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Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Titel: Die Kinder der Nibelungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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wie in einem Theaterstück. »Das ist meine Schwester Gunhild.«
    Gunhild deutete einen Knicks an und lächelte. Auch sie schien sogleich Vertrauen zu dem jungen Lichtalben gefasst zu haben.
    »Willkommen, schöne Maid«, fuhr dieser fort. »In unserem Reich liegt Euch alles zu Füßen. Gebietet mir, und ich werde Euch dienen.«
    Gunhild wusste nicht, wie ihr geschah. Waren das nur Höflichkeitsfloskeln, oder war das ernst gemeint? Aber etwas an diesen Worten berührte sie tief, und so schwieg sie nur und verneigte sich.
    »Ich brauche mich wohl nicht vorzustellen«, knurrte der Graue. »Es ist gut, das ihr in der Nähe wart. Die dunkle Brut hatte uns in der Falle.«
    »Warum seid ihr nicht über den Großen Pfad gekommen?«, fragte Laurion den Alten. »Ihr wisst doch, Alberichs Dom ist seit Ewigkeiten umkämpftes Gebiet. Hier kommt es immer wieder zu Scharmützeln zwischen Ymirs Brut und uns.«
    Siggi glaubte aus der Stimme einen Vorwurf herauszuhören. Auch hatte er das Gefühl, dass Laurion dem Alten nicht die Ehrerbietung entgegenbrachte, die der Graue zu erwarten schien. Ein Blick auf den Alten schien das zu bestätigen, denn für einen Moment zuckte es um die leere Augenhöhle des Alten.
    »Ich bringe euch diese Kinder Midgards«, sagte der Graue, und der alte Gesichtsausdruck war wieder da, nichts war mehr von dem Ärger zu sehen, der kurz über sein Antlitz gehuscht war. »Diese beiden und ein weiterer Junge, der in einen anderen Gang geflüchtet ist, sind dreimal um Mimirs Brunnen getanzt.«
    Hagen!
    Siggi und Gunhild hatte den Gefährten völlig vergessen. Was war wohl aus ihm geworden? Hatten ihn die Dunkelalben gefangen, oder irrte er irgendwo durch die Gänge? Trotz der Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen drückte Siggi ihm beide Daumen, dass die Lichtalben ihn fanden. Und dann würden sie wohl ein paar Dinge klären müssen.
    »Wir suchen schon nach ihm«, hörte Siggi Laurion antworten. »Er ist in Richtung der Mitternachtsquelle unterwegs. Vielleicht finden wir ihn.«
    Für einen Moment schwiegen alle. Siggi sah sich die Lichtalben genauer an. Alle trugen graue Gewänder mit aufgenähten Ringen aus einem silbernen Metall; ob es sich dabei um eine Uniform handelte oder einfach nur die gängige Kleidung, ließ sich nicht sagen. Die meisten trugen Schwerter oder lange Dolche bei sich, einige auch Speere mit schmalen, länglichen Klingen. Ihre Gesichter waren freundlich, aber ansonsten ausdruckslos. Sie überließen Laurion das Reden, welcher der Freundlichste und Aufgeschlossenste von ihnen zu sein schien; vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass er ihr Anführer war.
    »Junge, du bist schnell auf den Füßen«, wandte Laurion sich an Siggi. »Unsere Späher, die euch mir gemeldet haben, konnten sehen, wie du auf deinen langen Beinen den Swart-alfar in den hinteren Teil von Alberichs Dom davongelaufen bist. Leider haben sie nicht gesehen, wie du von da hierhergekommen bist. Wenn wir darüber«, lachte der Lichtalbe, »ein Heldenlied singen sollen, musst du uns den Rest der Geschichte noch erzählen.«
    Siggi war fast zusammengezuckt, als Laurion die Späher erwähnte, konnte sich aber gerade noch beherrschen, als ihm klar wurde, das sein Geheimnis offensichtlich unentdeckt geblieben war.
    »Ich …«, sagte Siggi und versuchte Laurion abzulenken, »ich fand es eher feige wegzulaufen.«
    »Feige?«, entfuhr es Laurion. »Es ist nicht feige, davonzulaufen, wenn man unbewaffnet auf kampferprobte Gegner trifft. So bleibt man am Leben und kann mit einer Waffe zurückkehren, um es dem Feind heimzuzahlen.«
    Der junge Anführer der Lichtalben sah Siggi ernst an. »Es wäre im Gegenteil dumm, sein Leben wegzuwerfen.« In den seinen Worten schwang keinerlei Hohn und Spott mit, sondern vielmehr Ehrlichkeit.
    »Du meinst, es ist keine Schande, wenn man flieht?«, fragte er zurück.
    »Manchmal«, sagte Laurion, »ist es klüger zu rennen, als das Heil im Kampf zu suchen. Jeder gute Krieger weiß das.«
    »Laurion«, wandte sich einer der anderen Lichtalben an ihren Hauptmann. »Wir sollten uns zurückziehen, bevor die dunkle Brut mit Verstärkung zurückkehrt.«
    Laurion nickte knapp. »Gehen wir. Reden können wir auch beim Laufen. Wir bringen euch erst mal in Sicherheit, und ihr erzählt mir, wie ihr zu uns gekommen seid.«
    Laurion sah Siggi fest an, aber er lächelte freundlich und offen, und Siggi wusste, er mochte den jungen Anführer der Lios-alfar.
    Gunhild mochte ihn auch, und zum ersten Mal

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