Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Oder, noch schlimmer, man könnte damit ein Amulett anfertigen, das einem genug Macht über diesen Dschinn verleiht, um ihn sich zum Sklaven zu machen.
    Deshalb treffe ich diese zusätzlichen Vorsichtsmaßnahmen. Um euch beide zu beschützen. Ich hatte angenommen, die Videoüberwachung und die Alarmanlage seien sicher genug. Aber nach den Ereignissen der letzten Nacht ist mir klargeworden, wie sehr ich mich getäuscht habe. Wir dürfen kein Risiko eingehen. Nicht nach dem, was Dybbuk zugestoßen ist.«
    »Was
ist
ihm denn zugestoßen?«, fragte John.
    »Er ist verschwunden«, sagte Mrs   Gaunt. »Er war gerade erst von einem Ausflug mit einem Schulfreund und dessen Vater von den Schlachtfeldern des Bürgerkriegs zurückgekommen, als er plötzlich verschwand. Deshalb ist er nicht zu eurer Geburtstagsparty gekommen.«
    »Er wird schon wieder auftauchen«, meinte John. »Du kennst ihn doch.«
    »Ich fürchte, es könnte sogar noch schlimmer sein«, fuhr Mrs   Gaunt fort. »Die beiden Irdischen, mit denen er den Ausflug unternommen hat, ein Mr   Blennerhassit und sein Sohn, Brad, wurden in ihrem Haus in Palm Springs tot aufgefunden. Unter merkwürdigen Umständen. Es scheint, als sei die Polizei ziemlich erpicht darauf, mit Dybbuk zu sprechen.«
    »Meinst du damit, sie glauben, dass
er
sie vielleicht umgebracht hat?«, fragte John.
    Mrs   Gaunt hob schweigend die Schultern.
    »Nie im Leben!«, sagte John. »Dybbuk ist vielleicht ungehobelt, unzuverlässig, verschlagen, aufsässig, durchtrieben und unehrlich, aber er ist kein Mörder.«
    »Er hat einen seiner Klassenkameraden in eine Küchenschabe verwandelt, oder nicht?«, sagte Philippa.
    »Aber nur einen Tag lang«, erwiderte John kopfschüttelnd.
    »Im Moment will die Polizei nur mit ihm reden«, sagte Mrs  Gaunt. »Ich nehme an, sie wollen sich nur vergewissern, dass es ihm gutgeht, dass er in Sicherheit ist, und ihn von ihrer Verdächtigenliste streichen. Das ist alles.« Sie schüttelte seufzend den Kopf. »Und das muss ausgerechnet Jenny Sacstroker passieren. Nach dem, was mit ihrer Tochter geschehen ist.«
    »Dybbuk hat eine Schwester?«, sagte Philippa.
    »Er
hatte
eine Schwester«, sagte Mrs   Gaunt. »Sie war älter als Dybbuk. Aber sie ist ebenfalls verschwunden. Das ist natürlich schon viele Jahre her. Aber eine Mutter kommt über das Verschwinden eines Kindes nie hinweg. Auf jeden Fall hat sich ihre Ehe mit Mr   Sacstroker nie davon erholt.«
    »Was ist ihr denn zugestoßen?«, fragte Philippa entsetzt.
    »Das weiß niemand genau«, sagte ihre Mutter. »Vielleicht wurde sie in einer Flasche oder Lampe gefangen gesetzt. Oder von einem anderen Dschinn versklavt. Wer kann das wissen? Aber bitte fragt Dybbuk oder seine Mutter nie danach, ja?«
    Die Zwillinge nickten.
    »Trotzdem ist es ein seltsamer Zufall, findest du nicht?«, meinte Philippa nach einer Weile. »Dass er verschwindet und hier eingebrochen wird, um unsere Weisheitszähne zu stehlen. Vielleicht gibt es da ja einen Zusammenhang?«
    »Einen Zusammenhang?«, sagte Mrs   Gaunt. »Welchen?«
    »Um das zu beantworten«, meinte Philippa, »bräuchte ich mehr Informationen über das, was in Palm Springs passiert ist. Und   –«, fügte sie nachdrücklich hinzu, »mehr Anhaltspunkte als anderthalb Flaschen Rotwein.«
    Mrs   Gaunt machte ein betretenes Gesicht. »Du hast natürlich Recht, Philippa. Das war viel zu übereilt. Ich war wütend auf die beiden Männer. Wütend, weil sie hier eingedrungen sind, und wütend auf mich und die Art, wie ich euren Vater behandelt habe. Jeder Mann sollte das Recht haben, sein Heim zu verteidigen, ohne dass seine Frau sich einmischt. Das hat ihm das Gefühl gegeben, unzulänglich zu sein. Ich dachte, zwei Flaschen von seinem Lieblingswein könnten vielleicht wieder gutmachen, dass ich mir die beiden Gestalten vorgenommen habe.«
    »Ich denke, das hat funktioniert«, sagte John. »Er war ziemlich gut drauf nach zwei Gläsern von dem Zeug.«
    »Trotzdem«, sagte Mrs   Gaunt. »Philippa hat Recht. Es wäre gut gewesen, mehr über die beiden zu erfahren.«
    »Vielleicht hilft uns das hier weiter«, sagte Philippa und reichte der Mutter das Steinmedaillon. »Ich habe es im Bibliothekszimmer auf dem Boden gefunden. Einer der beiden Einbrecher muss es fallen gelassen haben, als du die Wilden in Wein verwandelt hast.«
    Mrs   Gaunt betrachtete das Medaillon aufmerksam. »Sieht aus wie eine Schlange«, sagte sie. »Eine Kobra. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Aber