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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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mit der stumpfen Seite seiner eigenen Machete auf das Handlaufseil.
    »Was zum Teufel machen Sie da, Sie alter Tor, Sir?«, fragte Groanin erbost.
    »Die Zugkraft dieser Haare ist in der Tat bemerkenswert«, sagte Nimrod. »Möglicherweise ebenso stark wie ein Stahlkabel.«
    »Ich wünschte, ich könnte das Gleiche von meinen Nerven sagen«, sagte Groanin und fuhr sich wieder über die Stirn. »Die fühlen sich nämlich an, als hätte man sie durch den Schredder gejagt.«
    »Ruhig Blut, Groanin«, sagte John. »Die Brücke hängt noch und wir sind immer noch hier.«
    »Ich wünschte, ich wäre es nicht, mein Junge. Ich wünschte wirklich, ich wäre es nicht.«
    »Keine Wünsche mehr hier drinnen«, sagte Nimrod streng. »Ich dachte, ich hätte das deutlich genug gesagt.«
    »Jawohl, Sir. Tut mir leid, Sir. Aber ich hatte aus naheliegenden Gründen nicht angenommen, dass das auch für mich gilt.«
     
    Zwei Stunden liefen sie weiter über die Brücke, ehe vor ihnen das Ende in Sicht kam. Neben dem steinernen Ankerblock auf der anderen Seite entdeckten sie eine schemenhafte menschliche Gestalt. Sie wirkte zunächst recht unförmig und behaart, wie eine pelzige Fliege von der Größe eines Menschen. Doch als sie näher kamen, wurde ihnen klar, dass es sich tatsächlich um einen Menschen handelte, um den sich Millionen der Haarsträhnen gewickelt hatten, aus denen auch die Brücke bestand. Nimrod legte das Ohr an das, was der Kopf zu sein schien, und horchte aufmerksam. Doch es war Philippa, die als Erste erkannte, um wen es sich handelte.
    »Das ist Zadie«, sagte sie. »Seht euch die Stiefel an.«
    Und tatsächlich trug das eingewickelte Wesen Zadies unverkennbare rosafarbene Stiefel.
    »Da ragt was aus ihrem Mund«, sagte John.
    »Ihre Zahnbürste«, sagte Philippa.
    »Das ist sie«, sagte Groanin. »Dann hat es also doch jemand geschafft, das Mädel vom Tanzen abzubringen. Sie sieht aus wie eine Raupe vor dem Schlüpfen. Ihr wisst schon. Wie eine Dings.«
    »Eine Puppe«, sagte Philippa.
    »Genau. Wie eine Puppe«, sagte Groanin.
    »Das nenne ich eine schlecht sitzende Frisur«, sagte John.
    Groanin kicherte. »Das ist gut. Wirklich gut.«
    »Ist sie tot?«, fragte John.
    »Nein«, sagte Nimrod. »Tot nicht. Ein paar schwache Lebenszeichen kann ich gerade noch feststellen. Aber sie scheint komplett gelähmt zu sein. Und ich kann mir auch denken, warum. Seht euch das an.« Er fuhr mit der Hand von dort, wo er den Kopf vermutete, bis dorthin, wo eine Schulter, ein Arm und eine Hand erkennbar waren. Die Hand hielt ein metallisch wirkendes Etwas.
    »Eine Machete«, sagte John.
    »So ist es«, sagte Nimrod. »Es scheint, als sei die Brücke so konstruiert, dass sie sich selbst vor Zerstörung schützen kann. Und so, wie Zadie aussieht, würde ich sagen, dass sich die Haarfasern, die sie mit ihren Schlägen durchtrennt hat, wieder verbunden und Zadie dabei zu einem Teil der Brücke gemacht haben.«
    »Wie sollen wir sie da rausholen?«, fragte Philippa.
    »Wie?«
Groanin klang empört. »Warum, um alles in der Welt, sollten wir das tun? Sie wollte die Brücke kappen. Muss ich dich daran erinnern, dass wir zu dem Zeitpunkt mittendrauf standen?«
    »Das wusste Zadie nicht«, sagte Philippa.
    »Sie wusste aber auch nicht, dass wir
nicht
auf der Brücke waren«, wandte John ein. »Ich bin Groanins Meinung.
Sie
hätte nicht versucht, dich da rauszuholen.«
    »Wir können sie nicht einfach hierlassen«, sagte Philippa.
    Mit einem Lächeln reichte Nimrod ihr seine Machete. »Willst du versuchen, sie freizuschneiden?«
    »Äh, nein«, gestand Philippa.
    »Eine kluge Entscheidung«, sagte Nimrod. »Ich fürchte, du würdest genauso enden wie sie. Eingewickelt – wie sagten Sie noch mal, Groanin? – wie eine Puppe. Nur dass dieser Schmetterling nirgendwo hinfliegen wird.«
    Groanin schob sich von der Brücke und stellte sich auf den Steinvorsprung, auf dem die Brücke verankert war. »Wenn ihr nichts dagegen habt«, sagte er, »wäre mir wohler, wir würden das Ganze dort besprechen, wo wir festen Boden unter den Füßen haben.«
    »Mir auch«, sagte John und trat neben ihn.
    Nimrod folgte ihnen mit einem Achselzucken. Treppenstufen führten im steilen Winkel die Flanke eines Berges hinauf und um eine Biegung herum.
    »Onkel Nimrod?« In Philippas junger Stimme lag helle Empörung.
    »Was?«, sagte Nimrod. »Hör mal, da gibt es nichts zu diskutieren. Was jetzt mit ihr geschieht, liegt allein bei John.«
    »Bei mir?«, wunderte

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