Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
Khan/John. »In Anbetracht der Lage.«
»Es ist nur, nun ja, Sie hören sich nicht unbedingt an wie Sie selbst«, sagte der Pilot. »Wenn Sie mir die Bemerkung gestatten.«
»Ich leide an einer Sommergrippe«, sagte Rashleigh Khan/John zur Erklärung. »Das tun wir beide, nicht wahr, Doktor?«
»Ja«, sagte Dr. Stürlüson/Nimrod. Schweigend starrte Nimrod einen Moment auf das Tyrrhenische Meer hinaus und dachte über seine Nichte und seinen Neffen nach und über all das, was sie zusammen durchgestanden hatten. Er wusste, dass dies das Ende ihrer Abenteuer bedeuten würde, und gestattete sich, eine kleine Träne zu verdrücken.
»Rashleigh?«
»Ja, Doktor?«
Nimrod riss sich zusammen und suchte nach etwas, das ein wenig praktischer und weniger sentimental klingen würde. »Ich wollte nur sagen, dass wir so lange bei der Polizei bleiben müssen, bis wir die Geständnisse unterzeichnen können. Es könnte also eine Weile dauern, ehe Sie und ich in das Hotel in Sorrent zurückkehren.«
»Die anderen werden sich Sorgen machen.«
»Das lässt sich nicht ändern. Wichtig ist, dass wir diese beiden Subjekte hinter Gitter bringen. Wenn die Polizei alles auf Band hat, spielt es keine Rolle mehr, dass sie wieder sie selbstsind und ihre Unschuld beteuern und nach ihren Anwälten verlangen.«
»Ja, ich verstehe. Jetzt ist mir alles klar.«
Sie landeten auf dem Dach der Polizei von Neapel und baten darum, ein paar Kriminalbeamte sprechen zu dürfen, die nicht nur über die Art ihres Erscheinens staunten, sondern auch über ihre offensichtliche Bereitschaft, derartig abscheuliche Verbrechen zu gestehen. Der Commissario höchstpersönlich nahm im Verhörzimmer ihre Aussagen entgegen, sodass sie einige Stunden später ihre Geständnisse unterzeichneten und zu den Zellen hinuntergeführt wurden, was Nimrod und John zum Anlass nahmen, die Körper der beiden Irdischen zu verlassen. Kaum war das geschehen, begannen Rashleigh Khan und Dr. Stürlüson, wie Nimrod es vorhergesagt hatte, nach ihren Anwälten zu rufen, ihre Unschuld zu beteuern und ihre Freilassung auf Kaution zu verlangen.
»Ich bin mir nicht sicher, wie sich ein italienisches Gericht zu einer auf Besessenheit fußenden Verteidigung stellen wird«, sagte Nimrod zu John. »Andererseits könnte Mr Khan auch einfach verlangen, aufgrund seines Reichtums als besonderer Fall behandelt zu werden. Nach der Verteidigungsstrategie der
Farm der Tiere
: Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher als andere. Ich glaube, das funktioniert manchmal.«
»Hoffentlich werfen sie den Schlüssel weg«, sagte John, der Rashleigh gegenüber nicht allzu nachsichtig war, wie man sich denken kann. »Hoffentlich versenken sie seine blöde Jacht. Hoffentlich – ich weiß nicht, was ich hoffe, wenn es um diesen Mr Khan geht. Hauptsache, es ist richtig fies.«
Sie schwebten aus dem Polizeigebäude und die historische Hafenanlage entlang.
»Es ist ein weiter Weg bis zurück nach Sorrent«, sagte Nimrod. »Vielleicht ein bisschen zu weit, um durch die Luft zu schweben. Ich schlage vor, dass wir die Circumvesuviana-Bahn nehmen, mit der wir schon einmal gefahren sind, nur dass sie wegen des Vulkanausbruchs wahrscheinlich nicht in Betrieb ist. Dann sollten wir lieber die Fähre nach Capri nehmen und dort in die Fähre nach Sorrent umsteigen. Capri wird dir gefallen. Es ist eine der schönsten Inseln der Welt.«
John knurrte skeptisch. Unter anderen Umständen hätte ihm ein Ausflug nach Capri sicher Spaß gemacht, schließlich war die Insel früher der Urlaubsort der römischen Kaiser. Doch seit er von Nimrod erfahren hatte, was jetzt getan werden musste, war seine sonstige Fröhlichkeit mehr oder weniger verflogen, und er merkte, dass ihn die berühmte Schönheit der Insel nicht im Geringsten interessierte. Alles, was er wollte, war, nach Sorrent zurückzukehren und einen letzten Abend mit Groanin und Philippa zu verbringen, ehe sie früh am nächsten Morgen taten, was – nach Nimrods Deutung des Pergaments – getan werden musste.
Es war bereits dunkel, als sie ins Excelsior Vittoria zurückkehrten und sich ihre Körper wieder aneigneten. Sie trafen Groanin, Philippa und den Professor einmal mehr auf der balustrierten Terrasse an, fast so, als hätten sie sich seitdem nicht von dort wegbewegt. Groanin und der Professor saßen jeder vor einer großen Tasse Kaffee. Philippa trank eine Limonade und hielt das Fernglas in der Hand.
»Wir haben
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