Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer
dann in die andere Richtung, doch sosehr er auch suchte, er konnte keinen einzigen Pickel auf seiner strahlend reinen Haut entdecken. Gewöhnlich mied er Spiegel wie die Pest, um beim Anblick der zahlreichen roten Flecken nicht depressiv zu werden, doch jetzt sah er keinen Grund, weshalb der Rest seiner Familie dieses offensichtliche Wunder nicht längst bemerkt hatte oder warum seine Mutter das Verschwinden der Pickel in Johns Gesicht als besorgniserregend ansah.
Philippa tauchte auf der Türschwelle des Ankleidezimmers auf. Sie schien den Unmut ihres Bruders über die Familie zu spüren. »Ich schwöre«, sagte sie, »dass dein Gesicht immer noch aussah wie eine Landkarte vom Mond, als wir aus dem Krankenhaus zurückkamen.«
»Es ist unglaublich«, sagte John. »Sieht so aus, als hätten die Ärzte doch Recht behalten. Die Pickel sind ganz von allein verschwunden.«
»Ja«, sagte Philippa, die der wiedergefundene Glaube ihres Bruders an die moderne Medizin nicht sonderlich überzeugen konnte. »Logisch. Wenn du das glauben willst – bitte sehr.«
»Was meinst du damit?«
»Findest du nicht, dass hier etwas Seltsames vor sich geht?«
»Kann sein«, gab John zu. Er war von seinem neuen Gesicht immer noch zu beeindruckt, um den Worten seiner Schwester große Beachtung zu schenken. »Ich weiß nicht.« Er schnalzte und fügte hinzu: »Glaub mir, wenn dir so was geradepassiert wäre, Phil, dann würdest du dich auch richtig gut fühlen.«
»Worüber haben sie dann gerade gesprochen?«
»Das weiß ich nicht. Vielleicht über das Erwachsenwerden. Ich habe gehört, dass sich viele Eltern ziemlich aufregen, wenn das passiert. Sobald sich die Hormone der Kinder melden, schicken ihre Eltern sie zum Psychiater. Felix Grabels Eltern haben ihn zu einem Haarspezialisten geschickt, als seine ersten Barthaare sprossen.«
»Felix Grabels Eltern sind noch abgedrehter als er selber«, sagte Philippa. »Aber wenn du etwas wirklich Seltsames sehen willst, dann komm mit.«
Sie führte John einen Stock höher in ihr Zimmer, das er selten aufsuchte, da ihm die Vorliebe seiner Schwester für Plüschtiere und Poster von mädchenhaften Boygroups Übelkeit verursachte. An der Wand hinter der Tür hing ein Poster mit einer Messlatte und der Aufschrift
Die kleinen Leute von Hollywood
(»Miss nach, wie weit du deine Lieblingsstars überragst« lautete die Aufschrift). Philippa zeigte auf die neueste Eintragung, die vom Tag vor der Zahnoperation stammte.
»Vorgestern war ich genau 152 cm groß«, sagte sie und hielt John ein Lineal und einen Stift hin. »Und jetzt schau her.« Philippa streifte sich die Schuhe ab und stellte sich zwischen Tom Cruise und Robert de Niro.
John legte das Lineal auf ihren Kopf und markierte ihre Größe mit dem Stift.
»Ich bin ziemlich sicher, dass ich gewachsen bin«, sagte sie.
»Okay, Phil«, sagte John. »Ich bin fertig.«
Philippa trat von dem Messposter zurück. Dann stießen beide einen verblüfften Schrei aus. Es gab keinen Zweifel: Philippa war deutlich gewachsen. John maß den Unterschied zwischen ihrer alten und neuen Größe.
»Zwei ganze Zentimeter?«, fragte er überrascht. »Das kann nicht stimmen. Du musst dich das letzte Mal vermessen haben.«
»Nein«, beharrte Philippa. »Mrs Trump hat mich gemessen.«
Mrs Trump war die Köchin und Haushälterin der Eltern.
»Dann hat sie einen Fehler gemacht. Niemand wächst in weniger als achtundvierzig Stunden zwei Zentimeter!«
»Also gut. Wann hast du dich zuletzt gemessen?«
»Letzte Woche. Dad hat mich gemessen. Er sagt, ich kriege neue Ski, sobald ich 1,65 m groß bin. Dad macht keinen Fehler. Er ist immer sehr genau.«
»Dann schauen wir mal nach.«
Sie gingen in Johns Zimmer. Er stellte sich mit dem Rücken an sein eigenes James-Bond-Poster (»Miss nach, ob du an 007 heranreichst«) zwischen Sean Connery und Pierce Brosnan und wartete, bis Philippa ihn gemessen hatte.
»Es gibt keinen Zweifel«, sagte sie. »Du bist auch gewachsen. Lass mal sehen – drei Zentimeter.«
»Echt? Wow, tatsächlich! Das ist ja super.«
»Wie ich vorhin sagte«, fuhr Philippa fort. »Irgendetwas ganz Seltsames ist im Gange. Erst bekommen wir zehn Jahre früher als normal Weisheitszähne; dann, während der Zahnoperation, haben wir den gleichen Traum, in dem unser Onkelauftaucht. Und dazu hatten wir beide über Nacht auch noch einen Wachstumsschub.«
»Vergiss meine Pickel nicht.«
»Ganz zu schweigen von deinen Pickeln.«
»Und den Riss
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