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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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unangenehmer Name aus der Vergangenheit war. Nachdem sie sich beim Pater für seine Hilfe bedankt hatten, gingen die fünf Dschinn hinaus auf die Plaza. Der Brunnen, der seinen eigenen Polizeiposten zu haben schien, versprühte Gischt, durch die es auf dem Platz noch kühler wurde.
    »Also, wozu soll der Kopf gut sein, Mr   V?«, fragte John, der vor Neugier fast platzte. »Vielleicht als Geschenk für die Kopfjäger?«
    »Es gibt keine Kopfjäger in Südamerika«, beteuerte Philippa.»Vielleicht hat es sie nie gegeben. Höchstwahrscheinlich haben sich das irgendwelche Forscher ausgedacht, die ihre Reise hierher ein bisschen ausschmücken wollten.«
    Mr   Vodyannoy sagte nichts darauf und zog es vor, Johns Frage zu beantworten, statt sich auf einen Wortwechsel mit dessen Schwester einzulassen. »Sollten wir jemals Manco Cápac begegnen«, sagte er, »oder einem seiner Nachkommen – die meisten indianischen Stämme im oberen Amazonasgebiet sind vermutlich mit den Inka verwandt   –, könnte es äußerst nützlich sein, ihnen den Kopf des größten Feindes der Inka übergeben zu können.«
    »Aber Manco starb, lange bevor Pizarro nach Peru kam«, wandte Philippa ein. »Daher wird ihm Pizarros Name vermutlich gar nichts sagen.«
    »Musst du alles so eng sehen, Philippa?«, rief Nimrod aus. »Versuche, dich daran zu erinnern, dass du ein Dschinn bist und kein Anwalt in einem Gerichtsprozess. Wenn wir davon ausgehen, dass Manco Cápac höchstwahrscheinlich von den Toten zurückgekehrt ist, dann sind wir uns doch sicher auch darin einig, dass er so gut wie alles fertigbringen kann, oder?«
    »Gutes Argument«, sagte Philippa. »Tut mir leid. Seit der Zeit, die ich in Iravotum verbracht habe, verrenne ich mich hin und wieder in Logeleien.«
    »Aber ja, natürlich«, sagte Nimrod. »Das hatte ich ganz vergessen.«
    »Ich wünschte, ich könnte es auch«, sagte Philippa.
     
    Die Kiste mit Pizarros Kopf unter dem Arm, ging Mr   Groanin langsam zum Hotel zurück.
    »Unglaublich, was einem als Butler eines Dschinn alles zugemutet wird«, murmelte er vor sich hin. »Ich komme mir vor wie Hamlet, der mit dem Kopf des alten Yorick durch die Gegend marschiert.«
    Als er ein Café entdeckte, beschloss er, kurz etwas zu trinken; der Gedanke, sich ausnahmsweise selbst bedienen zu lassen, tat ihm gut. Groanin setzte sich an einen Tisch vor das Café und wollte gerade beim Kellner eine Tasse Tee bestellen, als er es sich aus Besorgnis über die örtliche Wasserqualität noch einmal anders überlegte und stattdessen eine Limonade nahm. Während er darauf wartete, dass der Kellner zurückkam, dachte er darüber nach, wie Limonade hergestellt wird: indem man Zitronensaft mit Wasser vermischt und das Ganze erhitzt. Aber wenn nun, überlegte er weiter, das Wasser zum Beispiel direkt aus dem Amazonas kam? Kochten sie es überhaupt richtig ab? Konnte man in Peru wirklich unbesorgt Limonade trinken? Diese Fragen gingen dem armen Groanin durch den Kopf, bis der Kellner mit seiner Limonade zurückkam. Zu diesem Zeitpunkt hatte Groanin es sich bereits anders überlegt.
    »Zum Teufel mit diesem Land«, murmelte er und stand auf. »Ich hätte ein Bier nehmen sollen. Das kochen sie ab.« Er wollte gerade gehen, als er am Nebentisch eine ungemein attraktive Dame bemerkte, die in Tränen aufgelöst war. »Was ist mit Ihnen?«, fragte er. »Was ist los mit Ihnen, Miss?«
    Die Frau deutete zum anderen Ende der Plaza. Zu Groanins Überraschung sprach sie gut Englisch. »Sehen Sie den Mannmit der roten Jacke, Señor?«, sagte sie. »Er ist gerade mit meiner Handtasche weggerannt.«
    »Sie machen Witze«, sagte Groanin. »Sie meinen, er hat sie am helllichten Tag gestohlen?«
    Die Frau putzte sich die Nase und nickte dann. »Sie enthält mein ganzes Leben. Meine Börse, meine Schlüssel, mein Telefon, alles. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll.«
    Groanin starrte in die Ferne. »Der Kerl in der roten Jacke, sagen Sie?« Die Frau nickte. »Der mit den blauen Hosen?« Wieder nickte die Frau. Groanin stellte die altertümliche Kiste mit Pizarros Schädel vor sie auf den Tisch. »Bleiben Sie hier«, sagte er. »Sie bleiben hier und ich erledige das. Ich bin Engländer.« Mit diesen Worten marschierte Groanin schnurstracks über die Plaza auf den Mann in der roten Jacke zu. Er hatte nun mal eine Schwäche für hübsche Frauen.
    Auf halbem Weg über den Platz drehte er sich um und blickte zurück. Die Frau stand gerade auf und sah zu ihm herüber, als

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