Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka
des Blauen Dschinn. Jonah ging um den Wagen herum zur hinteren Tür auf der Beifahrerseite, öffnete sie und heraus stieg Faustina höchstpersönlich.
»Was macht die denn hier?«, murmelte Philippa und ging hinunter, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Faustina wirkte deutlich glamouröser, seit sie der Blaue Dschinn geworden war. Ihre Kette und die Ohrringe, die sie trug, bestanden aus Saphiren so groß wie Kronkorken. Und ihre Kleider waren ausnahmslos Kopien italienischer Designermode, allerdings mit Dschinnkraft veredelt. Sie ließ einen Mantel aus Säbelzahntigerfell in Bos Hände fallen, legte eine zusammengefaltete Zeitung auf das Sideboard und begrüßte Philippa kühl. »Ist dein Onkel da?«, fragte sie. »Oder Mr Vodyannoy?«
»Sie sind ins Peabody-Museum gegangen«, erwiderte Philippa. »Mit John. Aber ich glaube nicht, dass sie lange wegbleiben werden.«
Zadie tauchte mit einigen anderen Gästen in der Eingangshalle auf, darunter Patricia Nixie aus Deutschland und Yuki Onna aus Japan, die sich beim Anblick des Blauen Dschinn verbeugten. Doch nach allem, was sie zusammen durchgestanden hatten, konnte sich Philippa nicht überwinden, das Gleiche zu tun.
»Bist du wegen des Turniers gekommen?«, erkundigte sie sich.
»Natürlich nicht«, sagte Faustina. »Ich habe im Moment Wichtigeres zu tun, als Dschinnverso zu spielen oder dabei zuzusehen.«
»Was denn zum Beispiel?«
»Zum Beispiel, in einer offiziellen Angelegenheit hierherzukommen.«
»Gibt es irgendwelche Neuigkeiten von deinem Bruder Dybbuk?«, fragte Zadie.
»Nein«, sagte Faustina. »Das letzte Mal hat man aus England von ihm gehört. Seitdem ist er spurlos verschwunden.«
»Das scheint in deiner Familie erblich zu sein«, sagte Philippa. Faustinas nicht gerade freundlicher Blick machte ihr klar, dass sie sie damit vielleicht gekränkt hatte, und so fügte sie hastig hinzu: »Was ich eigentlich sagen will, ist, dass er wahrscheinlich gesund und munter wiederauftauchen wird. Genau wie du, nachdem du für eine Weile verschwunden warst.«
Faustina nickte. Sie wusste, was sie John und Philippa, Nimrod und Mr Groanin schuldig war. Ohne sie läge sie vielleicht immer noch als eine Art bessere Leiche in irgendwelchen italienischen Katakomben.
Bo führte Faustina in die Bibliothek und brachte ihr einen Tee. Doch sie musste nicht lange warten, bis Nimrod, John und Mr Vodyannoy aus dem Museum zurückkamen.
»Faustina«, sagte Nimrod. »Bei meiner Lampe! Was für ein Glück, dass du da bist. Wir wollten dich gerade anrufen, wegen einiger äußerst schlimmer Neuigkeiten.«
»Wenn es um die Pachakuti-Prophezeiung geht«, sagteFaustina, »bin ich Ihnen vielleicht zuvorgekommen, Nimrod. Mr Vodyannoy, können wir drei uns vielleicht irgendwo ungestört unterhalten?«
»Natürlich«, sagte Mr Vodyannoy, führte Faustina und Nimrod aus der riesigen Bibliothek in sein Arbeitszimmer und zog die Tür hinter sich zu.
»Sie hat sich verändert«, stellte Philippa fest.
John biss sich auf die Unterlippe und nickte. Er hatte vor gar nicht langer Zeit eine große Schwäche für Faustina gehabt. »Sie hat nicht mal Hallo gesagt«, murmelte er.
»Also, worum geht es hier eigentlich?«, fragte Philippa ihren Bruder. »Nimrod sieht so besorgt aus.«
»Ich weiß es selbst nicht genau«, gab John zu. »Aber offenbar geht es um Leben und Tod. Nach dem, was Nimrod sagt, könnte es sogar noch wichtiger sein.«
»Glaubst du, es wird ein neues Abenteuer?«, fragte Philippa.
»Sieht ganz danach aus«, meinte John.
Philippa warf einen Blick zu Zadie hinüber, die bei der Erwähnung des Wortes »Abenteuer« große Augen machte. Besser jetzt als nie, dachte sie. John schien wegen Faustina ohnehin schon schlecht aufgelegt zu sein.
»John, du erinnerst dich doch noch an Zadie, nicht?«
John sah zu Zadie hinüber und nickte verstimmt.
»Okay, werd jetzt nicht sauer«, sagte Philippa, »aber ich habe Zadie sozusagen versprochen, dass wir sie bei unserem nächsten Abenteuer mitnehmen.«
»Du hast was?« John wirkte entsetzt.
»Ich habe sie zu unserem nächsten Abenteuer eingeladen.«
»Warum denn das?«
»Weil sie mich darum gebeten hat.«
John sah Zadie vorwurfsvoll an. »Was ist los?«, fragte er. »Als wäre es nicht Abenteuer genug, ein Dschinn zu sein. Warum zischst du nicht ab und schenkst irgendeinem armen Irdischen drei Wünsche? Für die meisten von uns ist das aufregend genug.«
Philippa seufzte. »Sei nicht so gemein, John.«
Zadie
Weitere Kostenlose Bücher