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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ebenfalls so aussah, als würde er sie am liebsten umarmen.
    Das getraute er sich jedoch nicht, sondern nahm seine Mütze in die Hand und lächelte. »Also hat Euch Echle alles ausgerichtet, was ich ihm aufgetragen habe?«
    »Ja, das hat er. Er hat mir aber auch einen Brief von meinem Schwiegervater gebracht, in dem es heißt, ich könne ruhig in Augsburg bleiben.« Vevas Tonfall ließ nicht erkennen, was sie von dem Schreiben hielt.
    »Der Rickinger war in den letzten Tagen ein paarmal da, um uns zu sagen, wo es langgeht. Er will den ganzen Handel von seinem Haus aus erledigen, hat er gemeint, und unseres nur noch als Lager verwenden. Aus dem Grund will er auch die Dienstboten verringern. Bloß der Schwab und ich sollen bleiben, dazu will er uns die alte Lina schicken. Die versteht sich nämlich nicht mit seiner neuen Frau«, erklärte Cilli bitter.
    Nun huschte ein erster Ausdruck von Ärger über Vevas Gesicht. Ihr war klar, dass nach dem Tod ihres Vaters Änderungen vorgenommen werden mussten. Doch sie mochte es nicht, wenn ein Fremder sich zum Herrn aufschwang und Dinge befahl, die nicht in ihrem Sinn waren.
    »Wir kriegen übrigens auch den Hasso«, setzte der Schwab hinzu, »weil der die neue Frau ständig verbellt. Sie hat ihn schon erschlagen lassen und den Kadaver einem Ledermacher geben wollen. Aber das hat ihr Mann dann doch nicht zugelassen. Nun schiebt er halt alles, was er und seine Frau nicht brauchen können, zu uns ab. Deshalb bin ich froh, dass Ihr gekommen seid. Immerhin ist das Haus hier Euer Erbe, und wenn da was geändert werden soll, müsst Ihr es anschaffen.«
    Veva sah rasch zu Ernst hin, um zu sehen, wie er auf die unverblümten Worte des Knechts reagierte.
    Ihr Mann nickte jedoch nur und lächelte ihr zu. »Du bist die Hausherrin und musst entscheiden, was hier geschieht. Ich würde mich jedoch freuen, wenn du Lina und den guten Hasso hier aufnehmen könntest. Beide sind treue Seelen. Was den Handel betrifft, so werde ich mit meinem Vater sprechen. So, wie er es meint, geht es wirklich nicht.«
    Mit diesem Entschluss hatte Ernst einen Trennstrich gezogen. Das Wohnhaus und was darin geschah, war Vevas Sache, während er selbst in die Fußstapfen ihres Vaters treten und das Handelsgeschäft übernehmen würde. Vor ihrem Aufenthalt in Augsburg hatte Veva sich davor gefürchtet, Ernst im Kontor ihres Vaters zu sehen. Doch unter Jakob Fuggers Fittichen hatte er viel gelernt und würde, gerade weil er sich noch enger an den Augsburger Kaufherrn anlehnen wollte, ihren und damit auch seinen Reichtum mehren.
    Sie atmete kurz durch und reichte ihm die Hand. »Es ist doch selbstverständlich, dass ich die, die dir wohlgesinnt sind, hier bei uns aufnehme. Für Lina wird sich gewiss eine Aufgabe finden.« Dabei griff Veva sich unwillkürlich an den Leib. Während ihrem Mann und dem Schwab die Geste entging, leuchteten Cillis Augen auf. Sie sagte nichts, dachte sich aber, dass Vevas Vater, wenn er vom Himmel herab auf seine Tochter sah, wohl sehr zufrieden sein würde.

11.
    N och am selben Tag besuchten Veva und Ernst den Friedhof, um an Bartholomäus Leiberts Grab und dem seines Sohnes zu beten. Während Veva danach in ihr Elternhaus zurückkehrte und sich der Neugier Cillis ausgeliefert sah, ging Ernst weiter zum Anwesen seines Vaters. Aus alter Gewohnheit nahm er den Hintereingang, der in Hof und Garten führte.
    Ein erleichtert klingendes Winseln begrüßte ihn. Er drehte sich um und sah Hasso aus seiner Hütte herauskommen. Der Hund wirkte magerer als früher. Es war gewiss eine gute Entscheidung, dass Veva das Tier aufnehmen wollte.
    »Na, mein Hasso? Bald ist alles wieder gut!« Ernst ging zu dem Tier und streichelte es.
    Als er sich dem Hauseingang zuwandte, trat ein Mann heraus und schrie ihn an. »He, du! Du hast hier herinnen nichts verloren. Mach, dass du verschwindest!«
    Mit einem Knüppel ging er auf Ernst los. Dieser wich zurück, bis er neben Hasso stand, und fasste nach dessen Kette. »Wenn du nicht auf der Stelle den Prügel wegwirfst und dir bessere Manieren angewöhnst, lasse ich den Hund frei!«
    »Pah, das kannst du nicht«, höhnte der Mann, traute sich aber nicht, näher zu kommen.
    »Wer bist du überhaupt, dass du dich hier aufführst, als wärst du der Hausherr?« Nun wurde auch Ernst laut.
    »Der Hausherr bin ich zwar nicht, aber der Hausknecht, und das gilt fast ebenso viel!«, kam es nicht minder laut zurück.
    »Und ich bin der Sohn des Hausherrn, und ich will verdammt

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