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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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irgendetwas Wichtiges, klar. Aber was? Worte begannen ihm durch den Kopf zu schwirren. Doch keines davon ergab irgendeinen Sinn. Er hielt es für Kauderwelsch. Konnte er wirklich etwas aussprechen, das er nicht im Geringsten verstand?
    Es war ein Wort der Macht, wie »Sesam, öffne dich« in den Geschichten von
Tausendundeiner Nacht
, oder eine Beschwörung, wie »Abrakadabra« in der hebräischen Kabbala. Ein Wort der Macht, so viel zumindest war klar. Und es war ein langes Wort, wie Fokuswörter, auch wenn es wesentlich länger war als jedes Fokuswort, das je ein Dschinn ausgesprochen hatte. Wie sollte John es schaffen, ein derart langes Wort auszusprechen? Es war viel länger als die längsten beiden Wörter, die er je gelesen, aber natürlich niemals ausgesprochen hatte und die bekanntlich »Floccinaucinihilipilifikation« und »Honorificabilitudinitatibus « lauteten.
    »Beeil dich, Junge«, sagte Groanin, als einer der Könige sich langsam zu ihm umdrehte. Entsetzt stellte der Butler fest, dass es der König war, dessen mumifizierten Körper er aus dem Weg gekickt hatte, als er die bewusstlose Philippa aufgehoben hatte. Groanin war sicher, dass der König ihn schlagen würde, sobald er dazu in der Lage war. Hastig wich er zurück und fügte hinzu: »Sie werden schneller. Gleich springen sie genauso herum wie wir.«
    »Pst, Groanin«, sagte Philippa und nahm die Hand ihres Zwillingsbruders. Per Gedankenübertragung bot sie John ihre eigene Dschinn- und Geisteskraft an, um seinen Geist zu stärken.
    Lass mich dir helfen, Bruder. Nutze nicht nur deinen, sondern auch meinen Kopf, damit du dich besser konzentrieren kannst. Nimm meinen Verstand und mach ihn dir zu eigen.
    Und dann   …
    Ich glaube, es ist nicht nur ein Wort, sondern mehrere zusammen.
Worte in Quechua. Das ist die alte Sprache der Inka. Und es kommt auf die Reihenfolge an. Wie bei einer Chiffre oder einem Code. Auf die Reihenfolge der Wörter. Sprich sie so, wie sie auf dem Quipu stehen. Als wäre es eine Folge von Codewörtern, die du der CIA am Telefon durchgibst. Das ist alles, was du tun musst. Ganz einfach.
    »Teufel auch«, sagte Groanin und duckte sich, als eine Inkakeule durch die Luft sauste. »Sie haben wieder Tempo drauf. Schnell, sag etwas, mein Junge, oder mein Kopf sieht gleich aus wie eine Schüssel Gazpacho.«
    Plötzlich spürte John die Worte in seinem Mund, und in einer Sprache, die er noch nie gehört hatte, sprudelten sie heraus. Es war ein unglaubliches Gefühl. Was er sagte, klang flüssig, aber – zumindest für seine Ohren – völlig unverständlich.
    »
Yana chunka
«, sagte er. »
Yuraj pusay. Puka tawa
.
«
    Augenblicklich drehten sich die mumifizierten Inkakönige um und näherten sich demjenigen, der gesprochen hatte.
    »Es funktioniert«, sagte Groanin. »Donnerwetter! Ich habe keine Ahnung, was er da sagt, aber es funktioniert.«
    »Hört sich fast an wie Quechua«, meinte Miesito.
    »Wie macht er das?«, fragte Muddy.
    »Glossolalie«, sagte Nimrod.
    »Glosso was?«
    »
Willapi qanchis
«, fuhr John fort.
»Kellu kinsa. Komer phisqua. Sutijankas iskay. Kulli Sojta. Chixchi Jison. Chunpi uj.«
    Die Inkakönige hielten in ihren Bewegungen inne und rührten sich nicht.
    »Das bedeutet ›Zungenrede‹«, sagte Nimrod. »Ich habe zwar schon davon gehört, es aber noch nie gesehen.«
    »Spielt das eine Rolle?«, fragte Groanin. »Jedenfalls erfüllt es seinen Zweck. Die Hauptsache ist doch, dass sie nicht mehr darauf versessen zu sein scheinen, uns die Köpfe einzuschlagen.«
    Von den Inkakönigen umgeben, die nun auf seinen nächsten Befehl zu warten schienen, sagte John: »Ich glaube, es bedeutet schwarze Zehn, weiße Acht, rote Vier, gelbe Sieben, zitronengelbe Drei, grüne Fünf, blaue Zwei, violette Sechs, graue Neun und braune Eins. Die Farben sind gleichzeitig die Namen von Vögeln derselben Farbe.«
    »Hervorragend«, sagte Nimrod. »Ein Farb- und Zahlencode. Einfacher geht es nicht.«
    »Was soll ich ihnen sagen?«, fragte John. »Mehr Quechua-Worte kenne ich nicht.«
    »Sprich englisch mit ihnen«, sagte Nimrod. »Ich bin sicher, sie werden es verstehen. Wenn man tot ist, hören sich alle Sprachen mehr oder weniger gleich an. Außerdem reden die meisten Engländer   – Groanin zum Beispiel   –, wenn sie sich irgendwo in der Welt mit Fremden unterhalten, ohnehin so, als hätten sie es mit Toten zu tun. Also langsam und laut. Und meistens funktioniert das.«
    »Das ist nicht fair«, grummelte

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