Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
Vom Netzwerk:
Nächstes?«, fragte sie.
    Mr   Vodyannoy deutete auf die Kathedrale, die vor allem nachts, wenn sie im Scheinwerferlicht leuchtete wie poliertes Gold, eher einem Präsidentenpalast ähnelte als einer bedeutenden Kirche. »Wir gehen dorthin«, sagte er und warf einen Blick auf seine Taschenuhr. »Wir haben eine Verabredung mit Francisco Pizarro. In genau dreißig Minuten.«
    »Aber Francisco Pizarro ist doch tot!«, rief Philippa.
    »Das will ich doch hoffen«, erwiderte Mr   Vodyannoy.
     
    Während sie den Hauptplatz mit dem Bronzebrunnen und den Palmen überquerten, holte Mr   Vodyannoy tief Luft.
    »Horrorshow«, sagte er. »Es ist schön, wieder in Peru zu sein.«
    »Was bedeutet das?«, fragte John. »›Horrorshow‹. Sie sagen das ziemlich oft, Mr   V.«
    »Es heißt nicht ›Horrorshow‹«, sagte Mr   Vodyannoy, »sondern ›Khorosho‹. Das ist russisch und bedeutet ›gut‹, ›schön‹ oder ›nun dann‹. Es ist eine Angewohnheit von mir, und ich merke oft gar nicht, dass ich es sage.«
    »Khorosho«, wiederholte John.
    »Pizarro«, sagte Philippa. »Er war Spaniens berüchtigster Eroberer, stimmt’s?«
    Mr   Vodyannoy nickte.
    »Richtig. Francisco Pizarro kam 1531 mit nur einhundertachtundsechzig Spaniern hier in Peru an. Zuerst blieben sie und die Inka auf Distanz. 1532 dann führte Pizarro seine Männer in die Anden, um den Inkakönig Atahualpa zu treffen, der dort mit einer Armee von fast einhunderttausend Mann kampierte, nachdem er seinen Bruder und Rivalen Huascar siegreich geschlagen hatte. Die Neugierde auf diese merkwürdigen Fremden und ihre Pferde, die den Inka völlig unbekannt waren, gewann in Atahualpa die Oberhand und er kam, um sie sich näher anzusehen. Daraufhin nahmen Pizarro und seine Männer den König als Geisel und töteten fünftausend seiner Gefolgsleute. Natürlich wollten sie nur Gold und versicherten, den König freizulassen, wenn er ihnen ein Lösegeld zahlte. Also versprach der König, den Raum, in dem man ihn gefangenhielt, mit Schätzen anzufüllen, und er hielt sein Wort. Die Spanier leider nicht. Sobald der Raum mit Gold gefüllt war, töteten sie den armen Atahualpa. Damit begann die Eroberung Perus und die fast vollständige Ausrottung der Inka durch die Spanier.«
    »Klingt nach einem wirklich furchtbaren Mann«, sagte Philippa.
    »Ja, er war furchtbar«, antwortete Mr   Vodyannoy. »Obwohl er nach damaligem Standard auch nicht schlimmer war als alle anderen. Nachdem er diese Stadt gegründet hatte, die früher die Stadt der Könige genannt wurde, und den Bau der Kathedrale befohlen hatte, zu der wir gerade gehen, geriet Pizarro mit einigen seiner eigenen Leute in Streit und wurde 1541 von seinen Landsleuten ermordet.«
    »Geschieht ihm ganz recht«, meinte John.
    »Seht ihr«, sagte Groanin. »Jetzt wisst ihr wenigstens, mit wem wir es zu tun hatten. Die spanische Armada? 1588? Sie wollten England erobern. Aber wir haben sie wieder nach Hause geschickt. Ohne die Hilfe der Yankees. Genau wie 1939.   Wo wart ihr da?«
    »Die Vereinigten Staaten gab es 1588 noch gar nicht«, warf Philippa ein. »Die USA wurden erst 1776 gegründet. Wir hätten euch beim besten Willen nicht helfen können. Selbst wenn wir es gewollt hätten.«
    »Lahme Ausrede«, brummte Groanin.
    »Auf jeden Fall wurde Pizarro in der Kathedrale begraben«, fuhr Mr   Vodyannoy fort. »Und heute ist sein Grab eine der größten Touristenattraktionen. Dabei liegen seine Überreste inWirklichkeit gar nicht dort. Seine echten Gebeine werden anderswo in der Kathedrale versteckt. Und genau aus diesem Grund gehen wir jetzt dorthin.«
    Sie betraten die Kathedrale und gingen zum Büro des Erzbischofs hinauf. Dort wurden sie von einem Priester mit himmelblauen Augen und einem schwarzen Schnurrbart empfangen, der auf die Länge eines Zahnbürstenkopfes gestutzt war. Philippa fand, er habe ein wenig Ähnlichkeit mit Charlie Chaplin. Groanin fühlte sich an jemand anderen erinnert. Mr   Vodyannoy stellte ihnen den Priester als Pater Polzl vor. Pater Polzl schüttelte ihnen herzlich die Hand und hieß sie in Peru willkommen.
    »Mr   Vodyannoy und ich sind alte Freunde«, erklärte er den Kindern. »Nach dem letzten Erdbeben hat er geholfen, einige Risse in den Wänden der Kathedrale zu reparieren.« Er schenkte Mr   Vodyannoy ein warmes Lächeln. »Es ist mir ein großes Vergnügen, Ihnen einen Gefallen zu erweisen, Frank.«
    »Es ist wirklich nur eine Vorsichtsmaßnahme, Pater«, sagte Mr  

Weitere Kostenlose Bücher