Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka
Namen erinnern könntest «, sagte Nimrod.
»Lasst uns ins Peabody gehen«, sagte Mr Vodyannoy. »Vielleicht hilft eines der vielen südamerikanischen Ausstellungsstücke dem Gedächtnis des Jungen auf die Sprünge.«
Vor der zerstörten Eingangstür des Museums befand sich eine Polizeiabsperrung, durch die niemand hineingelassen wurde außer den Vertretern des Museums und der Spurensicherung der Polizei von New Haven. Doch das war für die drei Dschinn kein Hindernis. Außer Reichweite des Fluchs von Nightshakes ließen sie ihre Körper einfach in Mr Vodyannoys Wagen zurück und schwebten unsichtbar an dem Polizisten vorüber, der vor den hölzernen Überresten der ehemaligen EingangstürWache hielt. Allerdings nicht, ohne sich draußen verschiedene Erklärungen derselben Geschichte anzuhören, die die Ortsansässigen den vielen Reportern, Fotografen und Fernsehleuten auftischten, die sich rund um den Torosaurus versammelt hatten. Einige Leute vermuteten, dass Studenten für die Neuausrichtung der Bronzestatue verantwortlich seien. Andere zeigten zum Himmel und beharrten darauf, dass Außerirdische das bewerkstelligt haben mussten. Ein exzentrischer Geologe behauptete, er habe in der unmittelbaren Umgebung des Universitätsmuseums ein kleines Erdbeben registriert, das, wie er versicherte, die Statue auf ihrem Sockel herumgedreht haben könnte. Eine Handvoll religiöser Exzentriker vermutete eine göttliche Erklärung, während eine Gruppe Verschwörungstheoretiker die Möglichkeit erwog, der Torosaurus sei noch nie aus Bronze gewesen, sondern eigentlich ein echter Torosaurus in leblosem Zustand.
Über einige dieser wild auseinanderdriftenden Ideen musste John laut lachen, und als er Nimrod gegenüber eine Bemerkung über ihre Dummheit machte, vergaß er für einen Moment, dass er unsichtbar war, aber dennoch gehört werden konnte. Und er wurde gehört. Von einem Polizisten. Und dieser ließ einen Fernsehreporter unverzüglich wissen, dass es seiner Meinung nach im Museum spuke.
Im Innern des Museums begaben sich die drei unsichtbaren Dschinn – Hand in Hand, um nicht getrennt zu werden – in die Räume, in denen südamerikanische Kunstgegenstände ausgestellt wurden, wo sie feststellten, dass genau diese Räume verwüstet worden waren. Mehrere Glasvitrinen hatte man eingeschlagenund ihre überwiegend goldenen Exponate lagen verstreut auf dem Boden. Ein Polizeifotograf war gerade dabei, sie zu fotografieren.
»Na, das leuchtet ein, denke ich«, flüsterte Nimrod.
»Was leuchtet ein?«, fragte John zurück.
»Dass unser unbekannter südamerikanischer Freund mit dem Federumhang hierhergekommen ist. Zu den Schätzen von Hiram Bingham.«
Mr Vodyannoy erklärte John, dass viele der Ausstellungsstücke aus Machu Picchu stammten, einer verlorenen Inkastadt, die ein gewisser Hiram Bingham 1911 in den Anden von Peru entdeckt hatte. Möglicherweise war er das historische Vorbild von Indiana Jones. »Die peruanische Regierung appelliert seit Langem an Yale, die Schätze zurückzugeben. Vielleicht hat unser unsichtbarer Freund hier für die peruanische Sache sein eigenes Gewicht in die Waagschale geworfen.«
»Das wäre eine Möglichkeit«, gab Nimrod zu.
Eine Zeit lang lauschten sie dem Gespräch zwischen einem Kriminalbeamten und einem Mann in grauem Anzug, mit Brille und gelber Fliege.
»Können Sie uns sagen, was fehlt, Professor?«, fragte der Detective.
»Drei ziemlich große Münzen oder Medaillen«, sagte der Professor. »Sie sind aus purem Gold und stammen aus der Inkazeit. Und einige
Quipus
– Knotenschnüre, mit denen sich die Inka Nachrichten übermittelten.«
»Sonst noch etwas?«
»Ja. Eine unserer Inkamumien fehlt.«
»Sie meinen so etwas Ähnliches wie eine ägyptische Mumie?«, fragte der Polizist. »In Binden eingewickelt und so.«
»Die Ägypter waren nicht die Einzigen, die ihre toten Aristokraten mumifizierten«, sagte der Professor. »Auch eine Anzahl präkolumbischer Zivilisationen in Südamerika hat das getan. Nur haben sie ihre Toten nicht eingewickelt. Und auch nicht in Pyramiden eingeschlossen. Sie haben ihre toten Könige überallhin mitgenommen und sie bei feierlichen Anlässen herausgeholt. Im Grunde genommen wurden sie behandelt wie Lebende.«
»Und wie hat diese Mumie ausgesehen?«
»Ziemlich grässlich, ehrlich gesagt. Wie jemand, der schon sehr lange tot ist. Natürlich hat man sie einbalsamiert, aber der Effekt war trotzdem ziemlich schauerlich.«
»Und um
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