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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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siebzehn Silben. Fünf, sieben und wieder fünf. Was hältst du davon?«
    Philippa las das Haiku laut vor. »Ein Fisch trifft zwei Dschinn. Der Fisch hat nur einen Wunsch. Der Wunsch ist ein Fisch.« Sie zuckte die Achseln. »Sehr nett«, sagte sie höflich. »Aber John hat Recht. Wir sind normalerweise längst nicht so brav, wie ihr den Eindruck macht. Ein Wunder, dass Mom unsere Dschinnärztin, Jenny Sacstroker, noch nicht verständigt hat.«
    »Eure Mutter ist nicht da«, sagte Philippa-2. »Sie ist fort.«
    »Fort? Was meinst du damit?«, fragte Philippa ihre Doppelgängerin. »Fort wohin?«
    »Fort von zu Hause.«
    »Das ist unmöglich«, sagte John. »Sie würde nie fortgehen, ohne es uns zu sagen.«
    »Sie hat es
uns
gesagt«, wandte John-2 ein.
    »Also hat sie geglaubt, dass sie es
euch
gesagt hat«, fügte Philippa-2 hinzu.
    »Ah, ich dachte doch, ich hätte Stimmen gehört«, sagte eine vertraute Stimme, und als sie sich umdrehten, sahen die Zwillinge ihren Onkel Nimrod die Treppe heraufkommen. »Ich fürchte, dein Woanders hat Recht, Philippa. Deine Mutter war tatsächlich in dem Glauben, sie hätte es dir gesagt.«
    »Sie hätte uns
was
gesagt?«, fragte John. »Was ist hier los, Nimrod?«
    »Leider habe ich es selbst erst erfahren, als ich nach London kam«, sagte er leise. »Als ich davon hörte, bin ich mit einem anderen Wirbelsturm sofort hierher geeilt. Ayesha, der Blaue Dschinn von Babylon, ist tot, und eure Mutter ist fort, um ihren Platz einzunehmen.«
    Die Zwillinge schwiegen. Plötzlich ergab vieles von dem, was sich vor wenigen Monaten im Irak abgespielt hatte, einen Sinn. Vor allem, dass Philippa Iravotum so leicht hatte verlassen können.
    Nimrod nickte. »Ich sehe, ihr vermutet selbst, dass es die einzig mögliche Erklärung ist. Eure Mutter hat sich bereiterklärt, der nächste Blaue Dschinn zu werden. Deshalb ist sie fort. Soweit ich weiß, ist sie bereits in Iravotum.«
    »Wir reisen ihr nach«, sagte Philippa. »Wir reisen ihr nach und holen sie zurück.«
    »Nein«, widersprach Nimrod.
    »Warum nicht? John ist mir auch gefolgt. Er hat bewiesen, dass es geht. Und es ist immer noch genug Zeit. Ich weiß alles darüber. Es dauert dreißig Tage, bis man hartherzig genug geworden ist, um der Blaue Dschinn zu sein.« Philippa sah John an. »Wir können das schaffen. Nicht wahr, John?«
    John, der wusste, wie hart diese Reise war, setzte sich und nickte düster. »Es ist schwer«, sagte er. »Unglaublich schwer. Aber ich bin sicher, dass wir es schaffen können. Ja, wir können sie zurückholen.«
    »Ich fürchte, nein«, sagte Nimrod. »Dieses Mal nicht. Eure Mutter ist eine kluge Frau. Eine sehr kluge Frau.«
    »Was meinst du damit? Was hat sie getan?«
    »Sie hat dafür gesorgt, dass ihr New York nicht verlassen könnt«, sagte Nimrod. »Und zwar für die Dauer von dreißig Tagen.« Er seufzte. »Und dann ist es natürlich zu spät.«
    »Sie kann uns nicht aufhalten«, widersprach Philippa. »Nicht, wenn wir ihr unbedingt folgen wollen.«
    »Kommt mit«, sagte Nimrod und ging die Treppe hinunter. »Aber ich glaube, ihr solltet euch auf einen weiteren Schock gefasst machen.«
     
    Nimrod drückte die Tür zu Mr   Gaunts Arbeitszimmer auf und trat ein, dicht gefolgt von John und Philippa. Dort bot sich ihnen ein merkwürdiger Anblick. Im Ledersessel neben dem Schreibtisch saß ein alter Mann in einem Seidenschlafanzug. John schätzte ihn auf etwa achtzig Jahre, Philippa dagegen hieltihn für wesentlich älter. Keines der Kinder erkannte den Greis, der sie durchaus zu kennen schien; und es dauerte ein oder zwei Minuten, ehe ihnen die Wahrheit zu dämmern begann.
    »Dad?«, ächzte Philippa.
    Der alte Mann lächelte schwach, sagte aber kein Wort, als sei er der Sprache nicht mehr mächtig. Entsetzt drängten sich die Zwillinge an ihn. Aus der Nähe gab es keinen Zweifel. Dieser Greis war ihr Vater, Edward Gaunt.
    »Was ist mit dir passiert, Dad?«, fragte John, dem die Tränen in die Augen stiegen, als er die knochige, leberfleckige Hand seines Vaters nahm.
    Edward Gaunt grunzte und sabberte teilnahmslos vor sich hin.
    »Eure Mutter hat ihn mit einer Methusalem-Fessel belegt, ehe sie ging«, erklärte Nimrod. »Dadurch wird sein Stoffwechsel beschleunigt und er altert erheblich schneller. Gleichzeitig hat sie euren Woanders erklärt, dass er mit jedem Tag, den ihr nicht hier seid, um die Auswirkungen mit euren eigenen Kräften aufzuhalten, um zwanzig Jahre altern wird. Sie konnte natürlich

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