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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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sich John. »Ich wüsste nicht, warum. Ich mag sie nicht einmal.«
    »Ganz richtig«, sagte Groanin. »Denk nur daran, was sie Mr   Vodyannoy angetan hat. Sie hat versucht, ihn mit einem Frosch umzubringen. Ganz zu schweigen von dem Riesentausendfüßler, der mich fast zum Abendbrot verspeist hätte. Ich bin wirklich nicht nachtragend. Aber wenn mir jemand einen peruanischenRiesentausendfüßler auf den Hals hetzt, hört der Spaß auf. Bis in alle Ewigkeit werde ich den Anblick dieses Viehs unter meiner Hängematte nicht mehr loswerden.«
    »Ungefähr genauso lange wird Zadie hierbleiben, wenn John sie nicht befreit«, sagte Nimrod.
    Unsicher betrachtete John die Machete in seiner Hand. »Ich verstehe nicht, warum ich derjenige sein soll, der riskiert, dass es ihm genauso ergeht wie ihr. Mr   Groanin war schließlich nicht der Einzige, der um ein Haar gefressen worden wäre. Ihr vergesst die Große Anakonda.« Er schüttelte den Kopf.
    »Muss ich dich wirklich daran erinnern, dass sie das alles nur getan hat, weil dieser Schurke Macreeby sie hypnotisiert hat?«, fragte Nimrod.
    »Genau«, sagte Philippa.
    »Das ist mir egal«, sagte John. »Ich tu’s nicht. Meinetwegen kann sie für immer hierbleiben. Ich kappe diese Brücke nicht. Weder für sie noch für euch noch für sonst jemanden.«
    »Niemand hat gesagt, dass du mit der Machete die Brücke kappen sollst, John«, sagte Nimrod.
    »Was dann?«, wollte Groanin wissen. »Ich wünschte, Sie würden sich deutlicher ausdrücken. Schließlich stehen wir vor der nuklearen Vernichtung. Teufel auch, ich gäbe was dafür, wenn der alte Rakshasas hier wäre. Er könnte es auch nicht komplizierter machen als Sie, Sir.«
    »Keine Wünsche, Groanin«, ermahnte ihn Philippa. »Vergessen Sie das nicht.«
    »Tut mir leid.«
    Nimrod fasste an das Handlaufseil auf der gegenüberliegendenSeite desjenigen, das Zadie in ein Netz aus Menschenhaar gehüllt hatte. »Sind dir die bunten Punkte noch nicht aufgefallen? Sie haben die gleiche farbliche Abfolge wie die auf der anderen Seite der Brücke.«
    »Na und?«, sagte John. »Was ist damit?«
    »Nun ja, es ist nur ein Gedanke«, sagte Nimrod. »Aber mir scheint, wenn du diese Worte in Quechua wiederholen würdest – und zwar in der gleichen Reihenfolge, in der sie dir eingefallen sind, als du den Knoten am Inkaportal gelöst hast   –, dann könntest du wahrscheinlich Zadies Freilassung bewirken.«
    John überlegte einen Augenblick.
    »Und was ist, wenn sie mir nicht mehr einfallen?«, fragte er.
    »Dann wird Zadie vermutlich für den Rest ihres Lebens Haar bleiben«, sagte Nimrod.
    Groanin kicherte. »Der war auch gut«, sagte er.
    »Ich finde das nicht lustig«, sagte Philippa.
    Aber John und Groanin lachten.
    »John«, sagte Philippa. »Ich bin deine Schwester. Ich weiß, dass du lügst. Du kannst dich sehr wohl an die Worte erinnern. Und du weißt, dass ich es weiß.«
    »Ja, ja«, seufzte John. »Schon gut. Ich tu’s. Aber sie sollte mir dafür wirklich dankbar sein. Und hoffentlich ein ganzes Stück erträglicher als bisher.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte Groanin.
    »Wenn sie sich danebenbenimmt, zappe ich sie höchstpersönlich weg«, sagte Philippa.
    Nimrod zuckte zusammen. »Ich verabscheue diese Ausdrücke. Sie sind die reinste Plage. Gemein und ordinär.«
    »Zadie ist auch eine Plage«, sagte Groanin. »Und alles andere sowieso.«
    Seufzend versuchte sich John an die Worte zu erinnern.
»Yana chunka«,
sagte er. »
Yuraj pusay. Puka tawa. Willapi qanchis
. Und wie ging es weiter?
Kellu kinsa. Komer phisqua. Sutijankas iskay. Kulli Sojta. Chixchi Jison   …
Augenblick.« Er tippte sich ungeduldig an die Stirn. »Ja, ich hab’s.
Chunpi uj

    Sobald er die letzte Silbe ausgesprochen hatte, begannen sich die Haare, die Zadie an die Brücke fesselten, zu lösen. Es war, als schaue man einer Pflanze im Zeitraffer beim Wachsen zu, nur in umgekehrter Richtung. Es dauerte einige Minuten, bis Zadie sprechen konnte. Und als sie endlich frei war, verbrachte sie weitere Minuten damit, zu weinen und sich für alles zu entschuldigen.
    »Ich konnte nicht mal mein Fokuswort aussprechen«, stieß sie zwischen Schluchzern hervor. »Sobald ich die ersten Haare durchgeschnitten hatte, schoben sie sich wie ein Knebel über meinen Mund. Wenn meine Zahnbürste nicht gewesen wäre, hätte mich die Brücke erstickt.«
    Zadie hielt immer noch die Machete in der Hand, und die Erkenntnis, dass sie hätte sterben können, brachte

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