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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Bestandteile der Botschaft waren vielleicht gar nicht so schwer zu verstehen. Was waren die Dogen oder Herzöge von Venedig anderes gewesen als
die Herren
von Venedig? Und befanden sich im Dogenpalast nicht zwei der größten Globen, die Philippa je gesehen hatte?
    Sei gegrüßt
, schien der Kardinal zu sagen;
hier ist der Ausgangspunkt
.
    Und was eignete sich besser als Ausgangspunkt für die Suche nach einem magischen Schatz als ein uralter Kartenraum?
    Philippa steuerte die Schlange vor dem Palast an. Eine Stunde später rannte sie durch das Gebäude und die Treppe hinauf in Richtung Schildersaal, in dem die beiden Globen ausgestellt wurden, wie sie noch wusste.
    Es waren die größten Globen, die ihr je vor Augen gekommen waren. Jeder der beiden war so groß wie ein aufrecht stehendes Klavier, etwa so breit wie ein Auto und hatte die Farbe von altem Leder. Wahrscheinlich waren sie sehr wertvoll und mit Sicherheit sehr alt.
    Philippa umwanderte die Globen wie eine Bildhauerin ihr Motiv und fragte sich, warum jemand zwei riesige Globen benötigt hatte, auch wenn es in einem Palast war. Die beiden aus dem 18.   Jahrhundert stammenden Erdkugeln, die nebeneinander auf dem Marmorfußboden standen, wurden von einem feinen Metalldraht geschützt, der die Besucher davon abhalten sollte, sie zu berühren. Doch genau das hatte Philippa vor. Wie sollte sie sonst die Heil’ge Insel finden? Und es gab noch ein Problem: Wie sollte sie sich die nördlichen Hemisphären ansehen, wenn sie mit ihrer Körpergröße nur bis knapp über den Äquator reichte?
    Für den Moment beschränkte sie sich darauf, die beiden südlichen Halbkugeln abzusuchen. Sie ging so dicht an die Globen heran, wie sie es wagte, schlich um sie herum und suchte nach – das wusste sie selbst nicht genau. Aber sie nahm an, dass Kardinal Marrone auf den Globen irgendeine Andeutung hinterlassen haben würde, wo die Heilige Insel zu finden war.
    Als sie mit den südlichen Hemisphären fertig war, überlegte sie, ins Hotel zurückzukehren und Marco Polo zu holen, damit sie sich auf seine Schultern setzen konnte, verwarf die Idee jedochgleich wieder. Marco war viel zu alt, um so etwas zu leisten. Außerdem würde man den Palast bald schließen. Ihr blieb nicht genug Zeit, um ins Hotel zurückzukehren und sich noch einmal anzustellen. Was sie brauchte, war eine Trittleiter   …
    Sie hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als ein Mann, so groß wie eine Trittleiter, den Schildersaal betrat. Er war schwarz, sah gut aus und trug ein T-Shirt der New York Giants, dessen Anblick Philippa vermuten ließ, dass er ein Footballspieler und noch dazu Amerikaner sein könnte. Sie folgte ihm eine Weile durch den Raum, sah, dass er einen englischen Reiseführer dabeihatte, und schritt zur Tat.
    »Hi«, begrüßte sie ihn strahlend. »Sind Sie aus den Staaten?«
    »Aus New York«, sagte der Mann. »So, wie es auf dem T-Shirt steht.« Er lächelte. »Und wo kommst du her?«
    »Aus New York. Genau wie Sie. Ich habe mich gefragt, ob Sie mir vielleicht einen kleinen Gefallen tun könnten?«
    »Einer Landsmännin aus New York – jederzeit.«
    »Ich möchte gern die Oberseite der Globen sehen«, sagte sie. »Aber ich bin zu klein. Ob Sie mich wohl hochheben könnten? Auf Ihre Schultern vielleicht?«
    Der Mann grinste. »Aber klar«, sagte er. »Warum nicht?« Er ging in die Hocke. »Komm an Bord. Ich heiße übrigens John Nevada.«
    Selbst Philippa hatte schon von John Nevada gehört.
    »Der Footballspieler?«
    »Jawohl.«
    »Schön, Sie kennenzulernen, John. Ich heiße Philippa Gaunt.«
    Philippa kletterte auf Nevadas Schultern und stieß einen Schrei aus, als er sich erhob und sie in knapp drei Meter Höhe beförderte. Von dort aus konnte sie bequem auf die Oberseite der Globen hinuntersehen.
    »Hoffentlich bin ich nicht zu schwer für Sie.«
    »Ha, nein.« Nevada wanderte langsam um die Globen herum. »Nach was suchst du eigentlich?«
    »Das weiß ich selbst nicht genau«, gestand sie. »Aber wenn ich es sehe, weiß ich es.«
    »Du nimmst mich hoffentlich nicht auf den Arm«, sagte Nevada.
    »Nein, nein. Es ist mir wirklich ernst. Ich schreibe einen Schulaufsatz über die Globen. Aber wenn man nur die Hälfte davon sehen kann, ist das ein bisschen schwierig.« Sehr nachvollziehbar fügte sie hinzu: »Ich wollte einfach sehen, wie genau die Kartografie im achtzehnten Jahrhundert schon war.«
    »Leuchtet mir ein«, sagte er. »Und wie genau ist sie?«
    »Europa sieht sich

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