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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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einmal das Hoftor auf, damit die Herrschaft hineinreiten kann, und sage Cilli, dass wir Hunger haben«, mischte sich der Schwab ein.
    Das ließ Nis sich nicht zweimal sagen. Er schloss die Haustür, und dann hörte man ihn durch den Flur sausen. Kurz darauf riss er das andere Tor auf und fasste nach dem Zügel von Vevas Maultier, um es in den Hof zu führen, in dem bereits Cilli, Lina und das restliche Gesinde zusammenliefen. Während die Köchin Veva lachend umarmte, liefen der alten Magd die Tränen ungehemmt über die Wangen.
    Sie fasste Ernsts Hand und sah halbblind zu ihm auf. »Dass du nur wieder da bist, Bub!«
    »Ich glaube, da freut sich noch jemand«, rief Nis und zeigte auf Hasso, der wie wild herumsprang und nur durch seine Kette daran gehindert wurde, zu seinem geliebten Herrchen zu kommen. Ernst schwang sich aus dem Sattel, umarmte Lina kurz und eilte dann zu dem alten Hund. Dieser legte sich winselnd vor seine Füße, stand aber sofort wieder auf und leckte ihm die Hände. »Na, mein Guter, jetzt bin ich wieder hier. Du hast hoffentlich gut auf dein Frauchen und unsere Kleine aufgepasst.« Ernst tätschelte den Hund und drehte sich dann zu Cilli um. »Heute bekommt Hasso nicht nur Knochen und Abfälle, sondern auch ein schönes Stück Fleisch!«
    »Schön muss es nicht sein, nur groß«, warf Nis lachend ein. Auch er hatte sich bereits mit Hasso angefreundet. Jetzt aber war er stolz, weil Veva ihm das Kind reichte und dann mit Hilfe des Schwab von ihrem Maultier stieg.
    Veva dankte beiden und sah alle der Reihe nach an. »So, jetzt sind wir wieder zu Hause. Ich glaube, ich könnte ebenfalls ein schönes, großes Stück Schinken vertragen.«
    »Du hast wie immer recht«, antwortete Ernst und nahm Nis die Kleine ab. An diesem ersten Tag, an dem er wieder zu Hause war, wollte er seine Tochter selbst über die Schwelle seines Heims tragen.
    »Und? Habt Ihr die Räuber erwischt?«, fragte Nis.
    Veva nickte und wollte etwas sagen, doch da versetzte der Schwab dem Jungen einen leichten Nasenstüber. »Das erzählen wir, wenn wir einen guten Schluck getrunken und etwas im Bauch haben. Reisen macht hungrig, mein Kleiner, und trocknet die Kehle aus!«
    Fröhlich gingen sie ins Haus und versammelten sich in der Küche, in der sich gemütlicher zusammensitzen ließ als in dem Raum, in dem Veva und Ernst sonst allein aßen. Vor allem aber hatten Cilli und ihre Hilfsmägde von hier aus den kürzeren Weg in die Vorratskammer. Als aufgetischt war, lauschten sie, wie Veva, Ernst und der Schwab von ihren Erlebnissen berichteten.
    Während sie aßen und erzählten, schlug der Türklopfer an. Nis sauste zur Tür und kam kurz darauf mit dem Ratsherrn Arsacius Bart zurück. Dieser sah zuerst beinahe ängstlich in die Küche, sah dann Ernst und lachte wie befreit auf.
    »Es ist also doch kein Gerücht. Seid mir willkommen im Leben!«, rief er und umarmte den angeblich Ermordeten.
    Ernst ließ es lächelnd geschehen und schenkte ihm eigenhändig einen Becher Wein ein. »Setzt Euch zu uns, wenn es nicht unter Eurer Würde ist, in der Küche beim Gesinde Platz zu nehmen!«
    Bart ergriff den Becher und stürzte den Inhalt in einem Zug hinunter. Dann setzte er sich, nahm das Holzbrettchen mit dem Stück Schinken, das Cilli ihm reichte, und sah Ernst und Veva kopfschüttelnd an. »Und jetzt erzählt mal, was eigentlich geschehen ist. Wer war der arme Tropf, der an Eurer Stelle begraben worden ist?«
    Ernst hob bedauernd die Hände. »Das weiß ich nicht. Vielleicht gestehen es die Räuber, die wir gefangen haben. Auf jeden Fall werden wir Seelenmessen für ihn lesen lassen, damit er ungesäumt ins Himmelreich kommt.«
    »Das ist eine gute Tat, die der Herrgott Euch gewiss vergelten wird.« Der Ratsherr schlug das Kreuz und sprach ein kurzes Gebet für den Unbekannten, dann zwang seine Neugier ihn, Ernst weitere Fragen zu stellen.
    Dieser begann seinen Bericht noch einmal von vorne, war aber noch nicht weit gekommen, als der nächste Gast erschien. Es war Korbinian Echle, der beschwingt in die Küche trat und grüßte. Er nahm den vollen Weinbecher, den Cilli ihm reichte, und stieß mit den anderen an. »Auf deine Auferstehung, Ernst, oder soll ich dich in Zukunft Lazarus nennen?«
    »Solche Worte sind Blasphemie«, tadelte ihn der Ratsherr.
    »Wenn es eine ist, dann aber nur aus Freude«, antwortete Echle gelassen. »Außerdem mutet Ernsts Rückkehr wirklich wie ein Wunder an, denn er ist immerhin vor einigen Wochen feierlich

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