Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
der Krieg gegen den Schattenkaiser Rul’Kshura seit dreihundert Jahren beendet sei und angeblich alle Sha Yang den Tod gefunden hatten.
»Wir erzählten ihm von der anschließenden Machtübernahme des Gouverneurs und der wachsenden Kontrolle der Friedenswächter.« Kai ließ seinen Blick über die Gesichter der anderen gleiten. »Wir verbrachten Tage in der Ruine. Liyen und ich teilten unseren Proviant mit ihm und er erzählte uns, wie sein Klan versucht hatte, dem Zorn der Kultisten zu entgehen. Es heißt manchmal in den Legenden, Sha Yang seien unsterblich, aber das stimmt nicht, sie werden nur sehr alt. Yu Nan war über tausend Jahre alt. Er war auf dem Saphirstern geboren worden, lange bevor sich die Schattenkaiser zum ersten Mal erhoben hatten. Er hatte das Ausbrechen der Plage Rokor überlebt und war maßgeblich an Kenlyns Umwandlung beteiligt. Nun waren alle Mitglieder seiner Familie tot, sein ganzes Volk. Er war, in diesem Teil des Universums, der letzte seiner Art.«
Doch Yu Nan weigerte sich, das zu akzeptieren. Er bat Kai und Liyen, für ihn nach weiteren Überlebenden des Krieges zu suchen. Kai hatte Mitleid mit dem Wesen und versprach, ihm zu helfen. Doch Liyen war dagegen.
»Sie sagte, dass wir damit nichts zu tun hätten. Es war lange vor unserer Zeit geschehen. Sie sagte: › Unser eigenes Leben ist so kurz, warum sollen wir uns zum Diener dieses alten Wesens machen? ‹ « Kai und sie stritten sich, und als Liyen begriff, dass er notfalls ohne sie gehen würde, lief sie davon.
»Ich wollte ihr hinterher, aber Yu Nan hielt mich zurück. Ich war überzeugt, dass sie sich beruhigen und zurückkehren würde. Aber ich irrte mich. Ich sah sie nie wieder.« Kai schüttelte den Kopf und setzte seine Erzählung fort.
Ungefähr anderthalb Jahre lang wanderte er durch Kenlyn, wieder allein, doch diesmal mit einem Ziel, einer Mission. »Ich war dahintergekommen, dass der Sinn meiner Reise darin bestanden hatte, meinen Mentor zu finden.«
»Nichts im Universum geschieht zufällig«, sagte Xeah bedächtig nickend.
Doch Kai fand keine Lebenszeichen anderer Sha Yang. Auch nicht von Liyen. Dafür entdeckte er Hinweise auf eine ansteigende Korruption unter den Friedenswächtern. »Zu früheren Zeiten hätten sie uns vielleicht geholfen, aber so wie die Dinge standen, beschlossen mein Mentor und ich, unser Wissen geheim zu halten. Niemand durfte erfahren, dass Yu Nan noch lebt.«
Ebenso beunruhigend war für Kai das Zeichen, dem er in verschiedenen Städten begegnete, oft als unauffällige, versteckte Tätowierung oder als Emblem auf Kleidungsstücken. »Die Rune Shadûr«, erklärte er. »Ein uraltes Schriftzeichen aus einer lange vergessenen Sprache.« Er beschrieb die Rune als einen Dreizack, dessen äußere Spitzen um die mittlere gewunden waren. »Shadûr steht für Tod und Wiederauferstehung«, sagte Kai.
Was anfangs nur eine Vermutung war, wurde schnell zu einer Gewissheit: Es war das neue Siegel des Schattenkults, der die »Säuberungsaktion« des Gouverneurs überlebt hatte.
Immer wieder kehrte Kai zu seinem Mentor zurück, weckte ihn aus seinem Zeitlosen Schlaf und erstattete ihm Bericht. Yu Nan ließ jede Hoffnung fahren, jemals wieder jemandem aus seinem Volk zu begegnen. Und schließlich hielt er die Zeit für gekommen, seine letzte Reise anzutreten.
»Also machte ich mich auf, ein Drachenschiff zu finden, das den Zeitlosen Sarkophag auf den Saphirstern transportieren konnte.«
»Moment!«, sagte Nelen. »Wie soll das gehen? Habt ihr irgendwo ein Raumschiff gebunkert?«
»Nein, aber es gibt Portale, quer über den ganzen Planeten versteckt. Die meisten davon sind mittlerweile unbrauchbar. Aber andere funktionieren noch. Yu Nan gab mir den Schlüssel, sie zu aktivieren.« Kai hob seine Armschiene.
»Wow.« Miko bestaunte das kristallbesetzte Artefakt. Dann kratzte er sich am Kopf. »Aber, äh, glauben Sie nicht, dass der Gouverneur weiß, wo sich diese Portale befinden und dort längst seine Leute stationiert hat? Ich meine, immerhin haben die Sha Yang ihn doch geschaffen! Er weiß, was sie wissen, oder?«
»Syl Ra Van weiß nicht alles«, antwortete Kai. »Es gibt vieles, das die Sha Yang aus Sicherheitsgründen aus seinen Speichern gelöscht haben. Und sie hätten es niemals zugelassen, dass Syl Ra Van sich zum Alleinherrscher aufschwingt. Er war allein programmiert, zu dienen.«
»War«, betonte Keru grollend.
»Selbst wenn!«, brachte Nelen hervor. »Der Saphirstern ist mittlerweile
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