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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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hoffe sie, er würde ihre Handtasche zurückerobern. Groanin winkte und ging weiter. Doch jetzt, als er näher herankam, merkte er, dass der Mann mit der roten Jacke in Wirklichkeit ein Mann in einer schmucken Militäruniform war. Er trug einen hohen, federgeschmückten roten Hut unter dem Arm, und die einzige Tasche, die er bei sich hatte, war die Patronentasche an seinem Militärgürtel. Der Mann war Polizist. Groanin schluckte, als ihm klar wurde, dass man ihn an der Nase herumgeführt hatte. Er rannte zum Café zurück, doch die Frau war fort. Und, was noch schlimmer war, die Kiste mit dem Schädel ebenfalls.
    In diesem Moment erblickte er Nimrod und die anderen.
    »Ich habe sie verloren«, gestand er unumwunden. »Die Kiste mit Sowiesos Schädel. Ich hab das verdammte Ding verloren.«
    »Sie haben den Kopf von Don Francisco Pizarro verloren?« Nimrod seufzte laut.
    »Das hab ich doch gerade gesagt, oder?«, erwiderte Groanin unglücklich. »So eine peruanische Mieze hat mir weisgemacht, jemand hätte ihre Handtasche geklaut, und sich dann mit der Kiste aus dem Staub gemacht.«
    »Ganz schön dumm von Ihnen«, sagte Zadie.
    Groanin warf ihr einen bitterbösen Blick zu.
    »Geben Sie mir Ihre Hände, Groanin«, sagte Nimrod dumpf.
    »Es war ein Unfall«, beteuerte Groanin. »Ich hab doch gesagt, dass es mir leidtut, Sir. Hör’n Sie, Sie wollen mir doch nichts tun, oder?«
    Nimrod nahm Groanins Hände. »Nicht Ihnen, Groanin«, sagte Nimrod und schloss die Augen.
    »Was machen Sie da?«, wollte Groanin wissen. »Weit kann sie noch nicht sein. Wir müssen sie suchen.«
    »Genau das versuche ich gerade«, sagte Nimrod. »Halten Sie einfach den Mund und lassen Sie mich weitermachen.« Nimrod hielt sich Groanins Hände an die Nase, atmete mehrmals tief ein und murmelte sein Fokuswort: »QWERTZUIOP!«
    »Was macht er da?«, flüsterte Philippa.
    »Sag bloß, du hast noch nie vom
Odorari
gehört?«, sagte Zadie spöttisch.
    »Odorari«, erklärte Mr   Vodyannoy, »ist eine mystische Technik, die nur von den mächtigsten Dschinn praktiziert wird. An Groanins Händen kleben immer noch Spuren der Atome der Kiste. In ein paar Minuten wäre es wahrscheinlich zu spät gewesen. Schaut einfach hin. Nimrod wird dem Geruch gleich auf die Spur kommen.«
    Nimrod roch noch einmal intensiv an den schwitzenden Handflächen seines Butlers. Er roch ein wenig Käse, Brot, Halspastillen, eine Spur Limonade und etwas Seife. Dann hatte er es. Es waren nur einige winzige Bleipartikel der Kiste, aber für seine Zwecke mehr als ausreichend. Nimrod streckte die vornehme, hochsensible Nase in die Luft und inhalierte die Mischung aus Kaffee, Bier, Zigaretten, Rauch, gebratenem Essen, menschlichem Schweiß, Seife, Silikon, Brunnenwasser, Holzrauch, Kohlenmonoxid, Bleirückständen in Benzin und schließlich jenem Blei, das er auf Groanins großen Händen entdeckt hatte. Er öffnete die Augen und lächelte.
    »Ich glaube, ich habe sie«, sagte er leise. »Wartet hier.«
     
    Die Frau aus dem Café trug die Kiste mit dem Schädel um die Ecke, wo ihr Freund und Komplize in seinem Auto auf sie wartete. Sie hatte noch keine Zeit gehabt hineinzuschauen, vermutete aber, dass es sich bei der Kiste um eine Antiquität handelte und sie wahrscheinlich selbst ausgesprochen wertvoll war. Sie öffnete die Beifahrertür und nahm mit der Kiste auf dem Schoß im Wagen Platz. Keiner von beiden bemerkte die unsichtbare Gestalt, die hinter der Frau auf den Rücksitz kroch.
    »Was ist das?«, fragte der Mann und wies mit dem Kopf auf die Kiste.
    »Ich weiß es nicht, aber auf dem Deckel steht ein Name. Don Francisco Pizarro Demarkes.«
    »Nie gehört. Aber er klingt nach Geld.«
    »Sie sieht irgendwie unheimlich aus. Aber wertvoll, findest du nicht?«
    Der Mann setzte ein wölfisches Grinsen auf.
    »Vielleicht ist drinnen ja noch etwas viel Wertvolleres«, sagte er.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden«, sagte die Frau und klappte den Deckel auf.
    Nimrod war kein grausamer Mann, aber für Diebe hatte er wenig übrig und er fand, dass es der Moral dieses Pärchens langfristig nur guttun würde, wenn er ihnen einen ordentlichen Schrecken einjagte – vor allem einen, der sie davon abbrachte, zu stehlen. Einen Moment lang erwog er, seine Erscheinung noch schrecklicher zu gestalten, ließ die Idee aber fallen, weil er nicht wollte, dass die beiden einen Herzinfarkt erlitten. Also beschränkte er sich darauf, wie Pizarro auszusehen, so wie ihn der englische

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