Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
nur noch eine Wüste. Rokor hat alles vernichtet. Das ist eine Reise ins Nichts!«
Kai erklärte der aufgeregten Yadi, dass die Plage Rokor tot war. Zwar war der Saphirstern lange Zeit unbewohnbar geworden, aber als Rokor begann sich zu zersetzen, war der Nährboden für neues Leben geschaffen worden. »Es gibt mehrere Astronomen, die bereits grüne Zonen auf dem Planeten ausgemacht haben.«
»Aber unser Freund, der Gouverneur, möchte nicht, dass dies bekannt wird«, vollendete Endriel mit verschränkten Armen.
Kai nickte.
»Aber wieso nicht?«, fragte Miko. »Es muss ihm doch gefallen, über zwei Planeten zu herrschen, oder?«
»Syl Ra Van befürchtet, die Kontrolle über die Hohen Völker zu verlieren«, brummte Keru. »Die Neubesiedelung des Saphirsterns würde sein selbst gesponnenes Netz auf Kenlyn auflösen. Wer weiß? Vielleicht würden sich seine Untertanen eines Tages nichts mehr von ihm befehlen lassen. Hinzu kommt«, er bleckte seine mörderischen Zähne, »er wird nicht sehr gut dastehen, wenn er zugeben muss, dass er die Völker Jahrhunderte lang belogen hat.«
»So ist es.« Kai nickte und fuhr mit seiner Geschichte fort. »Ich kehrte als erstes nach Tian-Dshi zurück, weil ich eine Ahnung hatte, dort noch einmal Liyen zu begegnen. Aber das war nur Wunschdenken. Also durchschritt ich den Nexus nach Teriam, wo ich beinahe sofort von dem Draxyll angegriffen wurde. Den Rest der Geschichte kennt ihr.«
Es herrschte Schweigen.
»Aber eines verstehe ich nicht«, sagte Miko schließlich. »Sie sagten, Sie fanden Yu Nan irgendwo in der Südlichen Hemisphäre, oder?«
»Richtig.«
»Warum fliegen wir also zu dieser Insel im Großen Meer?«
»Ich hatte vergessen, das zu erzählen.« Kai räusperte sich. »Nachdem Liyen fort war und ich mich bereit erklärt hatte, Yu Nan zu helfen, öffnete er einen versiegelten Nexus, der über ein Netzwerk weiterer Portale auf die Insel führte. Weit außerhalb von Syl Ra Vans wachsendem Einflussbereich.«
»Aber dieses Netzwerk existiert nicht mehr?«, fragte Xeah.
»Nein. Um sicher zu stellen, dass niemand den Weg zu seinem neuen Lager finden würde, hat Yu Nan es zerstört.«
»Und wie bist du bislang auf die Insel gelangt?«, fragte Nelen. »Ich meine, du sagtest, du warst immer wieder dort, um Yu Nan Bericht zu erstatten!«
»Mit einem Boot.«
»Ah. Ja klar. Logisch.«
»Um es kurz zu machen«, sagte Endriel, »er wartet irgendwo allein am Arsch der Welt auf deine Rückkehr.«
Kai lächelte. »Könnte man so sagen.«
Xeah hob ihren Schädel. »Warum haben Sie uns das alles verschwiegen, Kai?«
»Weil ich nicht wusste, wie weit ich euch vertrauen kann.«
»Hey!« Nelen flatterte in Kais Richtung, hielt aber einen halben Meter vor seiner Nase. »Wir haben immerhin eine ganze Menge auf uns genommen, um dir zu helfen!«
»Ja. Aber hättet ihr es auch getan, wenn ihr gewusst hättet, wer hinter mir her ist? Es tut mir leid, dass ich euch nicht von Anfang an alles gesagt habe. Aber ich habe euch nicht belogen.«
»Nein.« Endriel lächelte spröde. »Du hast nur essentielle Dinge verschwiegen.«
»Ich habe euch aus purem Egoismus in Lebensgefahr gebracht, obwohl ich es besser hätte wissen sollen«, sagte Kai ernst. »Auch wenn ich weiß, dass es unentschuldbar ist, bitte ich euch trotzdem um Verzeihung. Ich kann nicht erwarten, dass ihr euer Leben riskiert, nur um den letzten Wunsch eines alten Mannes zu erfüllen, den ihr nicht einmal kennt.«
»Ich akzeptiere Ihre Entschuldigung«, antwortete Xeah. »Aber Sie sind mit Sicherheit kein Egoist.«
Ich muss mit dir reden, Kai , dachte Endriel. Allein. Über die Dinge, die Yu Nan mir gezeigt hat. Du bist der Einzige, der sie auch gesehen hat. Keru stand noch immer in der Tür und hielt den Blick gesenkt. Er schien in Gedanken versunken zu sein, genau wie Miko. Doch in den Augen des Jungen lag ein begeistertes Funkeln. Die Dinge, die er eben erfahren hatte, übertrafen seine kühnsten Träume.
»Und wie soll es nun weitergehen?«, fragte Xeah.
»So wie bisher«, antwortete Endriel prompt. »Ich habe nicht diesen ganzen Wahnsinn mitgemacht, um jetzt plötzlich zu kneifen. Ich werde die Reise fortsetzen.«
Nelen sah sie an, als wäre sie verrückt geworden. »Aber da draußen sind überall Weißmäntel, von den Schatten ganz zu schweigen!«
»Glaubst du, das weiß ich nicht, Nelen?«
»Es wird gefährlich werden, Kapitän!«
Sie sah Miko an. »Deswegen werde ich allein gehen. Ihr bleibt hier im Kloster.
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