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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Berge fliehen wollten, dass dies ein vergebliches Unterfangen war. Zwar hatten sie zunächst einen ordentlichen Vorsprung zu ihren Verfolgern gewonnen, doch während sie mühsam die fast senkrechte Felswand hochkletterten, blieben die Armbrustschützen unten stehen und schossen auf die Fliehenden. Ihre Bolzen trafen gut, und so stürzte ein Räuber nach dem anderen in die Tiefe. Die, die zu hastig versuchten, aus der Reichweite der Geschosse zu kommen, griffen in der Eile fehl und stürzten ebenfalls ab. Nur zwei Männern gelang es, den Armbrustschützen zu entkommen. Doch vor ihnen lagen noch mehrere hundert Ruten, die sie bis zum Kar bewältigen mussten, und auf der anderen Seite wartete eine Felswand auf sie, die teilweise überhing und daher noch gefährlicher war als die, die sie gerade bewältigt hatten.
    Die in der Burg verbliebenen Räuber standen immer noch auf der Wehrmauer. Zu ihnen hatte sich jetzt auch der Mann gesellt, der Ernst bewachen sollte. Da er als Giggings Vertrauensmann galt, richteten sich die Blicke auf ihn.
    »Was sollen wir tun?«, fragte ihn einer seiner Kumpane.
    »Ich will lieber im Kampf sterben, als von den Folterknechten geschunden zu werden«, erklärte Ernsts Bewacher.
    Einige Räuber nickten, doch der Rest wich zurück. Die meisten von ihnen hatten Männer und Frauen bei den Überfällen getötet. Doch überraschend aus dem Unterholz aufzutauchen und zuzuschlagen, bevor die Überfallenen sich zur Wehr setzen konnten, war etwas anderes, als sich unverhofft einem Trupp erfahrener Waffenknechte gegenüberzusehen, deren Zahl die ihre um ein Mehrfaches überstieg.
    »Gleich ist ihr Geschütz schussbereit. Hoffen wir, dass die Mauer hält!« Der Sprecher beäugte die Wehranlage mit einem zweifelnden Blick.
    Ihr neuer Anführer erkannte jedoch, dass die Kanone genau auf das Tor gerichtet war. Das bestand zwar aus Eichenholz und war mit eisernen Beschlägen verstärkt. Allerdings waren diese verrostet und würden gewiss nicht lange standhalten. Daher reizte es ihn, mit dem Schwert in der Hand einen Ausfall zu wagen, um so viele der Angreifer wie möglich mit in den Tod zu nehmen. Doch als er das seinen Kumpanen vorschlug, war rasch klar, dass ihm kaum jemand folgen würde.
    »Wenn ihr nicht wollt, teilen wir uns eben auf und verstecken uns. Sobald die Bayern die Burg gestürmt haben, schleichen wir uns hinter ihrem Rücken ins Freie und suchen das Weite. Vorher will ich mir in der Schatzkammer des Ritters meinen Beutel füllen.«
    Kaum hatte er das gesagt, da stürmten die anderen bereits die Treppe in den Burghof hinab und rannten auf das Hauptgebäude zu. An der Tür schlugen sie sich darum, wer als Erster Giggings Schätze plündern durfte. Mit einem Achselzucken folgte Ernsts Bewacher ihnen. Als er an seinen Gefangenen dachte, fragte er sich, ob er noch schnell in den Kerker hinabsteigen und diesem das Lebenslicht ausblasen sollte. Er verwarf den Gedanken jedoch rasch. Seine Kumpane würden in der Zwischenzeit so viel von Giggings Gold an sich raffen, dass für ihn selbst nichts mehr übrig bliebe. Mit einem Fluch rannte er hinter den anderen her und schlug sich kurz darauf ebenfalls um einen Platz an der großen Kiste, in der ihr Hauptmann das erbeutete Gold aufbewahrt hatte.

16.
    U nterdessen bemerkte einer der Armbrustschützen, dass die in die Berge geflohenen Räuber die rückwärtige Pforte der Burg hatten offen stehen lassen, und meldete es Prielmayr. Dieser schickte drei Dutzend Kriegsknechte los, die ungesehen die Burg betreten konnten. Während einige von ihnen das Haupttor für ihre Kameraden öffneten, drangen die übrigen, angelockt von dem Gebrüll der streitenden Räuber, in den Palas ein und fanden die Schurken allesamt in Giggings Schatzkammer versammelt. Bevor die Kerle begriffen, wie ihnen geschah, schlug einer der Bayern die Tür zu und schob die schweren Riegel vor.
    »Ich glaub, jetzt haben wir sie im Sack!«, meinte er grinsend zu seinen Kameraden.
    »Das kannst du laut sagen«, lobte ihn sein Unteroffizier und schüttelte dann den Kopf. »Was für ein Gesindel! Wollten die doch glatt ihren Raub einpacken und damit verschwinden, anstatt auf ehrliche Weise die Klingen mit uns zu kreuzen!«
    »Mir ist es so lieber. Sonst hätte es vielleicht doch den einen oder anderen von uns erwischt.«
    Der Unteroffizier klopfte ihm auf die Schulter. »Mir auch!«
    Er machte kehrt, um seinem Kommandeur die Einnahme der Burg zu melden.
    Trotz seiner Verletzung ließ Prielmayr es

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