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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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melden wir uns nicht gleich auch noch zur Prüfung an, wenn wir schon dabei sind. Jetzt ist nicht die Zeit, um in die Schule zu gehen, Finlay. Nimrod, John und Groanin sind in großer Gefahr.«
    »Wie wäre es mit einem Sprachführer?«, fragte Finlay.
    »Einem Sprachführer?«, wiederholte Philippa zweifelnd. »Hier geht es um die goldene Tafel, nicht um ein Wochenende in Paris.«
    »Hast du vielleicht eine bessere Idee?«
    »Na ja«, sagte Philippa nachdenklich. »Wir könnten jemanden suchen, der Englisch spricht, und ihm eine Liste mit infrage kommenden Befehlen geben, damit er sie für uns ins Chinesische übersetzt.«
    »Ich bin seit zwei Tagen hier«, sagte Finlay. »Keiner der Einheimischen spricht Englisch. Die Speisekarten in den Restaurants gibt es nur auf Chinesisch. Ich habe keine Ahnung, was ich mir hier in den Mund stecke. Wenn man erst eine Weile hier ist, kommt einem England irgendwann genauso weit entfernt und fremd vor wie der Mars. Und genauso fremd erscheinen wir den Leuten hier auch. Wir sind für sie die Ausländer. Oder noch schlimmer: ausländische Teufel. Nimrod hat mir erzählt, dass sie uns so nennen. Hier spricht niemand Englisch, Philippa. Warum sollten sie, wenn die anderen zwei Milliarden Menschen, die hier leben, es auch nicht können?«
    »Vielleicht gibt es eine amerikanische Botschaft oder einKonsulat in Xian«, sagte Philippa. »Dort könnte uns jemand helfen.«
    »Warum glaubst du, sie würden dort für uns alles stehen und liegen lassen?«, fragte Finlay.
    »Deshalb«, sagte sie und zeigte Finlay die goldene Tafel.
    Philippa rief die amerikanische Botschaft in Peking an und stellte fest, dass der amerikanische Vizekonsul nur einmal in der Woche, am Dienstag, nach Xian kam, was bedeutete, dass sie fast eine Woche auf seinen nächsten Besuch warten mussten. Aber die Botschaftsangestellte sagte ihr auch, dass es einen britischen Vizekonsul gäbe, der sich von montags bis freitags in Xian aufhielt. Sobald Philippa und Finlay die Adresse des britischen Vizekonsuls herausgefunden hatten, verließen sie das Hotel und suchten sich einen Taxifahrer, der genug Englisch verstand, um sie hinzubringen.
    Das Büro lag in Xioa Zhai, im Süden der Stadt, in einem verkehrsreichen Gewerbegebiet, wo Mr   Blunt, der Vizekonsul, in einigen tristen Räumen über der Pu-Yi-Wäscherei arbeitete. An der Wand hinter seinem Schreibtisch hingen das Porträt der Königin von Rolf Harris und eine Weltkarte, auf der sämtliche verbliebenen britischen Kronkolonien markiert waren. Mr   Blunt war ein kleiner Mann mit lockigen grauen Haaren, kleinen Händen und einer fast flötenden Stimme – eher eine kleine alte Dame als ein Mann   –, der über die Ankunft der beiden Kinder alles andere als begeistert wirkte.
    »Ja?«, sagte er. »Was ist?«
    »Sind Sie Mr   Blunt?«
    »Das steht jedenfalls in meinem Mitgliedsausweis vom Verein gegen Kinder im Büro.«
    Angesichts solcher Grobheit zögerte Philippa.
    »Na, was?«, raunzte er.
    »Wir brauchen Ihre Hilfe bei einer Übersetzung ins Chinesische«, sagte Philippa. »Wir möchten, dass Sie sich eine Liste von Sätzen ansehen, die wir auf Englisch vorbereitet haben, und sie für uns ins Chinesische übersetzen. Sie sprechen doch Chinesisch, nicht?«
    »Ich spreche sechs Dialekte fließend, darunter Mandarin, Wu, Kantonesisch, Min, Xiang und Hakka«, erwiderte er steif. »Hört mal, ich bin der britische Vizekonsul und kein dahergelaufener Geschäftsmann von der Kleinkrotzdorfer Industrie- und Handelskammer. Und ich bin schon gar nicht da, um minderjährigen Amerikanern zu helfen, die Sprache von Konfuzius und Laotse zu verhunzen. Ich brauche bloß in eure rosa Kaugummigesichter zu sehen und mir wird angst und bange vor der Zukunft. Und jetzt schleicht euch.«
    »Ich bin kein Amerikaner«, sagte Finlay. »Ich bin Engländer.«
    »Dann kannst du von Glück sagen. Und da du ein Landsmann bist, gebe ich dir den folgenden konsularischen Rat: Kauf dir im nächsten
Shudian –
das heißt ›Buchladen‹ auf Chinesisch – einen Sprachführer. Auf Wiedersehen.«
    Seufzend griff Philippa in ihre Tasche und kramte nach der goldenen Tafel. »Ich weiß wirklich nicht, warum wir uns die Mühe gemacht haben, höflich an die Sache ranzugehen.«
    »Verstehst du Englisch etwa genauso schlecht wie Chinesisch?«, wollte Mr   Blunt wissen. »Ich habe ›Auf Wiedersehen‹ gesagt.« Er machte eine grobe, wegwischende Handbewegung. »Und jetzt, husch, husch!
Weg mit euch
. Ich habe

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