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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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prophetische Talismane. Es heißt, dass an Tutenchamuns Mumie 144 solcher Gegenstände gefunden wurden – eine Zahl, die manche mit den 144 000 Gerechten in Verbindung gebracht haben, denen am Tag des Jüngsten Gerichts nicht der Prozess gemacht wird, weil sie, wie es in der Offenbarung heißt, »diejenigen sind, welche sich ihre Jungfräulichkeit bewahrten und nicht besudelt wurden von (Sex mit) Frauen«.
    Um vier Uhr wartete er gegenüber des Earthwise. Gaye kam aus dem Laden und blickte ungeduldig in beide Richtungen, bis eine Lücke im Verkehr ihr das Überqueren der Straße ermöglichte. Er wusste, sie hatte ihn gesehen, aber sie hielt den Kopf gesenkt und eilte auf einen nahen Parkplatz.
    »Moment mal, Miss Simmons«, sagte er, als er sie eingeholt hatte. »Sie sagten doch, wir treffen uns…«
    »Nicht auf der Straße, wenn ich bitten darf«, zischte sie aus dem Mundwinkel und setzte brüsk ihren Weg fort. »Und ich habe wirklich nicht viel Zeit, Inspector. Eine Nachbarin holt immer um drei Uhr meine Kinder von der Schule ab. Wenn ich sie bis fünf nicht bei ihr geholt habe, macht sie mir heftige Vorwürfe.«
    Sie kamen zu einem roten, mit Gänseblümchen bemalten Kombi. Im selben Moment prasselte ohne Vorwarnung ein Hagelschauer vom Himmel.
    »Setzen Sie sich lieber rein«, sagte Gaye mürrisch. Dempsey tat, wie geheißen, wobei er ein flaches Päckchen Zigarettenpapier der Marke Rizla vom Beifahrersitz aufhob.
    »Wieso stecken Sie Ihre Nase in unsere Angelegenheiten?«, sagte sie plötzlich. Es war mehr ein Verweis als eine Frage.
    »Wenn Sie mit ›uns‹ Leute meinen, die auf der Suche nach einem alternativen Lebensstil hierhergekommen sind – ich habe nicht die Absicht, irgendwem in die Quere zu kommen«, sagte Dempsey. »Es ist nur so, dass eine bestimmte Person, mit der wir uns gern unterhalten würden, anscheinend mit Leuten Ihrer… Überzeugung verkehrt. Warum, weiß ich nicht genau.
    Was hat Sligo an sich, das Menschen wie Sie hierher führt?«
    »Hier gibt es eine Verdichtung spiritueller Energie, und auf die wollen wir uns einstimmen, falls Sie wissen, was ich meine.«
    »Eine Verdichtung spiritueller Energie«, wiederholte Dempsey. »Verdichtung wozu?« Hagelkörner trommelten auf das Dach und hüpften über die Motorhaube.
    »Wir haben erst in den letzten fünfzig Jahren begonnen, die Bedeutung der altertümlichen Bauwerke auf der Erde zu verstehen, Sie haben bestimmt im Fernsehen schon mal was darüber gesehen.«
    Dempsey nickte weise, und sie fuhr fort.
    »Stonehenge, Newgrange, die ägyptischen Pyramiden, mexikanische Tempel – sie hängen alle zusammen, weil sie etwa zur selben Zeit von Menschen erbaut wurden, die viel mehr von den Sternen verstanden, als es unsere heutigen Astronomen tun. Es ist wie… eine kosmische, spirituelle Uhr, die ständig vor sich hin tickt, und diese Bauten sind die Instrumente, mit denen man diese Zeit berechnet. Die Maya haben einen Steinkalender gebaut, der so genau ist wie eine Atomuhr, und er sagt das Ende der Zeit für das Jahr 2012 nach unserem Kalender voraus, und dieses Datum wird auch von Inschriften auf den Pyramiden bestätigt.«
    »Das Ende der Welt?« Jetzt geht das wieder los, dachte er.
    »Die meisten von uns glauben, dass es das Ende einer Art Unwissenheit bedeutet, verstehen Sie? Ein Tor zu einer neuen Welt des Geistes – eine andere Ebene des Daseins. Die Geistigsten von uns fühlen es bereits. Und am stärksten ist es, wenn wir uns an einem Ort voll alter Weisheit und Nähe zum Geist versammeln, wie in Sligo.«
    »Und deshalb kommt auch Greg Mathers hierher – abgesehen von seiner Teilnahme an den Yeats-Kursen, meine ich?«
    »Hören Sie, ich kenne Greg wirklich nicht sehr gut. Ich weiß nur, dass er den Ruf hat, eine Art Mystiker zu sein, ein Mensch mit einer tiefen Achtung vor der alten keltischen Religion. Nennen Sie ihn einen Druiden, wenn Sie wollen. Er wurde wohl durch die Lektüre von Yeats dazu angeregt hierher zu kommen. Wir stellen keine Fragen, woher einer kommt oder wohin er geht. So viel ich weiß, war Greg seit letztem Jahr nicht mehr hier. Jedenfalls war er nicht bei der Yeats-Winterakademie. Das ist alles, was ich weiß.«
    »Aha«, sagte Dempsey und holte seine Zigaretten hervor.
    »Stört es Sie, wenn ich rauche?« Gaye schüttelte den Kopf.
    »Sie auch?«, fragte er und bot ihr eine an.
    »Nein danke.«
    Er hatte das Päckchen Rizla auf die Ablage gelegt. Er sah, wie sie darauf schielte und gab es ihr. »Sie drehen

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