Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Hause fliege.«
    »Was redest du da?«, fragte Professor Stürlüson.
    »Haben Sie es denn noch nicht bemerkt?«, fragte John. »Ihnen sprießt ein Bart.«
    Axel lachte. »Er hat recht, Professor«, sagte er. »Du siehst wirklich aus, als müsstest du dich mal rasieren.«
    Der Professor strich über sein junges Gesicht, doch statt der glatten Haut, die er erwartet hatte, fühlte es sich rau und stoppelig an.
    »Ich habe vor einer Weile gehört, wie Sie sich einen Bart wünschten«, erklärte John. »Jedenfalls haben Sie es so ähnlich ausgedrückt. Da habe ich mir die Freiheit genommen, Ihnen diesen Wunsch zu erfüllen.«
    Groanin fand in seinem Koffer einen Handspiegel und reichte ihn dem Professor, der mit großer Faszination das Spiegelbild seines transplantierten Gesichts – vor allem des Kinns und der Oberlippe – zu begutachten begann.
    »Du hast recht«, sagte er. »Mir wächst ein Bart.« Er grinste John an. »Vielen Dank, mein Junge.«
    »Der Bart steht Ihnen«, sagte Groanin. »Er lässt Sie vornehm aussehen. Professoraler, könnte man sagen. Ich persönlich wollte nie einen Bart. Das passt einfach nicht zu einem Butler und lässt ihn ungekämmt aussehen. Sogar eine Spur nachlässig.«
    »Ganz, ganz herzlichen Dank.« Der Professor schüttelte Johns kompletten Arm. »Ein Bart ist genau das, was ich mir gewünscht habe.«
    »Nicht der Rede wert«, sagte John. »Die Maske war gut. Sie hat wirklich Eindruck gemacht, meine ich. Aber Groanin hat recht. Ein richtiger Professor sollte einen Bart haben, finde ich. Oder wenigstens einen großen buschigen Schnauzer.« Er zuckte die Achseln. »Wie wollen Sie die Leute davon überzeugen, dass Sie was auf dem Kasten haben und wissen, wovon Sie reden, wenn Sie nicht wenigstens einen leicht verrückten Schnurrbart haben?« Er grinste. »Ohne Schnauzer und Wuschelkopf hätte auch Einstein nie wie ein Genie ausgesehen. Er wäre zwar immer noch außerordentlich klug gewesen, aber wie ein Genie hätte er nicht gewirkt.« Wieder hob er die Schultern. »Oder was meint ihr?«
    »Das nenne ich mal eine Theorie«, sagte Philippa.

Grabjäger

    Die Mongolei ist ein Binnenland und liegt zwischen China und Russland. Unter den größten Ländern der Welt steht es an neunzehnter Stelle – es ist fünfmal so groß wie Deutschland und doppelt so groß wie die Türkei, gleichzeitig aber ist es das größte der am wenigsten dicht bevölkerten Länder der Erde. Australien, das flächenmäßig fünfmal größer ist als die Mongolei, hat zweiundzwanzig Millionen Einwohner; in der Mongolei dagegen leben gerade mal drei Millionen Einwohner auf einer Fläche von der Größe Irans, das, im Vergleich, fünfundsiebzig Millionen Einwohner zählt.
    Im Süden des Landes liegt die Wüste Gobi und im Norden befinden sich hohe Berge, doch der größte Teil des Landes besteht aus grasbewachsenen Ebenen, die man Steppen nennt.
    Philippa fand, es sei das schönste Land, das sie je gesehen hatte. Sie stellte sich vor, dass die weiten Prärien Amerikas so ausgesehen haben mussten, ehe die Planwagentrecks die Menschen herankarrten, die die Städte erbauten. Es war so unberührt und unverbaut wie zu der Zeit, als die Erde noch jung war und es noch keine Autos und Flugzeuge gab, aber dafür riesige Regenbögen und endlose Ebenen aus Gras, die eher an das offene Meer erinnerten. Wenn Australien aussah wie der Mars, dann wirkte die Mongolei, die Philippa nicht weniger fremdartig erschien, um ein Vielfaches üppiger und fruchtbarer, was es umso überraschendererscheinen ließ, dass dort niemand war. Ein- oder zweimal sahen sie eine Schafherde und ein paar wilde Pferde, ein anderes Mal meinten sie einen Elch zu sehen, doch ansonsten wirkte das Land wie leer gefegt.
    Ganz anders dagegen sah es am saphirblauen Himmel aus. Er war voller Vögel, von denen man einige – Adler, Kraniche und Geier – für kleine Flugzeuge hätte halten können. Sie schienen hier halbwegs in Sicherheit zu sein, denn anders als in Sumatra war die Luft frisch und sauber, ohne Aschewolken und Rauchsäulen, was etwas ironisch wirkte, wenn man bedachte, dass sie fast am Ziel ihrer Reise waren.
    Der Professor erklärte, dass es im ganzen Land nur fünf Vulkane gebe, Busa-Obo, Daringa, Khanuy Gol, Taryatu-Chulutu und einen in der Wüste Gobi, dessen Namen er vergessen hatte, wie er meinte. Der letzte Ausbruch eines dieser Berge lag mehr als zehntausend Jahre zurück.
    Für John entsprach die Mongolei ganz und gar nicht seiner Vorstellung von