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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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die Schlauheit eines bayrischen Landrichters war er entdeckt worden, sondern durch eine rachsüchtige Frau. Er hätte damals auf Haselegner pfeifen und Veva seinen Kerlen als Beute vorwerfen sollen. Stattdessen hatte er das Weibsstück für einen lumpigen Kaufmann geschont. Mit noch mehr Wut erfüllte ihn der Gedanke, dass Veva wie zur Belohnung jetzt auch noch ihren Ehemann befreien würde.
    Er starrte die Frau an, die mit dem Kind im Arm an eine Madonnenstatue gemahnte, und fühlte das Blut heiß durch seine Adern rinnen. Sie allein war am Scheitern all seiner Pläne schuld, und dafür musste sie bezahlen. Rasch zog er sein Schwert, holte aus und führte einen scharfen Hieb gegen Veva.
    Prielmayr nahm die Bewegung früh genug wahr und versetzte der Frau einen Stoß. Während Veva zu Boden fiel und verzweifelt versuchte, ihr Kind zu schützen, traf Giggings Klinge den Brustpanzer des Herzoglichen Rates und durchschlug ihn. Dieser spürte, wie die Klinge in sein Fleisch schnitt und wollte noch die eigene Waffe ziehen. Seine Hand gehorchte ihm jedoch nicht mehr, und so musste er wehrlos mit ansehen, wie Gigging erneut ausholte.
    Zu einem zweiten Schlag kam der Raubritter nicht mehr, denn einer von Prielmayrs Kriegsknechten rammte ihm die Pike in den Leib. Gigging brach ächzend zusammen und starrte den Herzoglichen Rat so hasserfüllt an, als hoffe er, dieser würde vor seinen Augen das Leben aushauchen.
    Obwohl Prielmayr stark blutete, kam er mit Hilfe eines seiner Knechte wieder auf die Beine und atmete erst einmal tief durch, bevor er zu sprechen begann. »Ihr seid eine heimtückische Ratte, Gigging, und nicht wert, einen adeligen Namen zu tragen!«
    Er spie vor dem Raubritter aus und wandte sich dann Veva zu, die sich mit bleichem Gesicht, aber sonst unversehrt wieder aufgerafft hatte. »Ich bitte Euch um Vergebung, Frau Rickingerin, weil Ihr und Euer Kind durch meine Unvorsichtigkeit in Gefahr geraten seid. Doch ich habe nicht erwartet, dass ein Edelmann sein Schwert gegen Euch erheben würde. He, ihr da«, sein auffordernder Blick traf einige der Kriegsknechte, »bindet diesen Schurken und seinen Kumpan!«
    Giggings Begleiter hatte dem Ganzen starr vor Schreck zugesehen und wendete nun sein Pferd, um zurückzureiten und die Männer auf der Burg zu warnen. Doch er war nicht schnell genug. Vier Waffenknechte stürzten auf ihn zu und umringten ihn. Während einer nach den Zügeln des Pferdes griff, packten ihn die anderen und rissen ihn aus dem Sattel.
    Unterdessen hatte Veva ihr Töchterchen sorgfältig untersucht, um festzustellen, ob es Schaden genommen habe. Doch das Kind, das im ersten Schreck durchdringend geschrien hatte, öffnete die Augen und lächelte.
    »Ihr ist nichts geschehen«, sagte sie zu Prielmayr.
    Dieser nickte grimmig. »Wäre es anders, hätten wir Gigging und seinen Spießgesellen auf der Stelle erschlagen.« Dann erinnerte der stechende Schmerz ihn an seine Wunde, und er fuhr seinen Leibdiener an. »He, du, was stehst du herum und starrst Luftlöcher? Siehst du nicht, dass ich blute wie ein Schwein? Hol den Feldscher, damit er mich verbindet!«
    »Er muss mich ebenfalls versorgen«, stieß Gigging keuchend hervor. »Außerdem brauche ich einen Priester, damit er mich vor den Toren der Hölle zurückreißt. Luzifer wartet bereits auf mich. Ich will nicht in die ewige Verdammnis. Lieber Herr Jesus, hilf!«
    Gigging schrie und kreischte so, dass die Männer vor ihm zurückwichen. Unterdessen hatten zwei Bewaffnete den Herzoglichen Rat von seinem Panzer und den Armschienen befreit, und der Feldscher des Trupps begann, ihn zu verarzten.
    Veva sah ihm ein paar Augenblicke lang zu und schüttelte dann den Kopf. »Bei Gott, hältst du den Herrn für ein Schwein, das du abstechen willst? So fügst du ihm nur noch mehr Schmerzen zu! Komm, lass mich das machen. Kümmere du dich um den Schuft da. Ich will nicht, dass Gigging sich aus dem Leben davonstiehlt, bevor ich ihn am Galgen baumeln sehen kann.«
    Als Veva Prielmayr verbunden hatte, dessen Wunde weniger tief war, als das viele Blut hatte vermuten lassen, atmete dieser auf. »Ich danke Euch, dass Ihr Euch meiner angenommen habt. Eure Hände sind wahrlich sanfter als die unseres Feldschers. Aber jetzt solltet Ihr wieder in Eure Sänfte steigen. Ich will weiterziehen, um Giggings Besitz so bald wie möglich zu erreichen. Sind wir erst einmal dort, wird ihn uns kein Tiroler mehr streitig machen, denn der einzige Weg dorthin führt über bayrisches

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