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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Kopfjägern wie Xuanaci.«
    »Doch, die gibt es«, sagte Nimrod und schaute zur Tür des Inkaportals. »Wer würde sich besser dafür eignen, ein paar tote Konquistadoren zu bekämpfen, als ein paar tote Inkakriegerkönige? Wer soll dabei zu Schaden kommen, wenn sowieso schon alle tot sind?«
    »Deine Logik ist bezwingend«, sagte Philippa.
    »Kann es sein, dass Sie sind verrückt, Boss?«, sagte Miesito.
    »Miesito hat recht, Sir«, pflichtete Groanin diesem bei. »Wir sind den Wahnsinnigen gerade erst entkommen. Und Sie schlagen vor, die Tür wieder aufzumachen und sie rauszulassen. Woher wollen wir wissen, dass sie zuerst nicht uns die Köpfe einschlagen?«
    »Weil wir uns natürlich mit Dschinnkraft schützen können«, sagte Philippa.
    »Nein, ich fürchte, das können wir nicht«, sagte Nimrod. »Nicht hier, an diesem heiligen Ort.« Und dann erzählte er Philippa, was er auch John bereits erklärt hatte: dass es nach den
Regeln von Bagdad
, denen der Gebrauch von Dschinnkraft unterworfen ist, streng verboten war, innerhalb von Kirchen, Moscheen, Synagogen oder an sonstigen heiligen Orten, die in den letzten dreitausend Jahren als Gebetsstätten gedient hatten, Dschinnkraft einzusetzen.
    »Hat aber nicht viel Ähnlichkeit mit einer Kirche«, stellte Groanin fest. »Jedenfalls nicht mit einer, in der ich schon war.«
    »Trotzdem ist es eine, und Gesetz ist Gesetz«, sagte Nimrod.
    »Und was schlagen Sie dann vor?«, fragte Groanin bissig. »Sollen wir sie mit stiller Diplomatie überzeugen, uns nicht die Köpfe einzuschlagen. Ist es das?«
    »Ja«, sagte Nimrod.
    »Der Mann ist verrückt.« Groanin sah Philippa an und schüttelte den Kopf. »Der Mann ist wirklich verrückt.«
    Nimrod lächelte. »Nun, vielleicht ein wenig mehr als Diplomatie«, sagte er. »Was, John?«
    »Wie ›was, John?‹?«
    »John war derjenige, der das Geheimnis dieses mehr oder weniger gordischen Knotens gelöst hat, mit dem der Riegel der Tür gesichert war«, erzählte Nimrod.
    »Äh, ja, stimmt«, sagte John ein wenig unbehaglich.
    »Und John weiß auch, wie man diplomatisch mit den Inkakönigen umgeht, nicht ich. Er wird genau wissen, was er zu sagen hat.«
    »Ach, wirklich?«
    »Ja, das glaube ich. Ich denke, wenn es so weit ist, wirst du genau wissen, was du sagen musst.«
    »Ach ja?«
    Groanin verdrehte die Augen. »Hört sich nicht danach an«, bemerkte er sarkastisch. »Der Bursche klingt eher, als wüsste er nicht mal, welcher Tag heute ist.«
    Nimrod war bereits auf dem Weg zur Tür des Inkaportals.
    »Warte mal kurz«, sagte John. »Du willst sie doch nicht sofort öffnen, oder?«
    »Genau das war meine Absicht«, sagte Nimrod.
    »Aber hör mal, ich bin noch nicht so weit. Wirklich nicht.«
    »Hören Sie auf ihn, Sir, bitte«, sagte Groanin. »Setzen Sie dem Jungen nicht so zu. Wenn er es nicht weiß, dann weiß er es eben nicht. Verflixt und zugenäht, dass Sie aber auch immer alles besser wissen müssen.«
    »Denk nach, John«, sagte Nimrod, der seinen Butler gar nicht beachtete. »Du hast gerade gewusst, wie du das Problem mit dem Knoten löst, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Und genauso wirst du auch wissen, was du zu den Inkakönigen sagen musst«, blieb Nimrod fest.
    »Aber was ist, wenn ich es nicht verstehe?«, sagte John. »Das, was ich sagen muss. Was ist, wenn es völliger Humbug ist?«
    »Dann schlage ich vor, dass du es trotzdem sagst«, erwiderte Nimrod, zog das Holzstück heraus, schob den Riegel zurück und machte die Tür wieder auf.

M it fremder Z unge 

    Jetzt, wo die Tür des Inkaportals weit offen stand, begannen die schwer bewaffneten Inkakönige – wie zuvor Philippa und die anderen – langsam auf die peruanische Waldlichtung hinauszutreten. In Anbetracht ihres geringen Tempos schien es, als blieben John doch noch ein paar Minuten Zeit, um sich an das zu erinnern, woran er sich erinnern sollte. Nicht, dass ihm wirklich etwas hätte einfallen können, was er im Grunde nie gelernt hatte. Das, was in seinem Kopf vor sich ging, hatte mit Gedächtnis nicht das Geringste zu tun, dafür aber umso mehr mit dem Lupunabaum, wie Nimrod klugerweise vermutet hatte. Doch das machte es für John auch nicht einfacher, sich darauf zu besinnen, was er sagen musste, damit die Könige sie nicht angriffen.
    Unwillkürlich schaute er auf das
Quipu
und das Haarseil, aus dem der Knoten an der Tür bestanden hatte. Die bunten Punkte auf den beiden merkwürdigen Artefakten begannen langsam eine Bedeutung anzunehmen. Es war

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