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Die Ketzerbibel

Die Ketzerbibel

Titel: Die Ketzerbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Klee
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«Geh, geh fort, ehe ich weinen muss und du mich auch noch mit geschwollenen Augen und einer dickenroten Nase in Erinnerung behältst», sagte sie in komischer Verzweiflung.
    Wider Willen musste Carolus lachen.
    «Jetzt geh schon!» Catherine lachte ebenfalls und scheuchte ihn hinaus. Sie wollte allein sein.
    Carolus suchte Laura auf. Sie lag auf dem Bett auf einem Haufen Rollen und Kissen und sah sehr glücklich aus. «Carolus! Wie kann ich dir nur danken! Und Danielle!»
    «Sie ist fort. Sie ist geflohen aus Angst vor den wütenden Leuten oder weil sie ihren Schwestern nicht zur Last werden wollte – vielleicht auch vor mir.»
    «Oh, aber du musst unbedingt hinter ihr her! Bring sie zurück!»
    «Wenn sie das aber gar nicht will?» Carolus hatte seine Zweifel.
    «Aber ganz sicher will sie das. Sie liebt dich! Magdalène hat es mir erzählt», sagte Laura.
    «Sie liebt mich?»
    «Ja, du dummer Kerl. Sie hat deine Rose unter ihrem Kopfkissen bewahrt, sagt dir das nichts? Mach, dass du fortkommst und beeile dich! Komm nicht ohne sie wieder», mahnte Laura.
    «Das habe ich nicht vor.» Carolus sprang auf.
    «Ich gebe dir ein Pferd und meinen Leibdiener mit», sagte Marius.
    «Behalt deinen Diener, er ist zu alt für solche Abenteuer. Aber wenn du mir ein gutes Pferd leihen willst, so wäre ich dir dankbar!»
    Marius stattete Carolus aus, überließ ihm sein bestes Pferd mitsamt Zaumzeug und Sattel, ließ ihm die Satteltaschen mit Vorräten vollstopfen und gab ihm gute Ratschläge. «Nur Mut! Du wirst sie schon einholen. Sie ist zu Fuß und du zu Pferd!»
    Carolus verabschiedete sich von seiner Mutter.
    «Wie, mein Sohn will einer Frau nachlaufen?», empörte sie sich. «Lass sie gehen! Hier in der Stadt gibt es genügend Mädchen, die dich gerne nehmen würden.»
    «Die will ich aber nicht», entgegnete Carolus schroff.
    «Aber schau sie dir doch erst einmal an! Ich bestehe ja nicht darauf, dass du Catherine nimmst – obwohl es deinen Vater und mich viel Mühe gekostet hat, die Verbindung zu arrangieren. Aber was willst du denn mit einer Fremden, noch dazu mit einer, die keinen Heller mit in die Ehe bringt», redete sie auf ihn ein.
    «Ich kann selbst genug verdienen, Mutter. Ich brauche die Mitgift nicht.»
    «Leichtsinnig bist du! Geld kann man immer brauchen. Schönheit geht, Gold bleibt! Überleg es dir nochmal und bleib daheim.»
    «Ich will aber diese und keine andere.»
    «Na schön, na schön. Es ist aber schon Nachmittag! Bleib wenigstens noch die Nacht hier, iss ordentlich und schlaf dich aus!», sagte sie, aber Carolus wollte nichts davon hören.
    Am Hafen Saint Nicolas nutzten die Arbeiter die Trockenheit, um das Hafenbecken zu säubern und zu vergrößern. Die Pfahlmuscheln an den Strebepfeilern der Kaianlage glänzten in der Nachmittagssonne, kantige schwarze Geschwüre. Ein Mann stand bis zur Brust im schlammigen Wasser und schabte die Muscheln mit der Klinge einer kleinen Axt ab. Drei andere mühten sich, einen hölzernen Steg aus der Erde zu hebeln. Ein neuer lag schon bereit, von drei Ochsen an Ketten herangeschleppt, ein Balken, aus einer einzigen hundertjährigen Eiche herausgeschlagen.
    «Habt ihr hier eine Begine gesehen?», fragte Carolus einen der schlammbespritzten Männer.
    «Ja, hier gibt es einige oben in der Stadt. Aber ich mache immer einen Bogen um diese verrückten Weiber, seit mein Schwager von einer dieser Irren den
bacèou
auf die Nase gekriegt hat, den Wäscheklopfer!»
    «Nein, ich meine, ob ihr hier unten eine gesehen habt, die versucht hat, den Fluss zu überqueren, gestern früh ungefähr.»
    «Ah! Ist eine abgehauen? Na, das wundert mich nicht. Immer nur beten und keinen Spaß, das ist doch nichts für eine richtige Frau! Hast du nicht was gesagt, gestern, Antoine?»
    Antoine, eine großer, schwerer Mann mit einem Kindergesicht, richtete sich auf und kratzte sich den Schädel.
    «
Ouais – bèn!
Ja, da war eine, jedenfalls hatte sie eins von diesen formlosen Nonnenkleidern an, die diese Weiber tragen.» Er zeigte mit den Händen etwas Weites, Sackartiges an. «Gestern in der Frühe, sagt Ihr? Ja, da war so eine.»
    «Wir haben uns schon gewundert – eine Frau, so ganz allein», ergänzte der andere, «…   Sie ist da unten durch die Furt gegangen, hast du doch gesagt, nicht wahr, Antoine?»
    «Ouais.»
    «Ja, na bitte, da habt Ihr’s. Was wollt ihr denn mit der?»
    «Ich will sie heiraten!», sagte Carolus.
    «Heiraten?!»
    Die Männer lachten und sahen ihn mitleidig

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