Die Ketzerbraut. Roman
die Informationen über die Warentransporte erhalten hat, die zu überfallen sich lohnte. Euer Vater wird aufatmen, weil dieser Verdacht jetzt von ihm genommen wird.«
Prielmayr erwartete von Ernst ein Wort der Erleichterung, doch dieser dachte nur daran, wie sein Vater Veva behandelt hatte, und winkte ab. »Es ist mir um meines eigenen guten Namens willen recht, aber nicht meines Vaters wegen.« Dann überlegte er kurz und schüttelte den Kopf. »Aber auch das ist nicht mehr wichtig. Wenn mein Weib einverstanden ist, werde ich den Namen ihres Vaters und ihres Bruders als den meinen annehmen und mich in Zukunft Ernst Leibert nennen. Mein Vater hat mir zu deutlich gezeigt, dass ich nicht mehr sein Sohn bin. Daher mögen die Kinder der Bäckerin seinen Namen weitertragen.«
»Das würdest du tun?« Veva kamen die Tränen. Wie oft hatte sie mit dem Schicksal gehadert, weil es niemanden mehr gab, der den Namen Leibert an die nächste Generation vererben konnte.
»Ich werde es sowohl beim Rat der Stadt München wie auch beim Herzog befürworten«, versprach Prielmayr. »Auf jeden Fall haben wir die Oberländer Bande geschnappt. Unser Herzog und die Kaufherren von München werden zufrieden sein.«
Und mich dafür belohnen, lasen Ernst und Veva ihm vom Gesicht ab. Doch in ihren Augen hatte er dies auch verdient.
Veva lächelte etwas unsicher und streckte ihm die Hand hin. »Ich will mich bei Euch entschuldigen, Herr Prielmayr. Ich habe nämlich lange gedacht, Ihr hättet Euch von meinem Vater Geld geliehen und ihn mit einem Bettel als Pfand abgespeist.«
»Ein Bettel?«, japste Prielmayr. »Ihr habt meinen Verwalter in Pewing gezwungen, Euch Rinder, Pferde, Schweine und anderes Vieh in einer fast unverschämten Menge zu übergeben, und dazu auch noch Viehfutter und Getreide verlangt. Ich habe dadurch beinahe die gesamten Jahreseinkünfte meines Pewinger Gutes verloren.«
Veva starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. »Das ist eine Unterstellung! Ich habe nur das zurückgefordert, was Euer Verwalter hat wegschaffen lassen. Sogar die Knechte hat er zum Gutshof geholt, obwohl der Bauer bei der Fronarbeit für Euch das Bein verloren hatte. Er hat nicht einmal ein Huhn zurückgelassen, das Eier hätte legen können!«
In ihrer Wut wurde sie zuletzt laut, doch bevor Prielmayr in einem ähnlichen Ton antworten konnte, griff Ernst ein. »Halt, streitet Euch nicht! Das lässt sich gewiss alles klären. Veva, war nicht der Schwab bei dir, als du nach Pewing gegangen bist?«
»Doch, natürlich. Er kann meine Worte bezeugen, ebenso wie der Steinbauer, dessen Weib und der Verwalter des herzoglichen Urbarshofs. Sie alle wissen, dass der Steinhof bis auf den letzten Strohhalm ausgeräumt worden ist, bevor er meinem Vater als Pfand übergeben wurde.« Zwar hatte Vevas Unmut sich noch nicht gelegt, aber sie war wenigstens in der Lage, ihre Sache mit der nötigen Ruhe vorzubringen.
Der Herzogliche Rat starrte sie düster an. »Vor einer Woche hätte ich Euch noch auf den Kopf zugesagt, dass Ihr lügt. Inzwischen habe ich Euch kennengelernt und kann das nicht mehr glauben. Ich werde mit meinem Haushofmeister reden und mich auch in Pewing erkundigen. Sollte mein Verwalter Euch und damit auch mich betrogen haben, wird er es büßen.«
Nachdem es ausgesprochen war, war Prielmayr sich sicher, dass es so sein musste, und nahm sich vor, nach Pewing zu reiten und die Angelegenheit persönlich zu klären. Vorerst aber galt es, den Sieg über die Räuber zu sichern.
Auch Veva begriff, dass ein Streit nichts bringen würde. Außerdem musste sie Prielmayr dankbar sein, dass er ihr geholfen hatte, ihren Mann zu retten. Daher schenkte sie allen noch einmal nach und trank dem Herzoglichen Rat zu. »Solltet Ihr durch eine meiner Handlungen einen Verlust erlitten haben, werde ich Euch dafür entschädigen!« Dann erst erinnerte sie sich, dass Ernst wieder da war und sie bei solchen Versprechungen erst ihn fragen musste.
Ihr Ehemann lächelte nur und nickte. »Was mein Weib gesagt hat, gilt. Doch nun zum Wohl! Mag jetzt eine bessere Zeit für uns anbrechen, und mögen die Schmerzen der Vergangenheit bald vergessen sein!«
»Darauf wollen wir trinken«, sagte Prielmayr in dem Bewusstsein, dass er hier Freunde fürs Leben gefunden hatte.
19.
V or etwa einem Jahr war Veva schon einmal auf einem Maultier sitzend nach München zurückgekehrt. Damals hatte Haselegner das Tier am Zügel geführt, während sie selbst vor Schmerz um den Tod
Weitere Kostenlose Bücher