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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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jung.« Sie schüttelte den Kopf. »Wirklich ein Jammer, dass Mom so aufbrausend ist. Es wäre hilfreich gewesen, mehr über diese beiden Männer zu erfahren. Sie haben orangefarbene Sachen getragen, sagst du?«
    »Ja. Sie sahen ganz schön merkwürdig aus mit ihren gelb angemalten Gesichtern.« John deutete auf den Boden. »Und sie standen ziemlich genau dort, wo du jetzt stehst, als sie ihr Fett abbekamen.«
    Philippa ließ sich auf alle viere nieder und nahm den Teppich genau in Augenschein.
    »Was machst du da?«, fragte John.
    »Das machen die Polizisten im Fernsehen auch immer,wenn ein Verbrechen passiert ist. Man nennt es Sicherung von Beweismitteln.«
    »Was denn für Beweismittel?«
    »Solche.« Philippa stand auf und hielt etwas in der Hand. Es war ein kleines, rundes Schieferplättchen mit einem ausgerissenen Loch am Rand, als habe es früher an einer Art Kette gehangen. Auf den Stein war eine orangefarbene Schlange gemalt und daneben etwas, das wie ein Fragezeichen ohne Punkt aussah. »Hast du das schon mal gesehen?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Dann könnte ich wetten, dass einer der beiden Kerle es verloren haben muss. Komm mit, wir zeigen es Mom.«
    Sie gingen hinauf ins Ankleidezimmer und fanden ihre Mutter damit beschäftigt, einen Glasbehälter anzustarren, in dem die hässlichsten tropischen Fische herumschwammen, die sie je gesehen hatten. »Oh, gut«, sagte Mrs   Gaunt. »Da seid ihr ja. Seht euch das an. Sie gehören zu den neuen Sicherheitsvorkehrungen, die ich gerade treffe. Piranhas. Fressen so gut wie alles. Ein Schwarm von ihnen nagt einer Kuh bei lebendigem Leib innerhalb von Minuten das Fleisch von den Knochen.«
    John spähte respektvoll in das Aquarium, faziniert vom Anblick der seltsamen glotzäugigen Fische.
    »Der Behälter ist natürlich kugelsicher«, erklärte Mrs   Gaunt. »Außerdem habe ich ihn mit einer mächtigen Fessel dschinnsicher gemacht. Zumindest vor sämtlichen Dschinn außer euch und mir.«
    »Äh, und wie genau sollen uns die Fische beschützen?«, fragte Philippa nach. »Ich meine, sie sind da drinnen und wir hier draußen.«
    »Sieh genauer hin«, sagte Mrs   Gaunt.
    Philippa drückte die Nase gegen die Glasscheibe und sah, dass sich in dem großen Glasbehälter noch ein zweiter, kleinerer befand, der mit Luft gefüllt zu sein schien. »Da liegt ein Schlüssel drin«, bemerkte sie. »In dem kleineren Behälter.«
    »Das ist der Schlüssel zum Safe«, erklärte Mrs   Gaunt. »Es gibt eine kleine Luftschleuse, durch die man ihn in den zweiten Behälter hinein- und wieder herausbekommt, ohne dass Wasser nachläuft.«
    »Kapier ich nicht«, gestand John. »Was hat der zweite Behälter für einen Sinn? Niemand ist so verrückt, dass er den Arm in den großen Behälter steckt.«
    »Nein?« Mrs   Gaunt rollte den Ärmel hoch und tauchte den Arm in den Behälter mit den Piranhas. »Alles in Ordnung«, sagte sie angesichts der besorgten Gesichter ihrer Kinder. »Sie tun mir nichts. Und euch übrigens auch nicht. Aber die Tiere im zweiten Behälter sind eine andere Geschichte. Bei ihnen müsst ihr vorsichtiger sein.«
    »Ich sehe nicht das Geringste«, sagte John.
    Mrs   Gaunt griff abermals ins Wasser und klopfte auf die Oberseite des zweiten Behälters. Augenblicklich versuchten zwei riesige Spinnen ihre Hand anzugreifen und Philippa schrie entsetzt auf.
»Phoneutria fera«
, sagte Mrs   Gaunt. »Brasilianische Jagdspinnen. Ihre Giftklauen sind so scharf, dass sie einen Fingernagel durchbohren können. Ein halbes Milligramm von ihrem Gift reicht aus, um Mensch oder Dschinn zu töten; wenn ihr also an den Schlüssel wollt, solltet ihr dafür sorgen, dass die beiden hier vorher gut gefüttert wurden.«
    »Aber was soll das alles?«, fragte John. »Warum ist es so wichtig, ein paar alte Zähne zu beschützen?«
    »Hast du noch nie von der Zahnfee gehört, John?«, fragte die Mutter mit einem Lächeln. »Dieser Brauch der Irdischen hat seinen Ursprung in einem uralten Aberglauben, der vom Prinzip und der Anwendung übertragbarer Dschinnfesseln beeinflusst wurde. Alles, was vom Körper eines Dschinn stammt – Haare, Blut und Fingernägel   –, bleibt mit diesem Dschinn in Verbindung. Vor allem aber seine Weisheitszähne. Sie müssen besonders sorgfältig gehütet werden, weil sie das ganze Leben lang mit dem Dschinn verbunden bleiben. Jemand, der sich damit auskennt, kann sich mit ihrer Hilfe ein Amulett anfertigen, das ihn gegen die Kraft dieses Dschinn beschützt.

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