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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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an?«
    »Nur, wenn es Euch passt!«, wandte Ernst ein.
    Hilarius’ Gesicht begann förmlich von ihnen heraus zu leuchten. »Und ob es uns passt! Ich bin ja so froh, wenn mein Weib aus diesem kalten, feuchten Loch herauskommt und wieder genug zu essen hat!«
    In dem Augenblick begriff Ernst, dass dieser Mann Rosi mehr liebte als alles andere auf der Welt. Dieser Hilarius war nicht mehr der leichtsinnige Priester, der sein Amt weder besonders ernst genommen noch so ausgefüllt hatte, wie es seine Pflicht gewesen wäre. Das machte es ihm leicht, ihn in seine Dienste zu nehmen. Er löste seine Börse vom Gürtel und zählte Hilarius zwei Dutzend Gulden ab.
    »Hier, für die wichtigsten Dinge! Weiteres Geld weise ich Euch über Jakob Fugger an, und genaue Aufträge, besonders, was das Haus betrifft, bekommt Ihr schriftlich. Doch nun Gott befohlen. Wie ich sagte, wartet Echle bereits auf uns.« Damit reichte er Hilarius die Hand.
    Dieser sah ihn mit Tränen in den Augen an und vermochte kaum ein paar Abschiedsworte zu stammeln. Erst als Ernst die Kammer längst verlassen hatte, wandte er sich zu Rosi um und sah sie mit glücklichen Augen an. »Unser Herr Jesus Christus im Himmel hat uns nicht vergessen. Komm, lass uns ein Gebet sprechen, in dem wir um eine gute Reise für Rickinger und sein Weib bitten. Er ist ein anderer geworden, seit ich ihn zuletzt gesehen habe, und das ist gut so.«
    »Auch du bist ein anderer, ein besserer Mensch geworden«, antwortete Rosi und küsste ihn auf die Wange.
    Hilarius schlang die Arme um sie und zog sie an sich. Doch mehr als einen Kuss gönnte auch er sich nicht, dann ließ er sie wieder los und faltete die Hände, um zu beten.

10.
    O bwohl Veva mehrere wollene Jacken und Röcke übereinander angezogen und Echle sie zudem noch mit Fellen zudeckt hatte, war sie froh, als sich die Silhouette Münchens aus dem grauen, trüben Horizont schälte. Da ihr trotz all der Schichten Stoff kalt war, fragte sie sich, wie es Ernst gehen mochte, der in einen weiten Mantel gehüllt hinter dem Wagen ritt. Anders als sie schien sich Korbinian Echle in seinem Schaffellmantel und den dicken, mit Heu gepolsterten Stiefeln wohl zu fühlen. Allerdings hatte er auch eine bis über die Ohren reichende Mütze auf und keinen schlichten Filzhut wie Ernst, bei dem sich die Krempe in dem steifen Wind immer wieder aufbog.
    »Geht es noch?«, fragte sie ihren Mann.
    »Ich habe schon Schlimmeres erlebt. Aber ich gebe ehrlich zu, ich habe nichts gegen einen Becher heißen Würzwein, so wie ihn Leiberts Cilli zu machen pflegt.«
    »Es ist jetzt unsere Cilli«, erinnerte Veva ihn. »Wir beide sind nun anstelle meines Vaters die Besitzer des Anwesens und des Handelshauses.« Sie sagte »wir«, weil sie von vorneherein klarstellen wollte, dass Ernst sie nicht von seinen Geschäften ausschließen durfte. Ihr Vater hatte das Recht gehabt, ihr sein Wissen vorzuenthalten, doch ihrem Mann würde sie dies nicht zugestehen.
    Ernst spürte, dass Veva ihre Federn aufstellte. Da er schon vorher beschlossen hatte, sie zumindest dann mit der Aufsicht über seine Handelsaktionen zu betrauen, wenn er auf Reisen war, lächelte er. Sein Vater und Leibert hatten in seinen Augen den gleichen Fehler begangen, ihre Frauen vom Geschäft fernzuhalten. Allerdings musste er gerechterweise zugeben, dass seine Mutter sich niemals dafür interessiert und sich seit seiner Geburt nur noch um ihn gekümmert hatte. Nun nahm mit Susanne Striegler eine ganz andere Person ihre Stelle ein. Obwohl schon einige Wochen ins Land gegangen waren, seit sein Vater geheiratet hatte, wusste er noch immer nicht, wie er sich zu seiner Stiefmutter stellen sollte.
    Die Ankunft am Neuhauser Tor beendete sein Sinnieren. Die Wächter standen in dicke Mäntel gehüllt im Windschatten der Mauer und sahen wenig glücklich aus, als sie den Wagen vor sich auftauchen sahen.
    »Ach du bist es, Echle. Was bringst du denn heute wieder mit?« Die Männer hätten den Augsburger am liebsten durchgewinkt, denn sie kannten ihn gut. Doch Befehl war nun einmal Befehl, und der lautete, genau darauf zu achten, dass keine Ware ohne Frachtbrief und vor allem keine ketzerischen Schriften in die Stadt geschmuggelt wurden. Daher bequemten sie sich widerwillig, den geschützten Platz zu verlassen.
    Echle reichte ihnen die Liste der Güter, die er geladen hatte, und wies dann auf Veva und Ernst. »Die zwei sind Münchner Bürger, die könnt ihr ja durchlassen, damit sie endlich ins Warme

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