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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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alter Körper wurde zerstört. Was ich sehr bedaure, da er mir außerordentlich gut gefallen hat.«
    »Wirklich Pech«, sagte Marion und schüttelte Mr   Gaunt die Hand. »Können Sie sich nicht den Körper Ihres Sohnes ausleihen, solange er ihn nicht braucht?«
    »Nein, ich glaube, das wäre nicht richtig«, meinte Mrs   Gaunt. »Ein Junge sollte die Möglichkeit haben, gewisse Dinge vor seiner Mutter geheim zu halten, finden Sie nicht?«
    »Ja, da haben Sie wohl recht.« Marion Morrison wies mit dem Kopf auf Mr   Rakshasas. »Ich würde Ihnen ja vorschlagen, sich bei dem alten Herrn zu bedienen. Aber ich vermute, dass er tot ist.«
    »Den Eindruck habe ich auch«, sagte Mrs   Gaunt.
    »Bei Dschinn in körperlosem Zustand ist der Tod mitunter schwer feststellbar«, sagte Marion. »Aber Mr   Rakshasas wird seit Tagen immer kälter. Ich habe die Heizung voll aufgedreht, aber es nützt nichts. Ich glaube, die Totenstarre hat eingesetzt. Er ist steif wie ein Brett, was nicht normal ist.«
    »Der gute alte Rakshasas«, sagte Mrs   Gaunt. »Wir hatten ihn so gern.« Seufzend wischte sie eine Träne aus dem wässrigen Auge ihres Mannes. »Ich fürchte, mein Weggang hat hier einiges angerichtet.«
    »Und ob.« Marion erzählte Mrs   Gaunt, was Mrs   Trump zugestoßen war. »Ich hielt es nicht für den richtigen Zeitpunkt, Ihrem Mann von dem Unfall zu erzählen«, fügte sie erklärend hinzu. »Er sollte zuerst ganz gesund werden. Deshalb weiß er noch nichts davon.«
    »Arme Mrs   Trump«, sagte Mrs   Gaunt. »Im Koma. Das wäre alles nicht passiert, wenn ich hier in New York geblieben wäre.«
    »So ist es nun mal«, sagte Marion und legte Mr   Gaunt fürsorglich die große Hand auf die Schulter. »Der sicherste Platz ist wahrscheinlich immer noch im Bett. Aber bestimmt nicht der interessanteste. Und wer das Beste aus seinem Leben machen will, muss mehr sehen als Decken und Kissen.«
    »Das stimmt«, pflichtete Mrs   Gaunt ihr bei. »Was soll ich nur tun?«
    »Das Schicksal ist schon eine komische Einrichtung«, sagte Marion. »Manchmal spielt es uns eine Karte zu, von der wir gar nicht wissen, dass wir sie brauchen, bis es so weit ist. Schätze, genau das könnte hier der Fall sein.«
    »Ich glaube, ich kann Ihnen nicht folgen«, sagte Mrs   Gaunt.
    »Mrs   Trump«, sagte Marion. »Ich denke, Sie sollten mal ein Auge auf sie werfen. Vielleicht ist sie genau die Antwort, die Sie suchen.«
    Immer noch ein wenig unsicher über die Bedeutung dieser Worte, beschloss Mrs   Gaunt, ihre Haushälterin so oder so zu besuchen. Nachdem sie ihren Mann ins Bett zurückgebracht hatte, verließ sie seinen Körper und flog aus dem Haus. Unsichtbar schwebte sie über den Garten, durch die Mauer des Krankenhauses an der 78 th Street und durch verschiedene Krankenzimmer, bis sie dasjenige gefunden hatte, in dem ihre komatöse Haushälterin lag.
    Für eine Schwerkranke sah Mrs   Trump sehr gut aus. Sie mochte bewusstlos sein, doch sie hatte einen strahlenden Teint und ihr Haar war voll und glänzend. Sie hatte stark abgenommen und zum ersten Mal sah Mrs   Gaunt in ihrer stumm und mit geschlossenen Augen daliegenden Haushälterin einen Abglanz der früheren Schönheitskönigin.
    Die Tür ging auf und ein Tross Ärzte betrat das Zimmer, angeführt von Saul Hudson, Mrs   Trumps Neurologen. Er nahm die Informationstafel, die am Fußende des Bettes hing, überflog die Daten und schüttelte den Kopf. Natürlich konnte keiner von ihnen Mrs   Gaunt sehen.
    »Ich glaube, wir sollten langsam in Erwägung ziehen, die Dame in eine Dauereinrichtung für menschliches Gemüse zu verlegen«, sagte er unfreundlich. »Nachdem sie seit über dreißig Tagen keine Vitalzeichen mehr gezeigt hat, erscheint es höchst unwahrscheinlich, dass sie sich von ihrem Sturz jemals erholen wird. Ich fürchte, wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass diese Frau ein Wrack ist.«
    Es ärgerte Mrs   Gaunt, dass über Mrs   Trump so respektlos geredet wurde, noch dazu von jemandem, der einen sogenannten Pflegeberuf ausübte.
    »Sie ist kein Wrack«, dachte Mrs   Gaunt. »Oder?«
    Sie schlüpfte in den Körper ihrer Haushälterin und begann sich mit Mrs   Trumps Körperfunktionen vertraut zu machen. Alles schien in tadellosem Zustand zu sein. Alles, bis auf ihr Gehirn. Doch selbst das war unverletzt. Es war, als sei ihr Geist bei dem Sturz einfach davongeflogen. Mrs   Trump und alles, was sie ausgemacht hatte, war für immer fort – daran gab es keinen

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