Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
Besonderes auserwählt seid.«
John nickte. »Dann ist es also abgemacht«, sagte er. »Morgen früh gehen wir noch einmal auf den Vesuv und versuchen, die Dinge zu richten, wenn das geht.«
»Ja«, sagte Philippa. »Einverstanden.« Sie zuckte die Achseln. »Irgendwie bin ich auch froh darüber. Ehrlich. Ich weiß, dass es schwer wird. Aber es soll nun mal so sein.«
»Ich muss Ihnen etwas sagen, Professor«, sagte Nimrod. »Etwas, das für Sie vielleicht nicht ganz leicht ist. Trotzdem finde ich, dass Sie darüber Bescheid wissen sollten.«
Dann erzählte Nimrod dem Professor, wie er und John mit seiner Frau Bekanntschaft gemacht hatten und dass sie jetzt im Gefängnis von Neapel saß.
»Das ist der beste Platz für sie«, sagte der Professor. »Trotzdem ist sie immer noch meine Frau. Also sollte ich wohl nach Neapelfahren und sehen, was ich für sie tun kann. Das werde ich jedenfalls, nachdem wir auf dem Vesuv waren.«
»Was ist mit Ihnen, Groanin?«, fragte Nimrod. »Kommen Sie morgen mit?«
»Natürlich«, sagte der Butler.
»Als wir das letzte Mal auf den Vesuv wollten, sind Sie nicht mitgekommen«, sagte Philippa. »Da haben Sie gekündigt.«
»Stimmt, und soll ich dir sagen, was ich daraus gelernt habe? Dass man die Dinge erst zu schätzen weiß, wenn man sie verloren hat. Mir ist jedenfalls klar geworden, dass ich nicht wusste, wie gut ich es bei dir, deinem Bruder und deinem Onkel habe.«
»Es könnte gefährlich werden«, sagte John.
Groanin legte eine Hand auf Johns Hand und nahm mit der anderen Philippas. »Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ich euch dabei allein lasse, oder? Nicht nach allem, was wir durchgestanden haben. Nicht mal heiße Lava kann mich davon abhalten, diesmal mitzukommen. Nicht mal heiße Lava, sage ich. Kein Feuer, kein Rauch und keine Asche dieser Welt. Denkt immer daran, ihr zwei: Den Mutigen gehört die Welt.«
Das Opfer
Die Zwillinge schliefen nur wenig in dieser Nacht. Es gab zu vieles, worüber sie nachdenken mussten. John sah in seinem Zimmer stundenlang fern. Philippa schrieb einen Brief an ihre Mutter, den sie in ihrer beider Namen unterschrieb.
Um sieben Uhr waren sie auf den Beinen, und John schaffte es irgendwie, im beeindruckenden Speisesaal des Hotels ein großes Frühstück zu verdrücken. Philippa trank eine Tasse Kaffee.
Groanin, der bereits gefrühstückt hatte, kam mit einem Picknickkorb in den Speisesaal getänzelt.
»Falls wir ein paar Erfrischungen brauchen«, sagte er. »Das ist das Problem beim Bergsteigen. Man kriegt davon riesigen Hunger und hat nichts, womit man ihn stillen kann.«
»Ich glaube nicht, dass mir nach Essen zumute sein wird, Groanin«, sagte Philippa.
»Mir auch nicht«, sagte John. »Aber glauben Sie mir, der Todeskandidat hat gerade ausgiebig gefrühstückt.«
»Freut mich, das zu hören«, sagte Groanin.
Wie Nimrod vermutet hatte, war die Circumvesuviana-Bahn außer Betrieb, also mieteten sie im Ort einen Landrover und fuhren um die Bucht herum nach Norden, zum Parco Nazionale del Vesuvio. Genau wie beim ersten Mal war der Park gesperrt und wurde von mehreren Polizisten streng bewacht.
Dieses Mal war es der Professor, der ihnen mit seinen Überredungskünsten Einlass verschaffte. Eigentlich hätte es einfacher sein müssen, jetzt, wo er keine Maske mehr trug, doch das war es nicht. Erst als er sich seinen schwarzen Rollkragenpulli über den Kopf zog und Groanin ihm zwei Löcher für die Augen hineinschnitt, erkannten ihn die Polizisten wieder.
Sie fuhren den Berg hinauf, bis ans Ende der kurvigen Straße, ließen den Landrover dann stehen und machten sich daran, die letzten dreihundert Meter zu Fuß hinaufzusteigen.
Der Boden war warm unter ihren Füßen. An einigen Stellen sogar mehr als das. Aus Felsspalten stieg Dampf auf, was John an New Yorker Hotdog-Stände an frostigen Tagen erinnerte.
Während sie hinaufstiegen, wehte ein starker Wind eine Wolke aus Asche und Rauch fort, die so hoch war wie das Empire State Building.
Groanin blieb ein- oder zweimal atemlos stehen, wischte sich den Schweiß von der dunkelroten Stirn und sah besorgt zu der zusammengeballten grauen Wolke auf, während er den Zwillingen zuliebe seine wachsende Furcht zu verbergen versuchte.
»Ich komme mir vor wie Plinius«, sagte er mit einem tapferen Lächeln. »Dieser römische Schreiber, der hier aufgekreuzt ist, um sich die Sache anzusehen, als Pompeji damals vor der Katastrophe stand. Ich glaube, er schrieb zu der Zeit an einem Buch
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