Die Ketzerbraut. Roman
von dir doppelt und dreifach Geld. Lass uns nun von angenehmeren Dingen reden. Wir haben über Jakob Fugger gute Einnahmen erzielt, von denen der Herzog nichts weiß. Im Übrigen ist Hilarius in Augsburg eine große Stütze für uns. Wir sollten ihm Geld geben, damit er sich das Augsburger Bürgerrecht erkaufen kann. Jakob Fugger hat ihm bereits die Summe geliehen, die der Freisinger Bischof für den Dispens verlangt hat.«
»Ich bin froh, dass er und Rosi in Augsburg ihr Glück gefunden haben. Hilarius mag als Priester ein leichtsinniger Kerl gewesen sein, doch mittlerweile scheint er gelernt zu haben, Verantwortung zu tragen.« Ernst trank einen Schluck Wein, sah anschließend Veva an und dann seine Tochter. »Ich würde sie gerne in den Armen halten!«
»Das lässt sich machen, doch vorher will ich sie neu wickeln und dann an die Brust legen. Sie muss oft trinken, damit sie groß und stark wird.«
»Du nährst das Kind selbst?«
»Kreszenz meinte, es wäre in den ersten Wochen besser so. Doch sobald die Steinbäuerin von Pewing entbunden hat, werde ich Elisabeth zu ihr schicken.« Veva lächelte versonnen und dachte sich, dass es ihr schwerfallen würde, ihre Tochter abzugeben. Doch die Tatsache, dass sie Ernst wiedergefunden hatte, würde den Schmerz lindern.
Während Veva die Kleine nährte, klopfte es, und der Schwab steckte den Kopf zur Tür herein. »Kann ich etwas für Euch tun?«
Veva wollte schon den Kopf schütteln, nickte dann aber. »Wir könnten auch etwas zu essen brauchen. Die Reise hat Hunger gemacht.« Lachend wandte sie sich Ernst zu. »Das sagst du doch auch?«
Dieser nickte grinsend. »Es sollte aber kein Getreidebrei sein. Den habe ich hier tagtäglich erhalten, und er hängt mir ehrlich gesagt zum Hals heraus.«
»Ich habe vorhin einen schönen Schinken gesehen. Brot gibt es auch, wenn es auch schon ein wenig altbacken ist. Aber mit einem Schluck Wein bringt man es schon hinunter.« Der Schwab seufzte, denn wie es aussah, würde er weiterhin als Knecht arbeiten müssen. Dabei hatte er gehofft, Veva und Ernst würden ihn in ihrer Wiedersehensfreude für seine treuen Dienste belohnen. Schließlich hatte er verhindern können, dass seine Herrin in Haselegners Gewalt geriet. Wäre es anders gekommen, hätte sie nichts mehr unternehmen können, ihren Mann zu retten. Dann aber sagte er sich, dass er den beiden Zeit lassen musste. Immerhin hatten sie sich nach vielen Wochen, in denen seine Herrin ihren Ehemann tot geglaubt hatte, gerade erst wiedergefunden.
Während der Schwab verschwand, um Brot und Schinken zu besorgen, legte Ernst den Arm um Veva und betrachtete seine Tochter. »Sie ist wunderschön«, flüsterte er andächtig.
»Das ist sie«, bestätigte Veva. »Wenn man bedenkt, unter welchen Umständen sie zur Welt kam, hat sie sich gut gemacht.«
Ernst begriff, dass etwas Schlimmes vorgefallen sein musste, und fragte danach.
Zuerst wusste Veva nicht, ob sie ihm alles jetzt erzählen sollte, sagte sich aber, dass es besser war, wenn er von ihr die Sache erfuhr, und berichtete mit leiser Stimme von dem Anschlag, den Haselegner und Pater Remigius auf sie verübt hatten.
Zuerst hörte Ernst ihr fassungslos zu, sprang dann aber auf und ballte beide Fäuste. »So ein Schurkenstück. Das sollen sie mir bezahlen! Und ich war nicht da, um dich zu beschützen.«
Veva versuchte, ihn zu beruhigen. »Die Kerle werden ihre Strafe erhalten. Außerdem konnte ich sie mit Hilfe unseres treuen Gesindes und guter Freunde an der Ausführung ihres Planes hindern.«
Ernst wollte noch etwas sagen, doch da erschien der Schwab mit einem großen Schinken. Ihm folgte der Herzogliche Rat Prielmayr auf dem Fuß.
Das Gesicht des Höflings wirkte ernst, aber zufrieden. »Habt Ihr einen Becher Wein für mich übrig? Meine Kehle ist wie ausgedörrt«, sagte er und ließ sich von Ernst einen vollen Becher reichen. Er trank aus, setzte sich ächzend auf die Bank und starrte einige Augenblicke vor sich hin. Dann blies er die Luft aus den Lungen und lächelte grimmig.
»Giggings Schuld ist nun endgültig erwiesen, denn er hat die Beute aus seinen Raubzügen fein säuberlich in eine Liste eingetragen. Außerdem habe ich mehrere Briefe gefunden, die ihn, aber auch einige andere schwer belasten. Doktor Portikus hat ihm tatsächlich Geld dafür geboten, damit er Euch umbringt, Rickinger. Den Mord an Eurem Schwager Bartl Leibert jedoch hat Benedikt Haselegner in Auftrag gegeben. Er war auch derjenige, von dem Gigging
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