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Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Titel: Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. Kerr
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Aber die besten Landsleute für Entführungen sind die Deutschen. Die bezahlen immer sofort. Die Franzosen bezahlen auch, aber bei denen muss man das Geld sorgfältig nachzählen, bevor man die Opfer laufen lässt. Die Australier haben zu viel Reiseerfahrung, um sich entführen zu lassen. Und die Kanadier sind selbst zum Entführtwerden zu blöd. Die Iren eignen sich besser zum Entführen als zum Entführtwerden. Genau wie ihr Italiener. Und natürlich die Türken.Einmal hab ich einen Schweden entführt, aber der war so unglücklich und hat dermaßen rumgeheult, dass ich ihn laufen lassen musste, weil ich Depressionen bekam. Das ist das sogenannte Stockholm-Syndrom, von dem man manchmal liest.«
    »Und die Briten?«, fragte Decebal.
    Kapitän Sharkey schüttelte den Kopf.
    »Briten sind gar nicht gut zu entführen«, meinte er. »Sie haben Prinzipien. Jedenfalls reden sie sich das ein, wenn sie sich weigern, Lösegeld zu zahlen. In Wirklichkeit geben sie einfach nicht gern Geld aus. Und die Schotten zahlen sowieso nie, weil sie kein Geld haben. Die sind sogar noch fieser als die Engländer, und das will etwas heißen.«
    Er dachte einen Augenblick nach. »Und entführ bloß nie einen Russen«, sagte er dann. »Die nehmen das total persönlich und machen es sich zur Lebensaufgabe, dich ausfindig zu machen und sich zu rächen.«
    »Werd versuchen, daran zu denken«, sagte Decebal.
    »Dieser Groanin ist ein Butler, sagst du?«
    Decebal nickte. »Er arbeitet für einen schwerreichen Mann namens Nimrod, behauptet er. Und das seit vielen Jahren.« Er machte eine Pause. »Also, kommen wir ins Geschäft?«
    »Ich weiß nicht«, sagte der Kapitän. »Ich muss mich in der Angelegenheit beraten lassen.«
    Er schob seine Augenklappe beiseite und ließ einen kleinen goldenen Skarabäus aus seiner leeren Augenhöhle krabbeln.
    Decebal gab sich alle Mühe, sein Entsetzen zu verbergen, doch es half nichts; seine Kinnlade fiel herab wie eine Zugbrücke.
    »Igitt!«, keuchte er. »Was ist denn das?«
    Kapitän Sharkey hob die Hand und ließ den Käfer auf seinen hervorstehenden Fingerknöcheln Platz nehmen.»Sag Hallo zu meinem kleinen Freund«, sagte Kapitän Sharkey. »Sie tragen einen Käfer in der Augenhöhle spazieren?«
    »Das ist der sicherste Platz für ihn«, sagte der Kapitän. »Auf die Art weiß ich wenigstens immer, wo er ist. Wenn ich ihn in die Tasche stecke, setze ich mich womöglich auf ihn drauf.«
    Decebal lächelte höflich und befand, dass die somalischen Piraten noch viel übler waren, als er gedacht hatte. »Aber warum haben Sie überhaupt einen?«
    »Das ist kein gewöhnlicher Käfer«, erklärte Kapitän Sharkey. »Dieser Käfer ist der Hüter meiner Zukunft. Er trifft alle schwierigen Entscheidungen für mich. So wie diese.«
    Kapitän Sharkey deutete auf den Tisch, auf dem an jedem Ende ein Wort geschrieben stand.
    »Das hier ist das somalische Wort für
Ja
«, erklärte er. »Und das hier das somalische Wort für
Nein
. Wenn ich nicht weiß, was ich tun soll, frage ich den Käfer und setze ihn auf den Tisch. Läuft der Käfer zum Ja, ist das die Antwort auf die Frage; und wenn die Antwort Nein lautet, dann läuft der Käfer dorthin. Er hat mich bisher immer in die richtige Richtung geführt. Sein Rat war bisher stets richtig. Ich zeige es dir.«
    Der Kapitän küsste den Käfer auf den Rücken und setzte ihn mitten auf den Tisch.
    »Ringo.« Der Kapitän zuckte die Achseln. »So heißt mein Käfer. Sag mir, Ringo, ist dieser Nimrod wirklich so reich, wie der englische Butler behauptet?«
    Der Käfer zögerte einen Moment und ließ seine Antennen nachdenklich durch die Luft fahren. Dann marschierte er langsam, aber stetig auf eines der beiden Worte auf dem Tisch zu.
    Decebal, der Somali weder sprechen noch lesen konnte, schüttelte den Kopf.
    »Was sagt er?«, fragte er. »Ja oder Nein?«
    »Ringo sagt Ja, dieser Nimrod ist tatsächlich reich.«
    Der Kapitän nahm den Käfer in die Hand und küsste ihn erneut. »Sehr reich?«
    Abermals marschierte der Käfer altklug zum somalischen Wort für
Ja
.
    Die Übung wurde noch zweimal wiederholt, und der Kapitän kam auf diese Weise zu dem Schluss, dass Groanin von Nimrod tatsächlich überaus geschätzt wurde und sehr vermisst werden würde und dass Nimrod möglicherweise bereit wäre, ein beträchtliches Lösegeld zu zahlen, um seinen Butler wohlbehalten zurückzubekommen.
    Zum fünften Mal hob der Kapitän seinen Käfer auf und küsste ihn.
    »Aber ist der

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