Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka
Nimrod klang ein wenig widerstrebend. »Wenn ihr meint.«
»Da ist noch etwas«, sagte Philippa. »Wenn ich mitkomme, muss Zadie auch mitkommen. Ich habe ihr mein Dschinnehrenwort gegeben, dass ich sie einladen werde.«
John schwieg.
»Na schön«, sagte Nimrod. »Ich denke, es könnte nicht schaden, einen weiteren Dschinn dabeizuhaben.«
Zadie jauchzte vor Freude.
»Was ist mit dir, Faustina?«, fragte John. »Kommst du mit?«
»Ich fürchte, das geht nicht«, sagte Faustina. »Auch wenn das Pachakuti gute wie böse Dschinnstämme betrifft, verlangt es meine Stellung, dass ich mich nicht weiter einmische, als euch den Auftrag zu erteilen, es zu verhindern.«
»Sie hat recht«, sagte Nimrod. »Es ist wichtig, dass Faustina auf Distanz bleibt. Es gibt ein paar böse Dschinn, die der Meinung sein könnten, dass die Zerstörung der Welt – selbst wenn sie davon ebenfalls betroffen wären – eine gute Sache ist.«
»Das wird ein Spaß!«, rief Zadie.
»Es wird kein Zuckerschlecken, solltest du wissen«, erklärte Mr Vodyannoy. »Wir reisen in eine der unwirtlichsten Gegenden der Welt. Sie heißt nicht umsonst Regenwald. ImAmazonasgebiet regnet es – und zwar oft. Daher kann es dort kalt und nass werden, und ihr wisst, was das heißt. Es ist nicht sicher, ob wir unsere Dschinnkräfte einsetzen können. Jedenfalls gilt das für euch junge Dschinn. Dort gibt es riesige Anakondas, Bullenhaie, Vampirfledermäuse, elektrische Aale, vogelfressende Spinnen und, nicht zu vergessen,
El Tunchi
.«
»El Tunchi?«, sagte Zadie. »Was ist ein Tunchi?«
»Hoffen wir, dass du das nie herausfindest«, sagte Mr Vodyannoy.
Nimrod lächelte. »Groanin wird diese Reise ganz und gar nicht gefallen. Er kann Schlangen nicht ausstehen.«
Das war das Stichwort für Mr Vodyannoy, seinen südamerikanischen Gefahrenkatalog weiter auszuführen. »Horrorshow «, sagte er. »Und nicht nur Schlangen. Es gibt auch giftige Baumfrösche, Killerbienen, Monsteralligatoren, Piranhas, große gefährliche Jaguare – der im Trophäenraum ist eher klein – und Kopfjäger.«
»Kopfjäger?«, rief Philippa aus. »In der heutigen Zeit? Das glaube ich nicht.«
B ringt mir den K opf von F rancisco P izarro
Sie flogen mit einer Passagiermaschine nach Lima, der Hauptstadt von Peru, eine schöne Stadt voller freundlicher Menschen. Leider waren diese nicht immer nach Mr Groanins Geschmack.
»Ich wünschte, die Leute würden mich nicht ständig anlächeln«, beklagte er sich bei ihrer Ankunft im Fünfsternehotel »Primer Paraíso Excelente con Las Campanas Encendidas« im Zentrum von Lima. »Das macht mich nervös. Als wüssten die anderen etwas, was ich nicht weiß. Ich kann es nicht ertragen, wenn Leute ständig fröhlich aussehen. Ich kann es wirklich nicht ertragen. Habe lieber Leute um mich, die jammern und elend aus der Wäsche schauen. Bei einer trüben Miene weiß ich wenigstens, woran ich bin. Ein Muffkopf aus Manchester ist mir tausendmal lieber als diese lächelnden Gauner.«
»Ich mag es, wenn die Leute fröhlich aussehen«, erklärte Philippa. »Davon wird mir innerlich ganz warm.« Sie trat auf den Balkon ihrer Suite, der einen wunderbaren Ausblick auf den Hauptplatz und die gegenüberliegende Kathedrale bot.
»Ich wünschte, mir wäre warm«, sagte John. »Ich dachte, hier in Peru wäre es heiß, weil wir so nahe am Äquator sind. Aber in Wirklichkeit ist es ziemlich kühl. Schon gleich nach derLandung hatte ich das Gefühl, dass meine Kraft ein bisschen nachlässt.«
»Horrorshow«, sagte Mr Vodyannoy. »Die meisten Leute erliegen diesem Irrtum über Lima. Es ist wirklich nicht sonderlich warm hier. Das liegt am kühlen Humboldtstrom, der an der peruanischen Küste entlangfließt.«
Groanin sah auf das Thermometer an der Wand. »Fünfzehn Grad Celsius«, las er ab. »Das ist wirklich ein paar Grad unter Idealtemperatur. Aber mir ist es lieber so als zu heiß oder zu kalt. Wenn ihr mich fragt, ist Hitze der größte Feind der Zivilisation. Keine Kultur, die etwas taugt, hält es irgendwo aus, wo es viel heißer wird als zwanzig Grad. Deshalb ist England auch das zivilisierteste Land der Welt. Weil das Wetter ständig durchwachsen ist.«
»Immer noch der Alte«, sagte John.
Zadie führte vor Aufregung einen kleinen Stepptanz auf. Kühl oder nicht, sie schien begeistert darüber zu sein, mit John, Philippa und Nimrod, Groanin und Mr Vodyannoy ein Abenteuer in Peru zu erleben.
»Also, was unternehmen wir als
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