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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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fragte Adelind, deren Verstand immer noch gegen die Möglichkeit aufbegehrte, dass ihre Schwester tatsächlich schwanger sein könnte. Brigittas Hand blieb auf dem Türgriff liegen.
    » Es heißt, in den ersten achtzig Tagen ist es nur eine leichte Sünde, weil das Kind noch keine Seele hat « , erklärte sie. » Und ich glaube nicht, dass Gott der Herr eine Frau in einer so verzweifelten Lage wirklich dafür verdammen könnte. «
    Dann schob sie Adelind in das Zimmer und schloss die Tür hinter ihr.
    Zwei kleine Talglichter flackerten neben Hildegards Bettstatt, warfen tanzende Schatten auf ihr blasses, eingefallenes Gesicht. Adelind erschrak, als sie tatsächlich rote Striemen an den Wangen entdeckte. Was trieb ihre Schwester immer wieder zu solch unsinnigem Verhalten?
    » Ach, du bist es « , stellte Hildegard fest, richtete sich auf und zog die Decke um ihre Schultern. Sie sah tatsächlich nicht mehr krank aus, doch beruhigte das Adelind kaum. Sie trat langsam heran und setzte sich auf die Strohmatte. Sie wusste nicht, wie sie dieses Gespräch beginnen sollte, denn die Ungeheuerlichkeit war unaussprechlich.
    » Sie hat es dir gesagt, nicht wahr? « , flüsterte Hildegard. Ihre großen Augen waren völlig klar. » Sie hat gleich gemerkt, wie schlecht ich bin. Wie sehr ich gesündigt habe. «
    Ein Zucken fuhr durch ihren Körper. Ihre Finger formten sich zu Krallen, um die malträtierten Wangen erneut aufzukratzen.
    » Lass das! « , zischte Adelind und packte Hildegards Handgelenke. Hildegards Arme fielen auf die Matte. Sie atmete ruhig und schwieg. Adelind scharrte mit dem Fuß auf dem Boden. Es war kalt hier, denn es gab keinen Kamin in diesem winzigen Zimmer. Brigitta hatte Hildegard aus gutem Grund nicht dort unterbringen können, wo die anderen Kranken lagen. Sie sah sich ratlos um und entdeckte zu ihrer Erleichterung eine weitere Decke auf einem kleinen Tisch neben dem Bett. Bald schon lag der dicke Wollstoff auf ihren Schultern, wärmte gemeinsam mit dem Kittel und der Kukulle. Adelind wurde ein klein wenig wohler.
    » Wie ist es geschehen? « , fragte sie, ohne ihre Schwester anzusehen. Hildegard holte Luft, dann stieß sie ein Wimmern aus.
    » Ich kann es nicht sagen « , flüsterte sie.
    » Warum nicht? Du musst nur den Mund aufmachen! Hier hört keiner zu « , erwiderte Adelind. Sie unterdrückte den Wunsch, schreiend durch das Zimmer zu laufen. All das konnte einfach nicht wahr sein.
    » Du bist wütend, nicht wahr? « , sagte Hildegard mit einem feinen Lächeln. » Immer mache ich Schwierigkeiten. Es tut mir so schrecklich leid. «
    » Aber dadurch wird nichts besser, nur weil es dir leidtut! «
    Adelind wurde bewusst, dass sie tatsächlich geschrien hatte. Das war unklug, denn man konnte sie vielleicht im angrenzenden Raum hören, wo die anderen Kranken lagen. Sie holte tief Luft.
    » Nun, sag mir bitte einfach, wer es war. Und wann es geschah, denn ich weiß wirklich nicht, wo du diese Gelegenheit zur… zur Sünde gefunden hast. «
    Sie stand auf und blickte mit vor der Brust verschränkten Armen abwartend auf Hildegard hinab. Wie unschuldig ihre graublauen Augen waren! Die Schwester nagte an ihrer Unterlippe, die bereits blutig gebissen war.
    » Es geschah während der Beichte « , sagte sie nach langem Schweigen. Dann zuckte ihr Körper erneut, als litte sie an Krämpfen. Adelind konnte nur fassungslos zusehen, während die Worte langsam in ihr Bewusstsein drangen.
    » Du meinst… es war… « , stammelte sie. Sie wagte den Namen nicht auszusprechen, so völlig abwegig schien ihr die Vorstellung, dieser Mann und ihre liebreizende Schwester hätten gemeinsam das Keuschheitsgebot gebrochen. Es war, als würde ein Schwan mit einer hässlichen Kröte… Als Hildegard sie weiter stumm anstarrte, wurde ihr klar, dass es eben so gewesen sein musste.
    » Er kann dir doch nicht gefallen haben! Mein Gott, Hildegard, warst du denn so verzweifelt, dass du selbst diesen… diesen « , hörte sie sich wieder schreien.
    » Nein, er gefiel mir nicht « , unterbrach Hildegard nun erstaunlich ruhig, als wolle sie ihr ein Beispiel der Selbstbeherrschung setzen. » Ich habe niemals auf diese Weise über einen Mann nachgedacht, ob er mir gefällt. Doch als er mit mir redete, da sagte er, dass ich sündhaft sei, weil Gott der Herr mir teuflische Schönheit geschenkt hätte. Er wollte meine geheimen Gedanken und Wünsche wissen. «
    Adelind musste ungewollt lachen.
    » Bei dir also auch! Ich glaube, dem heiligen Mann

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