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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman
Autoren: Iny Lorentz
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Land!«
    Veva wusste zu wenig über Politik, um zu begreifen, wie stark die Demütigungen, die die bayrischen Herzöge immer wieder vom Haus Habsburg hatten hinnehmen müssen, Wilhelm IV . das Leben verbitterten. Der Gedanke, es den Herren von Österreich und Tirol wenigstens diesmal zeigen zu können, trieb Prielmayr an, und er setzte den Weg trotz seiner Verletzung fort.
    Da Veva viel zu aufgewühlt war, um in die Sänfte steigen zu können, reihte sie sich am Ende des Zuges ein und schritt neben dem Schwab her. Dabei betete sie so intensiv wie noch nie in ihrem Leben zur Heiligen Jungfrau und dem Jesuskind, damit diese ihre schützende Hand über Ernst hielten. Ihr Blick streifte mehrmals die primitive Trage, auf der Franz von Gigging mitgeschleppt wurde, und sie wünschte sich, ihn nach Ernst fragen zu können. Der Raubritter war jedoch entweder in eine tiefe Bewusstlosigkeit gefallen oder tat zumindest so.

14.
    D ie Kriegsknechte erreichten Giggings Besitz, ohne dass jemand auf sie aufmerksam geworden war. Die beiden Weiber, die im vorderen Hof arbeiteten, sahen den Trupp als Erste und zogen sich sogleich ins Haus zurück. Als die jüngere Frau es durch die Hintertür verlassen wollte, hielt die Alte sie auf.
    »Lass das! Oder glaubst du, du könntest schneller laufen als die Soldaten? Sie würden dich einfangen und als Komplizin der Räuber vor Gericht stellen.«
    »Aber mein Mann! Und der deine …«, rief die Junge entsetzt.
    Ihre Schwiegermutter schlug das Kreuz. »Ich wusste von dem Tag an, an dem sie zum ersten Mal mit dem Ritter zu einem Raubzug aufgebrochen sind, dass es so enden würde. Das Räuberleben hat beide verdorben. Den ganzen Winter über haben sie keinen Handgriff getan, und die Aussaat mussten wir beide allein bewältigen. Komm mit! Wir vergraben alles, was sie an Beute auf den Hof gebracht haben, und wenn uns jemand nach den Räubereien fragt, wissen wir von nichts.«
    Die jüngere Frau überlegte kurz und nickte. »Du hast recht. Es war kein gutes Leben mehr, seit der Herr begonnen hat, zu rauben und zu morden!«
    Die beiden Weiber knieten vor dem Kruzifix nieder, das noch mit den Palmkätzchen vom Osterfest geschmückt war, und sprachen ein Gebet. Dann vergruben sie alles, was nicht bei ihnen gefunden werden durfte, und hofften, dass der Sturm, der über das Tal gekommen war, sie verschonen möge.

15.
    V evas Trupp kam fast bis auf hundert Schritt an die Burg heran, als es den Räubern endlich gelang, die Tore zu schließen. Danach versammelte sich fast die gesamte Bande auf der Wehrmauer und starrte den Bayern entgegen.
    »Wo kommen die denn her?«, fragte einer erschrocken.
    »Mich interessiert mehr, was sie von uns wollen«, rief ein anderer aus.
    »Ausgerechnet jetzt muss der Herr weg sein. Er hätte uns sagen können, was wir tun sollen.«
    Die Männer sahen einander auffordernd an, doch keiner war bereit, in dieser Situation die Verantwortung zu übernehmen. Schließlich wandten einige ihre Blicke nach hinten auf die in die Höhe strebenden Felswände. Auch wenn dieser Fluchtweg gefährlich war, erschien er ihnen besser, als von den Kriegsknechten erschlagen oder gefangen genommen zu werden.
    Leise, um die übrigen Kameraden nicht auf sich aufmerksam zu machen, schlichen etliche Räuber davon, öffneten die Pforte im hinteren Teil der Burg und strebten, so schnell sie es vermochten, auf die Felswand zu.
    Prielmayr entdeckte sie jedoch und erteilte seinen Armbrustschützen den Befehl, den Schurken zu folgen und sie nicht entkommen zu lassen. »Ihr anderen«, rief er dem Rest seiner Soldaten zu, »sorgt dafür, dass unsere Kanone bald zu schießen beginnt. Oder glaubt ihr, die Kerle öffnen uns freiwillig das Tor?«
    Lachen antwortete ihm, und während die Armbrustschützen die Burg umgingen, luden die übrigen Soldaten das Bronzerohr ab und bauten das in Einzelteilen transportierte Untergestell der Kanone zusammen.
    Da Veva den Männern nicht im Weg stehen wollte, ging sie ein wenig beiseite und setzte sich auf einen Felsbrocken, den die Sonne angenehm erwärmt hatte. Der Schwab gesellte sich zu ihr und umklammerte den Schwertgriff, um sie gegen jede Gefahr zu verteidigen. Seine Kriegskünste wurden jedoch nicht benötigt, denn weder machten die in der Burg verbliebenen Räuber einen Ausfall, noch reichten die Bolzen der Armbrüste, die die Verteidiger in der Rüstkammer der Burg gefunden hatten, weit genug, um Veva zu bedrohen.
    Mittlerweile begriffen die Schurken, die über die
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