Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
Vernichtet sie «, befahl der Kaiser, ohne sich umzudrehen. Draußen zog der Innere Mond als winziger fahler Fleck seine Runden durch die Nacht. » Wir können es uns nicht erlauben, dass einer von ihnen redet. «
Galet blickte unwillkürlich zu den Sha Yang-Skeletten zu seiner Linken. Die bleichen Gerippe schienen ihn anzugrinsen. Sein Hals war wie ausgedörrt. »Natürlich, Gebieter. Wie Sie wünschen. Aber ... da ist noch etwas.«
Er beobachtete den Rücken des Kaisers – die wuchtigen Schulterstücke der Rüstung, den Nackenschutz des Helmes und den schwarzen Samtumhang – und stellte sich vor, wie das Wesen unter dieser Verkleidung vor Wut kochte. Als keine Reaktion erfolgte, hoffte er, dass dies das Zeichen für ihn war, fortzufahren. »Die Korona , Gebieter. Sie ist zusammen mit der Dragulia in Teriam angekommen. Admiral Telios war mit der Pilotin bei Syl Ra Van.« Es schien, als hörte ihm der Kaiser nicht zu, trotzdem fuhr Galet fort. »Unsere Leute haben nachgeforscht und sie mittlerweile identifiziert. Ich habe hier eine Aufzeichnung von ihr, die gemacht worden ist, bevor sie das Hauptquartier der Weißmäntel betreten hat.«
Erst jetzt war das Interesse des Gebieters geweckt. Die dunkle Gestalt wandte sich um, ihr roter Blick wanderte von Galets Gesicht zu dem kleinen Geisterkubus, den er aus der Tasche gezogen hatte. Dieser zeigte die Projektion einer ernsten Menschenfrau, die sich mit misstrauischem Blick umsah. Sie war jung, braunes Haar umrahmte ein hübsches Gesicht mit tiefen Augen.
»Ihr Name ist Endriel Naguun«, erklärte Galet. »Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass sie die Tochter von Yanek Naguun ist, einem ehemaligen Kapitän der Weißmäntel und Freund von Admiral Telios. Wie es aussieht, betreibt sie zusammen mit dem Weißen Tod eine Art Transportunternehmen. Syl Ra Van hat sie und ihre Mannschaft freigesprochen. Sie war ebenfalls auf der Dragulia und zusammen mit Novus auf dem Nexus in Xida-Ma. Soll ich sie auch liquidieren lassen, Gebieter? Sie hat uns eine Menge Ärger bereitet, genau wie der Weiße Tod. Ich halte es für ratsam –«
Galet schwieg, als die Rüstung auf ihn zuzuschweben schien und seine Furcht wuchs. Die Augenschlitze des Schattenkaisers leuchteten. Als er seinem Adlatus den Kubus aus der Hand nahm, verneigte sich dieser wieder diensteifrig. Der Kaiser betrachtete die Projektion von Endriel Naguun lange und Galet fragte sich nicht zum ersten Mal, was in seinem Gebieter vorgehen mochte. Aber er wagte es nicht zu sprechen, bevor er eine Antwort erhalten hatte.
» Nein «, sagte der Kaiser.
»Aber Gebieter ...!« Galet verstummte, als der rotglühende Blick ihm in die Augen stach.
» Wir werden die nächste Zeit genug damit zu tun haben, unsere Spuren zu verwischen. Die Jagd nach Novus hat zu viel Aufmerksamkeit erregt. Wir werden warten. Vielleicht ein paar Wochen, vielleicht ein paar Monate. « Er umschloss den Geisterkubus mit der rechten Hand, das Leder seiner Handschuhe knautschte. » Aber wir wissen, wo sie sich befindet – sie und der Weiße Tod. Und werden sie nicht aus den Augen verlieren .«
Galet verneigte sich eifrig. »Selbstverständlich nicht, Gebieter.«
Der Kaiser öffnete die Hand wieder und betrachtete die Projektion des Mädchens. » Endriel Naguun «, murmelte er. Es klang wie das Flüstern von Gespenstern. Dann, einen Herzschlag später, begann er zu lachen: ein metallisches, bizarres Geräusch, das Galet einen Schauer die Wirbelsäule hinab jagte.
Es klang wie das Lachen eines Wesens, das ein Spiel verloren hatte und von der Findigkeit seines Gegners überrascht war. Galet mochte sich irren, aber es hörte sich an, als habe der Gebieter eine Menge Respekt vor Endriel Naguun gewonnen.
Was es für ihn zu einem noch größeren Vergnügen machen würde, sie letzten Endes zu vernichten.
Ende des ersten Bandes
Das Abenteuer geht weiter:
Rückkehr nach Kenlyn – Band 2 der Kenlyn-Chroniken
Ein halbes Jahr ist vergangen.
Endriel versucht noch immer verzweifelt, Liyen zu finden – das einzige Wesen auf ganz Kenlyn, das ihr helfen kann, Kai zu retten. Schnell wird Endriel klar, dass ihre Suche ihrer Mannschaft und ihr mehr abverlangen wird, als alles zuvor. Denn der Schattenkaiser lässt jeden ihrer Schritte beobachten und wartet nur darauf, zuzuschlagen.
Zur gleichen Zeit kämpft Admiral Telios darum, die Schatten in den Reihen der Friedenswächter ausfindig zu machen. Verräter lauern überall und Telios ist sich klar, dass er
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