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Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Titel: Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. Kerr
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Dschingis Khan und dessen Horden kriegerischer Reiternomaden, die über die Steppen fegten und alle niedermetzelten, die sich ihnen entgegenstellten. Was sollte in ihren Augen hier eine Eroberung wert gewesen sein? Das nächste Stück Steppe? Und dann das übernächste? Ein aus ein paar Jurten bestehendes Dorf, das sich schon eine Woche später vielleicht ganz woanders befand? Es gab weder Städte noch Dörfer oder Schlösser. Und es war schwer, sich vorzustellen, dass jemand wie Dschingis Khan wirklich existiert haben sollte.
    Da Kauwidas Erinnerungen jetzt auch Johns Erinnerungen waren, kam ihm das Land, trotz der Tatsache, dass es für einen großen Tyrannen und Eroberer ein recht unwahrscheinlicher Ausgangspunkt zu sein schien, merkwürdig vertraut und bekanntvor, so als gehörte er hierher und hätte jeden Kilometer des Landes, das sie nun überflogen, bereits zu Fuß abgeschritten. Was auf Kauwida vermutlich zutraf. Zu dieser Erinnerung gehörte auch ein undefinierbarer Geruch in der Luft, den vielleicht nur die großen und empfindlichen Nüstern eines Kamels ausmachen konnten. John begriff zunächst nicht, was es war; erst als er Nimrod genau beschrieb, wie er zu navigieren hatte, und sie sich schließlich der Stelle näherten, an der die Gruft verborgen lag, vermochte er dem Geruch einen Namen zu geben. Es war der Geruch des Todes: der der Sklaven, die die Gruft gegraben hatten, der Soldaten, die diese getötet hatten, und des Kamelfohlens, das auf so grausame Weise mit ihnen zusammen begraben worden war. John wurde von diesen Erinnerungen und dem Geruch so nervös und beklommen zumute, als hätten sich die Ereignisse in seinem eigenen Leben und nicht in Kauwidas vor fast achthundert Jahren abgespielt.
    »Das ist Darkhan«, sagte er und zeigte auf die erste Stadt, die sie seit Hunderten von Kilometern zu Gesicht bekamen. »Von hier aus fliegen wir nach Norden, sodass die Hauptstadt Ulan-Bator links von uns liegt, also im Westen.«
    Wenig später sagte er: »In Ordnung. So ist es gut. Wir kommen jetzt zum Gorchi-Tereldsch-Nationalpark.«
    »Nach einem Park sieht mir das nicht gerade aus«, stellte Groanin fest, der über den Rand des Teppichs spähte. »Da sind weder Spielplätze noch Parkbänke oder sonst irgendwas in der Art. Eigentlich ist da überhaupt nichts.«
    »So ein Park ist damit auch nicht gemeint, Groanin«, sagte John irritiert. Er zeigte auf einen Fluss. »Da. Das ist der Kherlen. Folge ihm einfach nach Nordosten, dann bringt er uns direkt zum Berg Khan Khentii, den man auch Burkhan Khaldun nennt.«
    »Ganz recht«, sagte Nimrod.
    Gut hundertfünfzig Kilometer weiter nördlich schnupperte John in Richtung Osten und sagte: »Da drüben ist der blaue See, Khukh Nuur. Wir sind also nach wie vor auf dem richtigen Kurs.«
    »Ich sehe nichts«, sagte Axel. »Und riechen kann ich schon gar nichts.«
    »Das liegt daran, dass Sie die Dinge wie ein Mensch sehen«, sagte Nimrod. »John sieht und riecht alles aus der Perspektive eines Kamels. Hab ich recht, John?«
    Als Bestätigung gab John ein lautes Rülpsen von sich. Das abermalige Durchleben von Kauwidas Erinnerungen setzte ihm allmählich zu.
    »Jetzt ist es nicht mehr weit«, sagte er. »Hier haben sie mir früher das Zaumzeug abgenommen und dann bin ich zum Grab gerannt.«
    Groanin verzog das Gesicht, als wollte er damit andeuten, dass John langsam den Verstand verlor.
    »Etwa zehn Männer«, fuhr der Dschinnjunge fort, »Dschingis Khans Söhne, bestiegen dann ihre Pferde und folgten mir. Es war immer im Sommer, im August. Dschingis ist am 25.   August 1227, im Jahr des Schweins, gestorben. Deshalb haben wir um diese Zeit das Grab besucht. Und natürlich war in dieser Jahreszeit der Boden gut. Es dauerte nur etwa drei Tage, um dorthin zu gelangen. Wenn Dschingis im Winter gestorben wäre, hätten wir wesentlich länger gebraucht.«
    »Natürlich«, spottete Groanin.
    »Halten Sie den Mund, Groanin«, sagte Nimrod.
    »Jawohl, Sir.«
    Etwas weiter im Norden, über einem weglosen Ödland unweit der Stelle, wo die drei Nebenflüsse des Kherlen zusammentreffen,erklärte John, dass sie sich nun dem Hochplateau näherten, auf dem die Gruft verborgen lag. Es wurde allmählich Nacht, und ein feiner Dunstschleier war aufgezogen, doch John ließ sich nicht beirren.
    »Keine Sorge«, sagte er und schnüffelte in der kühlen, nach Koniferen duftenden Luft. »Ich könnte die Stelle mit verbundenen Augen finden.« Er deutete direkt nach vorn. »Da, dieser

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