Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi
Verlierer gezeigt. Es war Rudyard Teer, einer der vielen Söhne von Iblis.
»Und wie geht es mit meiner Operation Magisches Quadrat voran, Dad? Gut? Cool. Dieser Dybbuk ist einfach zu blöd. Ja, ich weiß, dass er auch dein Sohn ist, Dad. Aber du musst zugeben, dass er ein totaler Schwachkopf ist. Schon gut, schon gut, wenn du meinst. Ja, er ist mein Halbbruder. Obwohl ich finde, dass ›Halbidiot‹ die Sache besser trifft. Nein, vergiss es, Dad. Ich habe die neuesten Keyfitz-Zahlen für dich.«
»Was ist eine Keyfitz-Zahl?«, fragte sich Finlay.
»Ich habe keine Ahnung«, erklärte John wortlos.
»Wir stehen jetzt bei neunzig Milliarden erfassten und entsorgten Seelen«, sagte Rudyard Teer. »Richtig. Deine Kriegerteufel haben neunzig Milliarden Seelen absorbiert. Ist das nicht unglaublich? Uns fehlen nur noch sechs Milliarden, um die gesamte Geisterwelt leer zu fegen, ehe die Sache losgeht. Dad? Dad, die Verbindung wird schlechter. Hab ich das richtigverstanden? Ich soll mich mit den restlichen sechs Milliarden Seelen nicht abgeben? Okay. Wie du meinst, Dad. Du hast recht. Sechs Milliarden sind einfach zu wenig, um uns einen Strich durch die Rechnung zu machen. Okay, Dad. Ich rufe dich morgen wieder an. Mach’s gut.«
Immer noch lachend, lief Rudyard Teer den Besuchersteg wieder zurück. Sekunden später verlosch das Licht in der Halle und die Terrakottakrieger und der Junge, der sich hinter einem von ihnen versteckte, standen wieder im Dunkeln.
»Worum ging es da gerade?«, fragte Finlay.
»Ich überlege noch«, sagte John.
»Wir müssen Nimrod warnen«, sagte Finlay.
»Ja, aber laufen wir nicht in die gleiche Falle, wenn wir durch diese Tür gehen?«, wandte John ein.
»Das leuchtet mir ein.«
»Hör mal, Nimrod ist ein sehr mächtiger Dschinn«, sagte John. »Und Groanin hat einen besonders starken Arm. Wir müssen uns einfach darauf verlassen, dass sie auf sich selbst aufpassen können; und wenn nicht, werden wir es wohl erst recht nicht schaffen. Ich habe keine Dschinnkraft und du bist nur ein normaler Menschenjunge.«
»Da kann ich nicht widersprechen«, gab Finlay zu.
»Wenn Rudyard Teer annimmt, dass wir im gleichen Boot sitzen wie Nimrod und Groanin, ist das vielleicht ein Vorteil für uns«, sagte John. »Den wir verspielen könnten, wenn wir durch die Sesam-öffne-dich-Tür gehen. Ich denke, wir haben bessere Karten, wenn wir ins Hotel zurückgehen. Dort können wir abwarten und darauf hoffen, dass Philippa in Venedig das Rätsel von Kardinal Marrones Gemälde lösen kann und die goldeneTafel findet. So wie ich die Sache sehe, brauchen wir, wenn wir Nimrod und Groanin wirklich nachgehen müssen, irgendetwas in der Hinterhand, mit dem wir sie aus der Falle herausholen können, in die sie sich hineinmanövriert haben. Und das kann nur Marco Polos goldene Tafel.«
»Was ist, wenn Philippa es nicht schafft?«, fragte Finlay. »Wenn es ihr nicht gelingt, das Rätsel zu lösen?«
»Wenn es irgendjemand schafft, dann sie«, sagte John. »Meine Zwillingsschwester hat ein Hirn so groß wie ein Basketball. Vor allem, seitdem man sie zum nächsten Blauen Dschinn machen wollte. Ich habe keine Ahnung, was passiert, wenn sie es nicht schafft. Wirklich nicht. Nach dem, was dieser blöde Rudyard Teer gerade gesagt hat, ist es eine Frage von Leben oder Tod, ob Philippa dieses Rätsel löst. Vielleicht ist es sogar noch wichtiger als das.«
Eine gans, gans aussichtslose Sache
In der Galleria dell’Accademia in Venedig saß Philippa allein vor dem Gemälde, das Schwester Cristina »Vecchio Vista di Palazzo d’Oro« genannt hatte. Die vier Bauern, die den Grundstein des goldenen Palasts betrachteten, auf dem die scheinbar unsinnige Gleichung stand, wirkten ebenso ratlos, wie Philippa sich fühlte. Sie überlegte vorwärts und rückwärts, überzeugt, dass die Lösung des Rätsels in der Auflösung der unlösbaren Aufgabe XI + I = X lag – was, da sie unlösbar war, nicht eben leicht sein würde. Wie konnten elf plus eins zehn ergeben? Das ergab keinen Sinn. Was natürlich der Sinn der Sache war. Er sollte nicht klar und deutlich sein, sondern unverständlich und verborgen. Wenn es auf Anhieb einen Sinn ergeben würde, wäre es kein Rätsel. Sie verbrachte einen ganzen Tag damit, das Bild einfach nur anzusehen und darüber nachzudenken.
Philippa war allein in der Galerie, weil sie Marco Polo gebeten hatte, im Hotel zu bleiben, damit er sie nicht ablenkte. Nachdem er italienisches Eis gekostet hatte
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