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Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Titel: Die Kinder der Nibelungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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weit ist es noch?«, fragte er.
    »Wir sind noch eine Weile unterwegs …«, entgegnete Mîm vage, als wolle er sich nicht festlegen.
    »Was heißt das, eine Weile?«
    »In diesen Höhlen gibt es keine geraden Wege. Vielleicht, wenn der Meister dich für würdig hält, wirst du Erklärungen erhalten. Ich darf dir nicht mehr sagen …«
    … weil ich immer noch ein Gefangener bin, beendete Hagen den Satz in Gedanken, und dann machte er sich selber Mut. Aber das kann sich ändern.
    So führte ihr Marsch weiter durch die Höhlen. Hagen, der nun versuchte, auf den Weg zu achten, stellte fest, dass sie unentwegt die Richtung wechselten, sich wie durch ein Labyrinth bewegten. Manchmal stieg der Weg steil an; dann führte er wieder über teils natürliche, teils künstliche Treppen hinab in die Tiefe. Einmal traten sie aus einem Gang und Hagen blickte zurück und hatte den Eindruck, als ob sie nur etwa zehn oder fünfzehn Meter weiter vorher abgebogen wären, einen großen Umweg gemacht hätten und durch drei, vier andere Gänge gegangen wären, nur um diesem kurzen Stück auszuweichen.
    Täuschte er sich? Nein, Hagen war sich ganz sicher, dass er sich nicht geirrt hatte. Warum taten sie das? Warum liefen sie hier kreuz und quer durch die Gänge?
    Wollten sie verhindern, dass er sich an den Weg erinnerte? Oder steckte etwas anderes dahinter? In ihm klang noch einmal auf, was Mîm gesagt hatte: »… in diesen Höhlen gibt es keine geraden Wege.«
    Hagen gefiel es nicht, an der Nase herumgeführt zu werden, aber er musste das Spiel mitspielen – erst recht dann, wenn er wie ein Mensch vor den König geführt werden wollte und nicht wie ein wildes Tier.
    Er versuchte, sich von den verqueren Pfaden in den Höhlen abzulenken, und seine Gedanken gingen wie von selbst zu dem Ring.
    Dem Ring, den er aus der Tiefe des Brunnens geholt, den er geborgen hatte.
    Und der sein Eigentum war!
    Siggi hatte kein Recht gehabt, ihm den Ring zu stehlen. Und in Hagen begann sich wieder der Zorn auf den Dieb zu regen. In seinem Hinterkopf formte sich ein Gedanke, erst ganz schwach, doch dann ganz klar. Hagen grinste unwillkürlich. Ja, er musste nur den Obersten der Swart-alfar für sich gewinnen; damit würde er einen mächtigen Verbündeten haben, um Siggi den Ring abzunehmen und ihn zu strafen. Der Kerl musste für seinen Diebstahl bestraft werden, und seine Schwester gleich mit, die ihn glaubte zusammenstauchen zu müssen, nur weil er sich einen kleinen harmlosen Scherz erlaubt hatte.
    Es war wie eine Stimme in seinem Inneren, die ihm zuflüsterte: Siggi, der diebische Feigling, und Gunhild, seine großspurige Komplizin, werden für ihre Taten büßen müssen. Und nur einer kann dir dabei helfen – der Herr der Schwarzalben.
    Hagen steigerte sich immer mehr in diese Vorstellung hinein. Ohne dass es der Junge richtig begriff, wurde er plötzlich nur noch von dem Gedanken an Rache und dem Hass auf Siggi und Gunhild beherrscht.
    Er malte sich aus, wie er über die Geschwister triumphieren würde. Er, im Schutze der mächtigen Schwarzalben und deren König, der ihm helfen würde, wenn er es nur geschickt genug anstellte. Hagen musste ihm beweisen, dass er den Swart-alfar nicht feindlich gesonnen war, im Gegenteil! Alles würde er geben, um sich an dem verräterischen Pack zu rächen, das ihn um seinen Ring, seinen Schatz, betrogen hatte.
    Vollends in seine Rachefantasien versunken, verlor Hagen jegliches Gefühl für Raum und Zeit auf den krummen Wegen, die er unter der Führung Mîms gehen musste. Er nahm nicht einmal wahr, dass immer mehr von dem dunklen Volk am Rande ihres Weges auftauchte und die Gänge sich allmählich verbreiterten und bewohnt aussahen. So gefangen war er in seinen Gedanken an den Ring und deren Diebe, Siggi und Gunhild.
    »Wir sind da«, sagte Mîm plötzlich.
    Hagen tauchte aus seinen Tagträumen auf und sah, dass er vor einem gewaltigen Tor stand. Schwarz glänzend waren die Pfosten, aus einem nachtdunklen, glasharten Stein, in den Masken und Gestalten von Ungeheuern eingeschnitten waren, wie um jeden Feind das Fürchten zu lehren. Schwarz waren auch die steinernen Torflügel, doch von einem bläulichen Schimmer, wie geöltes Eisen.
    Langsam, wie auf ein geheimes Kommando, schoben sich die schweren Türen nach außen. Ein Lichtstrahl fiel durch den Eingang, verbreiterte sich, und Hagen konnte die Umrisse einer Anzahl dunkler Gestalten erkennen, die im Inneren der Halle weilten.
    In der Halle, wo sein Verbündeter, der

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