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Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Titel: Die Kinder der Nibelungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Lügner unter der Sonne, und nun hatte er diesen alten Mann belogen, ohne mit der Wimper zu zucken; diesen Mann, der mit seinem Auge auf den Grund der Seele blicken konnte.
    »Dann kommt«, sagte der Graue. »Lasst uns nun wirklich gehen!«
    Der Alte ging los. Die Kinder folgten ihm im Gänsemarsch: Vorneweg Siggi, dahinter Hagen, und Gunhild bildete den Schluss. Kaum waren sie einige Meter in dem Gang vorangekommen, schob sich Hagen neben Siggi.
    » Okay, Siggi. Und nun gib ihn wieder her!«, zischte er in Siggis Ohr.
    Der war noch ganz stolz auf seine Tat und hatte mehr Freundlichkeit und ein kleines bisschen Dankbarkeit von Hagen erwartet, und er beschloss spontan, auf stur zu schalten und das Ding erst einmal zu behalten. Hagen könnte ja wenigstens mal Bitte sagen.
    »Nein! Nicht jetzt«, widersprach er flüsternd. »Du kriegst ihn später wieder …«
    »Was tuschelt ihr denn da?«, fragte der Alte. »Kann das nicht warten?«
    »Nur eine kleine Kabbelei unter Jungs«, sagte Gunhild schnell und drängte sich zwischen Hagen und Siggi.
    »Das ist nicht die Zeit und der Ort für Streit«, mahnte der Alte. »Wir müssen weiter. Der Weg ist noch weit, und ich bin, wie ihr sicherlich bemerkt habt, nicht mehr der Jüngste.« Die Stimme des Alten klang wieder amüsiert.
    Hagen warf Siggi einen finsteren Blick zu.
    »Es ist mein«, zischte er böse. »Ich will ihn wiederhaben. Du willst ihn bloß behalten.«
    Siggi würdigte ihn keiner Antwort und ging stur weiter. Er würde, weil Hagen es so gewünscht hatte, den Ring weiter geheim halten. Das war er ihm schuldig. Aber so gierig, eifersüchtig und neidisch brauchte dieser Typ nun wirklich nicht zu sein. Siggi blickte nach vorn und ignorierte den wütenden Hagen.
    Gunhild legte den Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete Hagen zu schweigen. Auch Hagen musste einsehen, das der Graue misstrauisch werden würde, wenn sie weiter hinter seinem Rücken tuschelten, und denken, die Kinder hätten etwas vor ihm zu verbergen. Und Hagen war es schließlich, der den Ring unter Verschluss halten wollte.
    Also sagte er nichts mehr, doch das hinderte ihn nicht daran, Siggi finstere Blicke zuzuwerfen. Aber der ignorierte ihn einfach.
    Gunhild verstand nicht, was Siggi damit bezweckte, aber für sie war es klar, sich vor ihren Bruder zu stellen. Nur, darüber reden würden sie noch. Die Gelegenheit würde kommen.
    Die Geschwister wechselten einen Seitenblick, den auch Hagen bemerkte. Seine Miene wurde noch finsterer. Das sollten Freunde sein? Das ließ jemand wie er nicht mit sich machen! Siggi und Gunhild, die er für seine Freunde gehalten hatte, wollten ihn hintergehen. Aber er war auf der Hut und würde im richtigen Moment zuschlagen und sich zurückholen, was ihm gehörte. Das schwor er sich.
    Der Gang, dem sie folgten, wurde mal enger, dann verbreiterte er sich wieder zu einer Kammer oder sogar zu einem saalgroßen Raum. Immer wieder kamen sie an Abzweigungen, Kreuzungen und Gabelungen vorbei. Das fahle Licht war allgegenwärtig, manchmal stärker, dann wieder schwächer, und an einigen, wenigen Stellen ließ es fast völlig nach.
    Die Kinder waren so mit sich selbst beschäftigt, dass sie gar nicht mitbekamen, dass auch ihr Führer offensichtlich Schwierigkeiten hatte, sich zurechtzufinden. Immer wieder verlangsamte er seinen Schritt, als müsste er erst überlegen, in welche Richtung er sich wenden sollte. Dann ging er wieder sehr schnell.
    Irgendwann tauchte Siggi wieder aus seiner Versenkung auf, und begann darauf zu achten, wohin sie gingen. Und allmählich kamen ihm Bedenken. Der Graue wirkte nun manchmal wirklich wie ein alter Mann. Siggi fiel auf, dass längst nicht jede seiner Bewegungen so kraftvoll war, wie es ihm noch in der Kammer erschienen war, wo er dem Grauen das erste Mal von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hatte.
    Für einen kurzen Moment hielt der Graue an einer Gabelung inne. Schwer stützte er sich auf seinen Stab, als könne er nicht mehr weiter. Auch schien er nicht recht zu wissen, ob er sich links oder rechts halten sollte.
    »Dir müsst einen Moment rasten. Ihr seid bestimmt müde«, sagte der Alte, als sorge er sich um seine Schützlinge.
    Wieder hatte Siggi das unbestimmte Gefühl, ihrem Retter nicht voll vertrauen zu können. Das erste Mal hatte er es verdrängt, hatte nicht auf seine innere Stimme hören wollen. Das war, als der Graue die Bemerkung über die Geschichte gemacht hatte, die er noch mal ändern zu können hoffte …
    Er war

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