Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

verunglückt ist. Es heißt Neunstrang. Vermutlich, weil es aus neun einzelnen Fasersträngen besteht und neun Leben haben soll. So wie Katzen.«
    Philippa schloss die Augen und überlegte, ob sie ihren Bruder mit Dschinnkraft zum Schweigen bringen sollte. Manchmal war es schwer zu glauben, dass er ihr Zwillingsbruder war.
    »Auf Antigua?«, hakte der Professor nach.
    »Ja, das ist eine Insel in der Karibik, in der Nähe von Montserrat.«
    »Ich weiß nur allzu gut, wo Antigua liegt«, sagte der Professor. »Dort habe ich mein Gesicht verloren.«
    »Oh, ach so«, sagte John. »Das tut mir leid.«
    »Es ist nur so, dass es auf Antigua keine nennenswerten Berge gibt«, meinte der Professor. »Im Gegenteil. In kaum einem Land der Erde gibt es weniger Berge.«
    »Tja, dann war es vielleicht nicht genau auf Antigua«, ruderte John zurück. »Es kann auch eine andere Insel gewesen sein. Wie die Bahamas. Oder die Malediven. Keine Ahnung. Jedenfalls war es gar kein Berg, den er bestiegen hat, sondern eine Palme, glaube ich. Eine sehr hohe Palme.«
    »Na, das erklärt die Sache«, sagte der Professor. »Jedenfalls ein wenig. Trotzdem ist es erstaunlich, dass ein solches Geheimseil ausgerechnet in einem Souvenirladen herumliegt, findest du nicht? Und riesiges Glück noch dazu. Für dich.«
    John zuckte die Achseln. »Ich nehme an, die Amerikaner haben es dem italienischen Militär ausgeliehen«, meinte er. »Für NAT O-Übungszwecke . Schließlich stehen wir heute alle auf der gleichen Seite, nicht?«
    »Ja, das tun wir«, sagte Nimrod bestimmt. »Und im Moment in mehr als nur einer Beziehung. Wir müssen im Labor ans Werk, bevor diese Proben zu hart werden, um sie durchzuschneiden.«
    »Da haben Sie recht«, stimmte ihm der Professor zu. »Wirhaben keine Zeit zu verlieren. Ich fürchte nämlich, unsere Steinsäge ist nicht mehr so gut beieinander, wie sie sein sollte.«
    Philippa lächelte ihren Bruder an. »Scheint, als hättet ihr da etwas gemeinsam.«

Tutsi-Frutsi

    Allein auf seinem schäbigen Zimmer im Hotel First Grand Imperial Britannia, hatte Groanin wenig Freude an seinem Roastbeef. Er musste den Teller auf dem Servierwagen nur ansehen, um zu wissen, dass das Essen vollkommen ungenießbar war. Trotzdem plagte ihn ein wenig das schlechte Gewissen über die Art und Weise, wie er mit Angus, dem Empfangschef, umgesprungen war, und das Theater, das er um seine Forderung nach »anständigem englischen Essen« gemacht hatte. Deshalb zögerte er nun, seinem ersten Impuls nachzugeben und zum Telefonhörer zu greifen, um sich zu beschweren.
    Er wollte auch den armen Küchenchef nicht kränken. Groanin hatte so oft für Nimrod gekocht, dass er sehr wohl wusste, wie verletzend die Beschwerde eines Gastes für das Personal sein konnte. Daher beschloss er, das Essen nicht einfach unangetastet stehen zu lassen, sondern sich die Mühe zu machen, es auf kluge Art und Weise zu entsorgen. Es war – zumindest in dieser Hinsicht – ein Glück, dass sich Groanins Zimmer im zweiten Stock direkt über den Mülltonnen auf der Rückseite des Hotels befand, sodass er sich ohne Mühe aus seinem schmutzigen Fenster lehnen und alles, was auf seinem Teller war, direkt in einen offenen Müllcontainer fallen lassen konnte, wo es später von einer Rattenfamilie vertilgt wurde.
    Als eine angemessene Zeitspanne verstrichen war, in der er ohne Weiteres sein Abendessen hätte zu sich nehmen können, rief Groanin den Zimmerservice an und erklärte dem Mann am Schaltpult, dass der Servierwagen wieder abgeholt werden könne.
    Wenige Minuten später stand Angus persönlich vor Groanins Zimmertür und war die Freundlichkeit in Person.
    »Alles zu Ihrer Zufriedenheit?«, erkundigte sich der Schotte bei Groanin.
    »Äh, ja, es war sehr schmackhaft«, erwiderte dieser.
    »Es geht doch nichts über ein schönes Roastbeef, nicht wahr, Sir?«
    Groanin nickte und verkniff es sich, dem Schotten zu erklären, dass das, was auf seinem Teller gelegen hatte, alles andere als ein schönes Roastbeef gewesen war. Was hätte es auch für einen Sinn gehabt? Der Mann war Schotte. Groanins Meinung nach waren gutes Essen und Schotten im großen Restaurant des Lebens nie gleichzeitig anzutreffen.
    »Kann ich Ihnen sonst noch etwas bringen?«, fragte Angus.
    »Danke, nein, das war völlig ausreichend«, sagte Groanin. »Ich gehe jetzt ins Bett. Und das englische Frühstück morgen früh, oder vielmehr das schottische, können Sie streichen. Ich brauche lediglich eine