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Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Titel: Die Kinder der Nibelungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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nun froh über Hagens Entscheidung, den Ring geheim zu halten. Und bevor Siggi nicht absolut sicher wusste, ob er dem geheimnisvollen Fremden vertrauen konnte oder nicht, würde er nichts von dem Ring sagen.
    »Es muss schwierig sein, sich hier zurechtzufinden«, meinte Gunhild, die genug davon hatte, sich nur mit Hagen und dessen Zorn zu befassen. »Und vor allem, wenn man ein Auge verloren hat. Wie ist das passiert? War das im Krieg?« Sie hatte davon gehört, dass in Kriegen solche Dinge passierten.
    »Nein«, antwortete der Graue. »Manchmal muss etwas opfern, wenn man etwas sehr begehrt. Ich habe mein Auge geopfert. Nun sehe ich mit einem Auge nach außen und mit einem Auge nach innen«, fügte er hinzu.
    Es klang wie ein Scherz, aber Siggi spürte trotz der Gelassenheit wieder jene uralte Trauer. Lag es daran, dass er sein Begehren und das damit verbundene Opfer bedauerte? Oder war es etwas anderes?
    Jedenfalls hoffte Siggi, dass Hagen dem Alten zugehört hatte. Er riskierte einen kurzen Seitenblick, erntete aber nur ein finsteres Stirnrunzeln. Es schien, als sei sein neuer Freund richtig sauer auf ihn, und Siggi war dankbar, dass seine Schwester in der Nähe war. Sollte Hagen handgreiflich werden, konnte sie schlichten und ihm zur Seite stehen.
    »Dann bist du bestimmt einer der Mächtigen in der Anderswelt«, schmeichelte Gunhild ihm und lächelte dabei.
    »Nein«, entgegnete der Graue und Siggi hörte neben Trauer nun auch Bitterkeit aus den Worten des Alten. »Das war einmal. Aber dann zerbrach mein Speer, und mit ihm zerbrach meine Macht und mein Einfluss.«
    Gunhild verstand überhaupt nichts mehr. Auch sie hatte den Unterton in der Stimme des Alten vernommen, aber sie wusste ihn nicht zu deuten, geschweige denn, was der Graue mit diesen Worten meinte. Aber sie hatte wohl in einer noch nicht verheilten Wunde gerührt und verzichtete darauf, weiter zu fragen. Sie wollte dem Mann nicht weh tun, und irgendwie tat er ihr leid. Gerade an dieser Gabelung war das Licht gedämpfter und noch fahler. Der graue Mann sah bei dieser Beleuchtung wirklich alt und gramgebeugt aus.
    Alle schwiegen, Hagen vor Zorn; Gunhild, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte; und Siggi, weil er den Grauen beobachtete. Er versuchte in den Zügen des alten Mannes zu lesen, versuchte herauszufinden, ob sein Misstrauen begründet war oder nicht.
    »Kommt, ihr habt euch genug ausgeruht«, sagte der Graue. »Es geht weiter.«
    Er stapfte voran. Die Kinder hinterher. Hagen hing seinem Groll nach, Gunhild träumte vor sich hin, und Siggi behielt den Alten im Auge.
    Der Alte blieb unsicher, was die Richtung anging. Nie zögerte er lange; es waren immer nur Momente. Aber Siggi bemerkte es wohl, dass er nicht immer wusste, welchen Weg sie nehmen mussten.
    Weiter zogen sie durch das fahl beleuchtete Höhlensystem. Der Alte gab gewiss sein Bestes, dessen war Siggi sicher, aber warum sagte er nichts von seinen Schwierigkeiten? War der einzige Grund, dass er die Kinder nicht erschrecken wollte? Das glaubte Siggi nicht. Nein, er wurde nicht schlau aus dem Mann, dem sie gewiss auf der einen Seite einiges zu verdanken hatten, der ihnen aber andererseits längst nicht alles gesagt hatte, was er wusste.
    Gleichfalls begann Siggi darüber nachzudenken, wie viel Macht dem Alten wirklich zur Verfügung stand. Konnte er zaubern – richtig zaubern, nicht wie ein Zauberer im Fernsehen oder Zirkus, der mit Tricks und Fingerfertigkeit arbeitete, sondern richtig ?
    Ihre Rettung vor den unheimlichen Verfolgern – den Schwarzalben, wie der Alte sie genannt hatte – erschien ihm zwar wie Magie. Aber wenn welche im Spiel gewesen war, wie viel davon stammte von dem Alten, oder hatte er nur die Natur der Anderswelt und des Tors genutzt, das sie mit ihrem Tanz um den Brunnen aufgestoßen hatten?
    Wieder fand Siggi keine Antwort. Er wusste einfach nicht genug von der ganzen Geschichte; ja, er hatte nicht einmal eine Ahnung, wer ihr geheimnisvoller Retter überhaupt war.
    Hat er seinen Namen genannt?, fragte sich Siggi in Gedanken. Die Antwort gab er sich ebenfalls. Nein! Er hatte, wie Siggi sich entsann, nur weise Sprüche von sich gegeben. Irgendetwas stimmte da nicht, und Hagens Wunsch, gleichfalls nicht mit allen Informationen herauszurücken, wurde immer verständlicher.
    Siggi glaubte fast, es wäre besser gewesen, noch mehr zu verheimlichen, aber dazu war es jetzt zu spät. Jetzt mussten sie das Beste aus der Lage machen, in der sich befanden.
    Am Morgen,

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