Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra
gut.« Er strich sich nachdenklich über den langen weißen Bart. »Ich muss mehr darüber herausfinden.«
»Wollen Sie nach New York fahren?«, fragte Nimrod.
»Wenn man ein ganzes Kloster finden kann, gibt man sich nicht mit dem Mönch zufrieden. Nein, mein Freund. Ich muss nach Indien und den Grünen Derwisch höchstpersönlich ausfindig machen.«
»Den Grünen Derwisch«, sagte Nimrod. »Aber natürlich. Er ist ein Engel, nicht wahr? Lebt auf dieser indischen Insel. Und weiß so ziemlich alles, was auf dem indischen Subkontinent vor sich geht.«
»Genau das ist er.« Mr Rakshasas nickte. »Wenn die Kobras wieder aktiv sind, werden sie dort ihren Sitz haben. Und der Derwisch wird über das Wie, Wann und Wo Bescheid wissen.«
»Dann komme ich mit Ihnen, Mr Rakshasas«, erklärteNimrod. »Außerdem brauchen Sie jemanden, der Ihre Lampe transportiert.«
»Ich würde mich über Ihre Gesellschaft zweifellos sehr freuen, lieber Nimrod. Aber ich werde nicht in der Lampe reisen. Bis diese Angelegenheit erledigt ist, behalte ich meine menschliche Gestalt bei. In meiner Lampe erleichtere ich es diesen heidnischen Teufeln nur, mich zu stehlen. Nein, die Lampe bleibt hier. Sicher verwahrt in Ihrem Tresorraum. Und das Lampeninnere wird wie üblich auf sich selbst aufpassen. Den Dschinn möchte ich sehen, der dumm genug ist, unaufgefordert dort einzudringen.« Nach kurzem Nachdenken fügte er hinzu: »Da ist noch etwas. Wir sollten lieber so unauffällig reisen wie drei Männer namens Murphy in einem Bus nach Cork. Und wir müssen Sinn und Zweck unserer Reise vor jedermann verborgen halten. Nicht einmal Mr Groanin sollte erfahren, wohin wir reisen. Er kann hierbleiben. Für alle Fälle. Außerdem ist Indien kein Ort für einen Mann mit seinem empfindlichen Magen.«
»Wie Sie wünschen, Mr Rakshasas«, stimmte Nimrod ihm zu. »Sie halten es nicht vielleicht für möglich, dass Iblis etwas damit zu tun haben könnte? Schließlich ist es erst wenige Monate her, dass er John und Philippa bedroht hat. Wenn es um irgendwelche Gemeinheiten geht, ist auf ihn eigentlich immer Verlass.«
»Iblis? Er ist zwar in jeder Beziehung eine Schlange. Aber, nein, vermutlich würde er sich vor den Aasth Naag ebenso in Acht nehmen wie jeder andere Dschinn, dem an seinen Weisheitszähnen gelegen ist. Mit denen würde er sich nicht einlassen, da bin ich mir sicher.«
»Sei’s drum. Um der Zwillinge willen wüsste ich lieber, wo er sich aufhält. Und was er vorhat.«
»Auf schattigen Straßen gedeiht der Dreck, das ist gewiss. Wenn wir ihn ausfindig machen wollen, müssen wir uns nur ein wenig die Finger schmutzig machen. Doch zu Ihrer Beruhigung, Nimrod, ich glaube nicht, dass er irgendetwas versuchen wird, solange Layla noch in New York lebt. Er würde es nicht riskieren, sich zu rächen, während sie noch in der Nähe ist. Nicht angesichts der Machtfülle, die sie als Blauer Dschinn besitzen wird.«
Iblis hatte eine Rechnung zu begleichen. Vor sechs Monaten hatten Nimrod, sein unverschämt junger Neffe und seine Nichte gemeinsam Iblis’ Versuch vereitelt, die siebzig vermissten Dschinn des Akhenaten für seine bösen Zwecke einzuspannen. Ohne diese drei hätte die Homöostasis – das Gleichgewicht zwischen Glück und Unglück in der Welt – für alle Zeiten beeinträchtigt werden und das Unglück das Glück überwiegen können. Doch die drei Marid hatten Iblis besiegt und ihn in einer antiken Parfümflasche gefangen gesetzt. Und dort wäre er auch geblieben, wären da nicht ein habgieriger Kanadier und ein einfältiger Junge aus Französisch-Guayana gewesen, der sich, als Gegenleistung für drei versprochene Wünsche, überreden ließ, ihn freizulassen. Nicht dass Iblis dem Jungen wirklich drei Wünsche erfüllt hätte. Menschen zu belohnen, die ihm einen Gefallen taten, war nicht seine Art; stattdessen hatte er den Jungen mit einer Diminuendo-Fessel belegt und ihn in eine lebende Puppe verwandelt. Dass Iblis mit irgendwelchen Kobrakulten nichts zu tun hatte, stimmte;nicht zutreffend aber war, dass er mit den bevorstehenden Ereignissen nichts zu tun hatte. Angetrieben von seinem Hass auf die Zwillinge, Nimrod und Mr Rakshasas war er allerdings auf dem besten Weg dazu, wenn auch auf eine Weise, die weder er noch irgendjemand sonst hätte voraussehen können.
Versteckt in seiner luxuriösen Penthouse-Suite im Croesus Hotel in Las Vegas verbrachte Iblis, der Ifrit, den ganzen Vormittag im Bett, von dem aus er mehrere
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