Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
Vom Netzwerk:
Stück Papier. John rollte es auf.
    »Von Brieftauben habe ich schon gehört«, sagte er zu derFledermaus, als er sie wieder auf den Rucksack setzte. »Aber noch nie von einer Brieffledermaus.«
    Die an Zadie adressierte Nachricht verschlug ihm die Sprache.
     
    In Hektors Kopf erfuhr John nichts darüber, was mit seinen Freunden geschehen war – nur, dass Muddys Hund die Zelte selbst angeknabbert hatte und er nach einer Tracht Prügel davongerannt war, ehe der andere Indiostamm aufgetaucht war.
    Mit der im Maul halb verborgenen Reiselampe lief John auf dem Urwaldpfad in das Indiodorf, wo er Nimrod zurückgelassen hatte. Dort bewegte er sich mehr oder weniger ungesehen unter den Dorfbewohnern. Wie er vermutet hatte, achtete niemand sonderlich auf einen weiteren streunenden Hund.
    Das Dorf bestand zum größten Teil aus mehreren lang gestreckten Pfahlbauten und lag auf einer Waldlichtung am Ufer eines Flusses mit starker Strömung. Einige der Indios lebten hier, andere dagegen im Wrack eines alten Dampfschiffes, das auf halber Höhe an einem Hügel gestrandet war, als habe es ein ungewöhnlich starker Sturm dort angeschwemmt. Mit seinem zweistöckigen Aufbau und den achtzehn Metern Länge gehörte es eigentlich auf den Mississippi, doch nun war es von Kriechpflanzen überwuchert und von Kindern und Hühnern belagert und sah aus, als liege es schon sehr lange dort.
    Wesentlich neueren Datums war der Kadaver der Großen Anakonda, die einige Stammesangehörige ins Dorf getragenund der Länge nach neben dem Dampfschiff ausgestreckt hatten, was ihre Größe noch anschaulicher machte.
    Als er die Schlange im Tageslicht sah, fragte sich John, wie er und Nimrod je auf die Idee kommen konnten, es mit einer derart gewaltigen Kreatur aufzunehmen. Die Schlange war ein wenig länger als das Schiff und so dick wie ein Baumstamm. Die Indios schienen von ihr ebenso beeindruckt zu sein, aber noch mehr von den beiden Otorongos, die, wie sie vermuteten, die Schlange irgendwie getötet hatten. Wie es aussah, befanden sich die beiden in einem kleinen Pferch in der Mitte des Dorfes und wurden wie ein Heiligtum behandelt. Angeführt von dem Mann mit dem Jaguarfell, der eine Art Medizinmann zu sein schien, kniete eine Gruppe Krieger um den Palisadenzaun und huldigte offenbar den beiden Raubkatzen.
    John trottete hinüber, um es sich genauer anzusehen, und entdeckte zu seinem Entsetzen, dass nur einer der beiden Jaguare auf den Beinen war und umherlief; der andere – der, in dem Nimrod sich befunden hatte – war tot. Die rosa Zunge hing ihm aus dem Maul und die starre Haltung, in der er dalag, sprach eine nur allzu deutliche Sprache. Eine Flut von Gefühlen sammelte sich in Johns Kehle. Wenn der Jaguar tot war, bedeutete das, dass Nimrod ebenfalls tot war? Er musste in den Pferch hinein und sich vergewissern.
    Fast ebenso schlimm war die Erkenntnis, dass die Indios nach beendeter Huldigung Anstalten machten, auch den zweiten Jaguar zu töten. Sie legten die Pfeile an, als bereiteten sie sich darauf vor, die große Katze ihrem Gott zu opfern.
    Jemand warf einen Stein nach Hektor, um ihn zu vertreiben,doch John hatte keine Zeit zu verlieren, ignorierte den Schmerz und blieb, wo er war. Die Zeit war zu knapp, um bei dieser Demonstration von Dschinnkraft Fingerspitzengefühl walten zu lassen, sagte er sich. Er musste tun, was getan werden musste, ohne auf die abergläubischen Vorstellungen und den Glauben der Indios Rücksicht zu nehmen. Ihnen stand ein Schrecken bevor, den sie verdient hatten, wie er fand.
    John ließ die Reiselampe zu Boden fallen, verließ mit seinem Geist den Hund und zog sich in die Lampe zurück, um die Atome aufzunehmen, die er für eine Transsubstantiation benötigte. An dem, was Nimrod von sich zurückgelassen hatte, konnte er nicht erkennen, ob er noch am Leben war oder nicht. Er sah aus wie eine sehr lebendig wirkende Statue. John betrachtete seinen Onkel einen Moment lang, als wollte er sich daran erinnern, wie viel Nimrod ihm bedeutete, und stieg dann in einer besonders großen Rauchwolke aus der Lampe auf. Sie war deshalb besonders groß, weil John sichergehen wollte, dass alle Indios von der Palisade vertrieben wurden. Noch während er wieder menschliche Gestalt annahm, sah er, dass er Erfolg gehabt hatte. Mit lautem Geschrei und wilden Gesten rannten die Indios davon und begaben sich in vermeintlich sichere Entfernung. Nur Hektor blieb, wo er war. Als er John erkannte, leckte er ihm freundlich die Hand und

Weitere Kostenlose Bücher