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Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Titel: Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. Kerr
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warm wie vor dem Ausbruch des Vesuvs. Die riesige Wolke aus Rauch und Asche verhielt sich wie ein Filter, der die Sonne daran hinderte, die Temperaturen in der Bucht von Neapel auf die zu dieser Jahreszeit üblichen Werte steigen zu lassen. Neben der Lufttemperatur, die ein Teil von ihm zu sein schien, konnte John das Meersalz und den Schwefel in der Luft schmecken, die gleichfalls Teil von ihm zu sein schienen. Ein frei schwebender Geist zu sein, bedeutete für einen Dschinn, eins mit dem Universum zu sein.
    John stellte fest, dass er sich als Geist wesentlich leichter bewegte als mit seiner körperlichen Gestalt. Und auch schneller. Schneller als jedes Schnellboot. Er schoss über die Wasseroberfläche wie eine unsichtbare Rakete und erreichte den glänzenden weißen Bug der
Schadenfreude
in weniger als zehn Minuten, wobei er sicher war, Nimrod weit hinter sich gelassen zu haben.
    Der Hubschrauberlandeplatz auf dem Vorderdeck befand sich mehr als sieben Meter über der Wasserlinie. John ließ sich allmählich nach oben treiben, bis er schließlich neben einem kleinen schwarzen Helikopter an Deck stand, der fein säuberlich auf einem eingekreisten H platziert war. Wenige Meter daneben unterhieltsich der Pilot mit jemandem vom Landepersonal. John glitt durch den festen Stoff der mit einem Monogramm versehenen Helikoptertür und stellte fest, dass Nimrod vor ihm angekommen war.
    »Was hat dich aufgehalten?«, fragte die Stimme seines Onkels, während John sich im Innern des Luftfahrzeugs umsah.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte John. »Ich war ziemlich schnell unterwegs.«
    »Und ich noch schneller«, sagte Nimrod.
    »Ich dachte, du wärst müde«, sagte John.
    »Das war ich auch. Das bin ich noch. Sehr sogar. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass ich fast am Ende bin. Am Ende dessen, was mich zu dem macht, der ich bin. Aber das hier ist wichtiger, meinst du nicht? Deshalb habe ich mich so beeilt, herzukommen. Weil unsere Aufgabe, die Welt vor sich selbst zu retten – so paradox das auch klingen mag   –, viel lebenswichtiger ist als die Frage nach meiner Lebensenergie. Übrigens habe ich mich in den Dingern noch nie sicher gefühlt. Nicht mal an Deck eines Schiffes.«
    »Was meinst du damit?«, fragte John. »Das verstehe ich nicht.« Die Tatsache, dass er Nimrod nicht sehen, sondern nur hören konnte, verstärkte seine Ratlosigkeit noch.
    »Nun, ein Hubschrauber wirkt so gar nicht aerodynamisch«, sagte Nimrod. »Schon der Spitzname
Banane,
wie manche Helis genannt werden, klingt, als seien sie eigentlich gar nicht zum Fliegen gedacht. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ich rede nicht von Helis«, sagte John. »Willst du damit sagen, dass du deine Dschinnkraft verlierst, Nimrod?«
    »Was Dybbuk passiert ist, kann jedem von uns passieren«, sagte Nimrod. »Er hat sein Neshamah verbraucht: die Quelle seiner Dschinnkraft. Aus reiner Eitelkeit hat er alles verschwendet,um sich als billiger Varietézauberer aufzuführen. Weißt du noch?«
    »Wie könnte ich das vergessen? Aber du willst doch nicht sagen, dass das Gleiche mit dir geschieht? Oder?«
    Nimrod seufzte tief. »Ich fürchte, doch. Mehr, als uns nach Fès zu Mr   Barkhiya zurückzubringen und die anderen beiden Teppiche abzuholen, die wir bestellt haben, werde ich wohl nicht zustande bringen.«
    »Sag das nicht«, sagte John. »Mit dir ist doch alles in Ordnung. Oder nicht?«
    »Niemand kann ewig weitermachen«, sagte Nimrod. »Und es ist nicht so, dass ich meine Dschinnkraft gänzlich verliere, John. Aber wie beim lieben alten Mr   Rakshasas ist sie einfach nicht mehr dieselbe. Und ich bin es auch nicht mehr. Ich werde leichter müde, wenn ich sie eingesetzt habe. Und ich muss mich in letzter Zeit öfter ausruhen.«
    »Warum erzählst du mir das?«
    »Für den Fall, dass mir etwas zustößt. Wie Axel und dem armen Charlie. Ich fürchte, sie gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Das ist noch etwas, was sich mit dem Alter einstellt.«
    »Dir wird gar nichts zustoßen, Onkel«, beteuerte John.
    »Hoffen wir es. Aber was ich damit sagen will, ist Folgendes: Ich kann das hier nicht ohne dich schaffen. Und ohne Philippa. Was auch immer uns erwartet, ich brauche eure gebündelte Kraft, um da durchzukommen. Du musst mir um unser aller willen versprechen, die Welt der Irdischen nicht aufzugeben. Sie brauchen uns jetzt mehr denn je, mein Junge.«
    »Natürlich werde ich sie nicht aufgeben. Mein Dad ist selbst ein Irdischer. Und ja, ich verspreche es.«
    »Gut. Dann komm.

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