjoy schon einiges darüber gehört«, erwiderte Dempsey.
    »Das Zeug über den Koran hier dürfte einigen Leuten ziemlich sauer aufstoßen«, sagte Taaffe, nahm eine Broschüre und las laut vor: »›Der Koran ist ein schlechtes Buch, nicht das Wort Gottes, sondern das Werk Satans…‹«
    Dempsey sah, dass sich in dem halb vollen Waggon einige Leute nach ihnen umdrehten. Er legte den Finger an die Lippen und verdrehte die Augen zu Taaffe, damit der den Mund hielt.
    »Stoff für eine Fatwa, würde ich sagen, hör dir das an«, plapperte Taaffe weiter. Dempsey trat ihm ans Schienbein, und endlich begriff er.
    Der Zug hielt, und mehrere Passagiere stiegen aus. Als er wieder anfuhr, waren die beiden fast allein im Wagen.
    »Es ist trotzdem ein bisschen lächerlich«, sagte Taaffe. »Ich habe ja nur zitiert. Wenn ich das Gleiche mit der Bibel tun würde, gäbe es kein Problem. Es ist diese Angst, Moslems zu beleidigen, weil sie glauben, der Koran ist das Wort Gottes.«
    »Vielleicht ist es am besten, vor beiden ein bisschen Respekt zu zeigen.«
    »Wir sollten sagen dürfen, was wir denken, ohne uns lange den Kopf zerbrechen zu müssen. Freie Meinungsäußerung und so. Wenn wir nachgeben, buttern sie uns unter.«
    »Turner und seinesgleichen argumentieren wahrscheinlich genauso«, sagte Dempsey. »Aber wenn Leute wie er das Sagen hätten, wäre ich noch wesentlich besorgter. So viel ich diesen Broschüren entnehme, sind sie nicht nur gegen den Islam.«
    »Ja, sie behaupten, dass Jesus kein Jude war, sondern Galiläer. Und die Juden seien überhaupt nicht die Kinder Israels, weil die Israeliten eine weiße Rasse sind. Und wer sind dann die wahren Israeliten? Die Angelsachsen, Kelten, Skandinavier, Germanen… wie kann jemand so ein Zeug schlucken? Dann sagen sie, es gebe eine jüdische Bruderschaft mit dem Namen ›Illuminati‹, die weltweit den Geldmarkt beherrscht. Einer erstaunlichen Logik zufolge sollen sie sich mit arabischen Ölscheichs in einer Verschwörung gegen den Westen zusammengetan haben. Und schau dir das an…«
    Taaffe hielt ein dünnes Heftchen im Zeitschriftenformat hoch. Es sah aus wie eine knallbunte Comicversion der Bibelgeschichte. Eine Balkenüberschrift verkündete im Stil einer Zeitung: WORLDSEND TIMES – Die Schlagzeilen von morgen schon heute!
    »Handelt sich vermutlich um einen Führer zum Ende der Welt für Boulevardpresseleser wie mich«, sagte er. »Nur dass mir auf Seite drei statt Mandys Titten ein Bild vom Antichrist ins Auge springt!«
    Taaffe war in redseliger Stimmung. Dempsey wollte eigentlich seine Gedanken für ihr Treffen mit Turner sammeln und überlegen, wie er seine Erkenntnisse aus dem Besuch in Sligo mit den Aktivitäten des Zehnten Kreuzzugs unter einen Hut bringen konnte. Aber sein Partner war nicht zu bremsen.
    »Vermutlich können Scharlatane wie Turner jetzt wunderbar mit den Vorurteilen der Leute spielen, weil der Papst und die anderen religiösen Führer auf dieser Konferenz miteinander ins Bett hüpfen wollen. Und in diesem Heft hier behaupten sie, dass Jerusalem der Ort ist, an dem der nächste Weltkrieg beginnt. Die Sicherheitsdienste in Israel dürften inzwischen langsam am Durchdrehen sein. Und wahrscheinlich dachten sie nach den Jahrtausendfeiern in Jerusalem, das sei erst mal das Ende ihrer Kopfschmerzen.«
    »So viel ich von Lavelle weiß«, ließ sich Dempsey widerwillig ins Gespräch ziehen, »glauben viele dieser unbelehrbaren Millenniumstypen, dass wir jetzt erst auf die Zielgerade zum Ende einbiegen. Selbst Katholiken machen jetzt mit, weil sie glauben, dass dieser Papst der letzte ist.«
    »Ja. Und dem Zehnten Kreuzzug zufolge war Fatimas drittes Geheimnis eine Prophezeiung, dass ein Teufelspapst im Vatikan regieren würde.«
    »Offenbar machen alle das Theater vom Ende der Welt mit«, meinte Dempsey. »Ich habe in Sligo aus der New-Age-Ecke dasselbe gehört.«
    »Allerdings behauptet der Zehnte Kreuzzug, die Birkenstockheinis seien Agenten des Satans, die falsche Prophezeiungen verbreiten. Das hat was von: ›Verpisst euch und vermasselt uns nicht die Tour, das ist unsere Szene.‹ Deshalb gilt ihnen alles, woran die

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