Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
englische Butler gefährlich?«
Wieder marschierte der Käfer zum somalischen Wort für
Ja
.
»Der Engländer
ist
gefährlich«, sagte der Kapitän. »Interessant.«
»Unsinn«, widersprach Decebal. »Der ist völlig harmlos. Sie müssen ihn sich nur ansehen.«
»Willst du behaupten, dass Ringo lügt?«
»Äh, nein. Aber im Ernst, Captain, wenn Sie den Engländer sehen, werden Sie verstehen, was ich meine. Er ist dick und trägt einen Bowlerhut wie ein Komiker in einem uralten Film.«
Kapitän Sharkey nahm den Käfer und setzte ihn vorsichtig zurück in seine leere Augenhöhle.
»Ich will mir diesen Engländer selbst ansehen«, sagte er und rief nach seinem Ersten Offizier, Mr Khat.
»Wo habt ihr den Engländer hingesteckt?«, fragte er.
»In einen der geklauten Sportwagen«, antwortete Mr Khat.
Die drei Verbrecher verließen die Kabine und blickten von einer Gangway aus in den Laderaum hinunter, wo sechs gestohlene Lamborghinis parkten.
In einem gelben Lamborghini Gallardo war Groanin mit dem linken Arm an das Lenkrad gefesselt. Da es in dem Luxuswagen sehr eng war, versuchte sich Groanin bei Laune zu halten, indem er sich im Autoradio ein Fußballspiel anhörte. Seine Lieblingsmannschaft, Manchester City, schlug sich gerade mehr schlecht als recht in einem Spiel gegen Inter Mailand. Nein, es lief gar nicht gut für City, und als der vierte Ball ins Netz von Manchester flog, war Groanin so wütend und aufgebracht, dass er, wie jeder normale englische Fußballfan, bereit war, seine Enttäuschung an allem und jedem auszulassen, selbst an einem Zweihunderttausend-Dollar-Auto. Für manche Leute gibt es kaum etwas Wichtigeres im Leben als Fußball.
»Also, jetzt reicht´s«, knurrte Groanin. »Es ist schlimm genug, sich von einem Strolch nach dem anderen durch das verdammte Land schleppen zu lassen. Aber mitanhören zu müssen, dass die eigene Mannschaft bolzt wie eine Horde Schulmädchen, ist mehr, als ein Mensch ertragen kann.«
Als Erstes riss er mit seinem starken Arm das Lenkrad heraus, dann schlug er die Windschutzscheibe ein und kletterte auf die Motorhaube. Als er das Logo am Ende der langen Haube entdeckte, ging ihm auf, dass der Wagen, genau wie die Mannschaft, gegen die Manchester gerade spielte, aus Italien kam.
»Ich hab die Nase gestrichen voll von Italienern!«, brüllte er. »Und von italienischem Zeug!«
Dann machte er sich daran, mit seiner großen krachenden Faust einige gewaltige Dellen in die Motorhaube zu hämmern.
Als eines der somalischen Besatzungsmitglieder mit einerBrechstange auf Groanin zurannte, wurde der Mann unverzüglich aus dem Laderaum geschleudert.
»Siehst du? Siehst du?« Kapitän Sharkey schüttelte den Kopf. »Und ob der Mann gefährlich ist!«
»Ich hatte keine Ahnung«, sagte Decebal, erstaunt darüber, wie stark der Butler plötzlich auftrat, und entsetzt, weil er einen solchen Mann herumkommandiert hatte. »Er ist wie Samson.«
»Dann sollten wir lieber Delila suchen«, sagte Kapitän Sharkey. »Und ihn so schnell wie möglich außer Gefecht setzen, sonst habe ich keine Autos mehr, die ich nach Ägypten verkaufen kann.«
Der Kapitän sagte etwas zu seinem Ersten Offizier, der salutierte und weglief, um etwas zu holen.
In der Zwischenzeit packte Groanin ein Vorderrad des Lamborghinis und kippte das Auto auf die Seite.
»So einen bescheuerten Wagen«, brüllte Groanin, »den fahren nur bescheuerte Leute!«
Mr Khat kam mit einem Betäubungsgewehr auf die Gangway zurück und reichte es dem Kapitän.
»Das haben wir vorsichtshalber immer dabei«, erklärte Kapitän Sharkey. »Weil wir auch Löwen und Leoparden aus Afrika an Privatzoos liefern. Ohne eigene Großkatze kann sich ein anständiger russischer Milliardär heutzutage nicht mehr blicken lassen.«
Er lud die Waffe mit einem Pfeil, zielte auf Groanins Rücken und drückte ab. »Jauuuu!«
Groanin zog sich den Beruhigungspfeil aus seinem mächtigen Hinterteil, warf ihn einem anderen flüchtenden Crewmitglied hinterher und grinste, als er sich dem Somali ins Ohrläppchen bohrte.
»Voll ins Schwarze«, sagte er zufrieden, denn er war früher einmal ein ziemlich guter Dartspieler gewesen.
Doch das Unglück war geschehen. Ein starkes Beruhigungsmittel bahnte sich bereits den Weg durch seinen Blutkreislauf. Groanin fing an zu gähnen, setzte sich im Frachtraum auf den Boden und schlief ein.
»Ringo lügt nie«, sagte Kapitän Sharkey. »Der Mann ist ganz offensichtlich gefährlich. Aber genauso
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