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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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würden.«
    Wenig später verschwand das Bild wie eine Luftspiegelung und an seine Stelle trat für kurze Zeit eine Art Standbild, auf dem Groanin und Miesito gegen die Tür hämmerten. Zu ihren Füßen lag die bewusstlose Philippa und dahinter stand Muddy und schwang seine Machete gegen einige seltsam aussehende Inkakrieger. Eine Sekunde später hatten die vier Gestalten ihre Position verändert und dehnten sich nun langsam durch die Tür, als würden sie einem schwarzen Loch entkommen.
    »Philippa ist verletzt«, sagte John und beugte sich vor, um Groanin, Muddy und Miesito zu helfen, sie durch das Portal zu ziehen.
    »Nicht anfassen«, warnte Nimrod John. »Sie bewegen sich zwischen zwei Dimensionen. Das kann gefährlich sein.«
    »Wird ihnen auch nichts geschehen?«, fragte John. »Sie sehen irgendwie komisch aus. So lang gestreckt. Wie Spaghetti.«
    »Vielleicht dauert es ein paar Minuten, bis sie durchkommen«, sagte Nimrod. »Vermutlich war die Tür als Eingang undnicht als Ausgang gedacht. Aber ja. Sie müssten es eigentlich schaffen. Solange wir uns in Geduld üben.«
    »Du meinst, man kommt vielleicht schneller rein als raus?«
    »Genau. Sobald sie draußen sind, müssen wir die Tür schließen. Sonst sind die Inka, die ihnen auf den Fersen sind, bald auch hinter uns her.«
    »Zadie scheint nicht bei ihnen zu sein«, stellte John fest.
    »Darüber habe ich mich auch schon gewundert«, gab Nimrod zu.
    Groanin, Muddy und Miesito waren immer noch dabei, Philippa durch die Tür zu ziehen, allerdings ganz langsam, als würden sie durch Sirup waten. Dann schwirrte über Johns Kopf ein Pfeil durch die Luft. Es war ein ungewöhnlicher Pfeil, denn er flog mit einer Geschwindigkeit von weniger als einem Stundenkilometer. Und wenn Nimrods Warnung nicht gewesen wäre, hätte John womöglich die Hand ausgestreckt und ihn gefangen.
    »Das sieht mir aus wie eine von Zenons Paradoxien«, sagte Nimrod.
    »Zenons was?«
    »Egal«, sagte Nimrod lächelnd. »Aber vielleicht verrätst du mir, wie du es geschafft hast, den Knoten zu lösen, während wir hier warten. Ich muss zugeben, dass ich wirklich beeindruckt bin. Ich hätte das gewiss nicht fertiggebracht.«
    John erklärte es ihm. Da er sich aber nicht daran erinnern konnte, dass sein Kopf im Innern des Lupunabaums gesteckt hatte, ließ er diesen Teil aus, was seine Leistung in Nimrods Augen noch beeindruckender erscheinen ließ.
    »Bemerkenswert«, sagte Nimrod.
    »Mir ist noch etwas aufgefallen«, sagte John. »Als ich das Seil aufgeknotet habe.«
    »So?«
    »Auf der Innenseite des Seils ist eine Abfolge bunter Punkte«, sagte John. »Und interessanterweise stimmen sie mit der farblichen Abfolge der Knoten des
Quipus
überein, das
El Tunchi
mir gegeben hat.«
    »Das ist interessant«, befand auch Nimrod.
    »Ich bin ziemlich sicher, dass die Position und die Anzahl dieser Punkte irgendetwas Wichtiges zu bedeuten haben«, sagte er. »Ich bin mir nur noch nicht sicher, was. Aber das wird mir schon noch einfallen. Mit der Zeit.«
    Nimrod war zufrieden mit seinem Neffen. »Du hast schon mehr erreicht, als ich für möglich gehalten hätte«, sagte er. »Vielleicht hat die Erfahrung mit
El Tunchi
deinen Verstand geschärft.«
    »Nein«, sagte John. »Aber seit ich geschlafen habe, komme ich mir tatsächlich irgendwie schlauer vor als vorher.« Er zeigte auf den Eingang. »Sieh mal, sie sind fast durch.«
    Nimrod hielt die Hand dicht vor die Tür, bereit, sie zu schließen, sobald er Philippa dabei nichts mehr anhaben konnte, die als Letzte von jenseits des Inkaportals auftauchen würde. Ein grimmig dreinblickender Inkakönig war ihnen dicht auf den Fersen, eine große Kriegskeule in der erhobenen Hand, als wollte er sie jeden Moment auf Groanins Kopf niedersausen lassen. Für einen kurzen Augenblick sah Nimrod zu John hinüber. »Wann hast du geschlafen?«, fragte er.
    »Als du im Zelt nachgedacht hast«, erwiderte John. »Ich habe mich hingesetzt, um das Buch über
Quipus
zu lesen, und muss dabei eingedöst sein. Das passiert mir beim Lesen öfter, muss ich zugeben.«
    Nimrod schnalzte mit der Zunge. Dann sagte er: »Wo genau hast du gesessen?«
    »Da drüben.« John zeigte auf einen der großen Lupunabäume.
    »Du meinst, du hast dich an einen der Bäume gelehnt?«
    »Genau.«
    »Na, das erklärt die Sache«, sagte Nimrod. »Du musst etwas vom Geist des Lupunabaums erfahren haben.«
    »Du meinst, ich habe die Lösung für den Knoten gar nicht allein herausgefunden?« John

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